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Rocco – Der Mann mit den zwei Gesichtern: Italowestern-Gewalt mit einer Prise Klamauk

13 Apr

Sugar Colt

Von Volker Schönenberger

Western // 1866, New Mexico: Der Bürgerkrieg ist zu Ende. General Lee und seine Soldaten kehren aus dem Norden nach Hause zurück. Zur gleichen Zeit befinden sich auch die Reste eines Scharfschützen-Bataillons der dritten Füsilier-Brigade auf dem Rückmarsch. Doch die Einheit der Nordstaatler kommt nie in ihrer Heimat an. Einige von ihnen werden nach einem Dynamit-Anschlag von herabstürzenden Felsmassen getötet, die anderen gefangen gesetzt.

Rocco imponiert gern Frauen

Zwei Jahre später: Der als „Sugar Colt“ bekannte Revolverheld Rocco (Jack Betts) hat der Gewalt abgeschworen und gefällt sich mittlerweile darin, Frauen das Schießen beizubringen. Sein alter Freund Alan Pinkerton sucht ihn auf, um für seine Detektivagentur einen Auftrag auszuführen: Angehörige der seinerzeit verschwundenen Soldaten haben Briefe mit Lösegeldforderungen erhalten. Leben die Nordstaatler noch? Rocco lehnt den Auftrag ab, ändert seine Meinung aber, als Pinkerton vor seinen Augen einem Mordanschlag zum Opfer fällt. Als stutzerhafter Arzt getarnt, begibt sich Rocco ins Gebiet, in dem die Soldaten verschwanden. In Snake Valley laufen die Fäden zusammen …

Regieassistent von Sergio Leone

Unter dem Pseudonym Frank Prestland assistierte Regisseur Franco Giraldi 1964 keinem Geringeren als Sergio Leone bei dessen „Für eine Handvoll Dollar“. „Rocco – Der Mann mit den zwei Gesichtern“ markierte zwei Jahre später Giraldis dritte Regiearbeit. Für die Musik konnte er den 30 Jahre später für „Der Postmann“ mit dem Oscar prämierten Luis Bacalov gewinnen, der im selben Jahr wie „Rocco – Der Mann mit den zwei Gesichtern“ auch Sergio Corbuccis „Django“ musikalisch untermalte. Laut Internet Movie Database war auch Ennio Morricone am Soundtrack beteiligt. Bacalov, Morricone – kein Wunder, dass der Film bis hin zum Showdown pure Italowestern-Atmosphäre verströmt.

Im sonderbaren Outfit demonstriert er seine Fähigkeiten als Boxer

Trotz vieler Toter und einer entsprechenden Ernsthaftigkeit in etlichen Szenen kommt auch der Humor ein wenig zu seinem Recht. Das liegt an der Titelfigur, dem Mann mit den zwei Gesichtern. Wenn Rocco zum Arzt Dr. Tom Cooper wird, verwandelt er sich vom eiskalten Ermittler zum trotteligen Greenhorn – das allerdings eitel genug ist, nach kurzer Zeit im Schlafgewand seine Künste als Boxer zu demonstrieren. Die klamaukige Szene passt zwar nicht recht ins Gefüge der Handlung, weil Rocco damit frühzeitig einen Teil seiner Tarnung preisgibt, aber für das eine oder andere Logikloch sind ja viele Italowestern bekannt. Unterhaltsam genug ist das allemal und dank der Undercover-Story auch originell.

Von New Jersey zum Italowestern

Hauptdarsteller Jack Betts stammt aus New Jersey und war schon in den Jahren vor „Rocco – Der Mann mit den zwei Gesichtern“ fürs US-Fernsehen aktiv. Das ist der 1929 Geborene bis heute, ab den 90er-Jahren sah man ihn einige Jahre auch in kleinen Rollen in Kino-Produktionen. Für seinen einzigen Italowestern-Auftritt gab er sich das Pseudonym Hunt Powers – was auch immer ihn dazu motivierte oder wer auch immer ihn dazu nötigte. Koch Films hat „Rocco – Der Mann mit den zwei Gesichtern“ bereits 2013 in der Reihe „Western Unchained“ auf DVD veröffentlicht und eröffnet damit heuer eine neue Reihe, die den Titel „Westernhelden“ trägt. Die 2-Disc-Edition enthält Blu-ray wie DVD. Zur Sichtung des Films lag leider nur eine nackte Disc vor, sodass wir über die Aufmachung der Reihe keine Auskunft geben können. Der Film selbst passt trefflich in gut sortierte Italowestern-Sammlungen. Welche Geheimtipps des Genres könnt Ihr preisgeben?

Tödliche Waffe: Die Schurken besitzen eine Gatling Gun

Die Reihen „Westernhelden“ und „Western Unchained“ haben wir in unserer Rubrik Filmreihen aufgeführt.

Auch eine Damsel in Distress gilt es zu retten

Veröffentlichung: 6. April 2017 als 2-Disc Edition „Westernhelden“ #01 (Blu-ray & DVD), 18. Januar 2013 als DVD (Western Unchained)

Länge: 100 Min. (Blu-ray), 97 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch (BRD), Deutsch (DDR), Englisch, Italienisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Sugar Colt
IT/SP 1966
Regie: Franco Giraldi
Drehbuch: Sandro Continenza, Fernando Di Leo, Augusto Finocchi, Franco Giraldi, Giuseppe Mangione
Besetzung: Jack Betts, Soledad Miranda, Giuliano Raffaelli, Gina Rovere, Erno Crisa, Víctor Israel, Valentino Muñiz, Paolo Magalotti, Nazzareno Zamperla, George Rigaud
Zusatzmaterial Edition Westernhelden: Interviews mit Darsteller Hunt Powers, Regisseur Franco Giraldi, Filmhistoriker Fabio Melelli, Bildergalerie,Trailer
Zusatzmaterial Edition Western Unchained: Interview mit Hauptdarsteller Hunt Powers, Deutscher und Italienischer Trailer, Bildergalerie
Vertrieb: Koch Films

Copyright 2017 by Volker Schönenberger
Szenenfotos & Packshots: © Koch Films

 
 

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7 Antworten zu “Rocco – Der Mann mit den zwei Gesichtern: Italowestern-Gewalt mit einer Prise Klamauk

  1. Michael Behr

    2017/06/02 at 22:02

    Auch ich stimme für den „Nobody“ mit Terence Hill.

     
  2. Andrea Braun

    2017/06/02 at 21:23

    Django ist absolut sehenswert!

     
  3. Mike Hennig

    2017/06/02 at 14:35

    Nun, ein Geheimtipp ist der nachfolgende von mir genannte Film sicherlich nicht mehr, doch mit Lee van Cleef und Tomas Milian in den Hauptrollen einfach mal genial besetzt. Es handelt sich um Sergio Solima’s „Der Gehetzte der Sierra Madre, der übrigens auch einen der schönsten Filmscores des Genres hat, welcher von niemand Geringerem als Ennio Morricone himself komponiert wurde.

     
  4. Ingo Maaßen

    2017/06/02 at 10:35

    Einer meiner Favourites in dem Genre ist „Todesmelodie“ von Sergio Leone mit James Coburn und Rod Steiger! Ich gestehe, dass ich kein Fan des Genres bin, aber bei dem Cast wurde ich schwach 😉

     
  5. Filmschrott

    2017/06/02 at 08:47

    „Zwiebel Jack räumt auf“. Wobei das nicht wirklich ein Geheimtipp ist, sondern ein MIx aus Italo-Western und Benny Hill Show.

     
  6. Petra Dietrich

    2017/06/02 at 07:41

    Mein Lieblings Italo Western ist,
    „Mein Name ist Nobody“,
    mit Terence Hill von 1973,
    ist zwar schon etwas älter aber der Film gefällt mit immer noch.

     
  7. Dirk Busch

    2017/06/02 at 06:10

    Geheimtipps hab ich nicht wirklich(dafür kenn ich mich in dem Genre zu wenig aus),aber Keoma,Django,Leichen pflastern seinen Weg oder auch Once upon a Time in the West gehören so zu meinen Favs in Sachen Italo Western. 🙂

     

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