Dunkirk
Kriegsdrama // Im Fahrwasser von Christopher Nolans „Dunkirk“ hat nun auch Leslie Normans „Dunkirk – Die Schlacht von Dünkirchen“ von 1958 seine deutsche Heimkino-Erstveröffentlichung auf Blu-ray und DVD erhalten (eine VHS mag es mal gegeben haben). Anders als Nolans aktueller Film spielt sich die ältere Bearbeitung der Ereignisse an mehr Schauplätzen ab: An der englischen Heimatfront versucht der Reporter Charles Foreman (Bernard Lee), dem britischen Pressekorps die neuesten Informationen zu entlocken.
Corporal „Tubby“ Binns (2. v. l.) und seine Männer …
Gleichzeitig schlagen sich der unerfahrene Corporal „Tubby“ Binns (John Mills) und seine versprengte Schar englischer Soldaten im Nordwesten Frankreichs durch. Als sich den alliierten Truppen rund um Dünkirchen kein Ausweg mehr bietet, beginnt an der englischen Küste eine beispiellose Rettungsaktion: Militärische wie zivile Wasserfahrzeuge stechen in See, um die Soldaten aus dem Kessel der deutschen Wehrmacht zu befreien. Foreman meldet sich schließlich freiwillig, um mit seinem Boot Soldaten über den Kanal in Sicherheit zu bringen. Auch sein Bekannter, der Unternehmer John Holden (Richard Attenborough), und dessen Lehrling Frankie (Sean Barrett) gehören zu den Freiwilligen.
… geraten unter deutschen Beschuss
Stärker als Nolan gibt Regisseur Norman seinen Protagonisten Identität, was es erleichtert, ihrem Weg in den Kriegswirren an der Westfront zu folgen. „Dunkirk – Die Schlacht von Dünkirchen“ steht ganz in der Tradition klassischer Kriegsdramen der 50er- und 60er-Jahre – wir bekommen Heldenmut und Überlebenswillen zu sehen. Deutsche Gewehre, Geschütze und Sturzkampfbomber bringen Explosionen und den Tod, das aber unblutig. Es war eben noch nicht die Zeit für krassen Realismus à la „Der Soldat James Ryan“ (1998). Das macht das Kriegsdrama aber nicht weniger sehenswert.
Militärische wie zivile Wasserfahrzeuge …
Die Besetzung ist bemerkenswert: Bernard Lee (1908 –1981) übernahm 1962 für viele Jahre die Rolle als James Bonds Boss M. John Mills (1908 –2005) gehörte Zeit seiner Karriere zu den populärsten englischen Schauspielern und erhielt 1971 für seine Nebenrolle in David Leans „Ryans Tochter“ den Oscar und den Golden Globe. Richard Attenborough (1923 –2014) schließlich spielte in zahlreichen Großproduktionen von „Gesprengte Ketten“ bis „Jurassic Park“, erhielt als Regisseur von „Gandhi“ 1983 die Oscars für den besten Film und die beste Regie sowie den Golden Globe als Regisseur. Den Globe hatte er 1967 und 1968 auch schon als Nebendarsteller erhalten – für „Kanonenboot am Yangtse-Kiang“ und „Doctor Dolittle“.
… bringen den Soldaten die Rettung
„Dunkirk“ dürfte Leslie Normans (1911–1993) bekannteste Regiearbeit darstellen. Bis 1962 fürs Kino aktiv, inszenierte der Engländer von da an bis zu seinem Karriereende 1979 fast nur noch Episoden von Fernsehserien, darunter „Simon Templar“, „Mit Schirm, Charme und Melone“ und „Die 2“. Mit „Sieben gegen die Hölle“ („The Long and the Short and the Tall“) hatte er 1961 ein weiteres Kriegsdrama inszeniert – dessen Handlung spielt während der japanischen Besetzung Burmas im Jahr 1942. Angesichts von Normans „Dunkirk – Die Schlacht von Dünkirchen“ erscheint die Sichtung von „Sieben gegen die Hölle“ durchaus lohnenswert; zufällig ist er gerade erst bei uns auf DVD erschienen.
Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Robert Urquhart haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.
Auch Frankie, John Holden und Charles Foreman (v. l.) stechen in See
Veröffentlichung: 19. Oktober 2017 als Blu-ray und DVD
Länge: 135 Min. (Blu-ray), 130 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: Dunkirk
GB/USA 1958
Regie: Leslie Norman
Drehbuch: David Divine, W. P. Lipscomb, nach einem Roman von Trevor Dudley Smith (unter Pseudonym Elleston Trevor) und einer Buchvorlage von Lieutenant Colonel Ewan Butler und Major J. S. Bradford M.B.E. M.C.
Besetzung: John Mills, Richard Attenborough, Bernard Lee, Robert Urquhart, Ray Jackson, Ronald Hines, Sean Barrett, Roland Curram, Meredith Edwards, Michael Bates, Eddie Byrne, Maxine Audley, Lionel Jeffries
Zusatzmaterial: Interview mit Schauspieler Sean Barrett, Operation Dynamo Wochenschau, Kurzfilm „Young Veteran“, Privataufnahmen von Schauspieler John Mills, Behind the Scenes Bildergalerie, Wendecover
Vertrieb: Studiocanal Home Entertainment
Copyright 2017 by Volker Schönenberger
Fotos & Packshot: © 2017 Studiocanal Home Entertainment
Die Nacht der lebenden Texte 