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Meet Nero Wolfe – Ohne Bier wird nicht ermittelt

27 Nov

Meet Nero Wolfe

Von Ansgar Skulme

Mysterythriller // Der College-Präsident Professor Barstow (Boyd Irwin) bricht während einer Golf-Partie plötzlich tot zusammen. Ein Herzinfarkt – scheinbar. Nero Wolfe (Edward Arnold) wird derweil von der Schwester eines vermissten Mannes engagiert, um diesen zu finden. Bald stellt er mit Hilfe seines Assistenten Archie Goodwin (Lionel Stander) fest, dass beide Fälle in Zusammenhang stehen – und dass Professor Barstow Opfer eines cleveren Mord-Komplotts geworden ist. Da ihm eine beträchtliche Geldsumme angeboten wird, gewinnt Wolfe Interesse an der Lösung des Falls, und so startet er mit cleveren Schlussfolgerungen die Jagd auf den Mörder, ohne sein Haus jemals zu verlassen. Der korpulente Geizkragen lädt lieber alle Tatverdächtigen persönlich zu sich ein. Denn nichts geht über die eigenen vier Wände und eine gute Flasche kaltes Bier – oder zwei oder drei oder vier.

„Fer-de-Lance“ (dt. Titel: „Die Lanzenschlange“) und „The League of Frightened Men“ (dt. Titel: „Die Liga der furchtsamen Männer“) waren 1934 und 1935 die ersten beiden Romane, in denen der von Rex Stout erfundene Privatdetektiv Nero Wolfe auftauchte. Columbia Pictures sicherte sich schnell Rechte und Optionen, um zeitnah mit ersten Verfilmungen starten zu können, obwohl es bis dato erst wenige Wolfe-Geschichten gab. Der Plan des Studios war ursprünglich, bereits frühzeitig eine längere Kinofilmreihe zu starten, mit weiteren Nero-Wolfe-Fällen, die später noch aus der Feder von Stout kommen würden. Seinerzeit gab es diverse Reihen um clevere Ermittler und Spürnasen im US-Kino, die den Studios als konstante Einnahmequellen dienten, auch wenn das zuständige Studio teilweise im Laufe der jeweiligen Reihe wechselte. Denken wir etwa an die Privatdetektive Charlie Chan, Bulldog Drummond und Philo Vance, den Rechtsanwalt Perry Mason oder den berühmten Sherlock Holmes, der schon bald darauf ab 1939 in der populären Adaption mit Basil Rathbone zu sehen sein würde, welcher in den 30ern bereits diverse andere britische und amerikanische Holmes-Filme mit anderen Hauptdarstellern vorausgegangen waren. Auf diesen Zug wollte Columbia mit Nero Wolfe aufspringen. Die ersten beiden Wolfe-Romane dienten unmittelbar als Vorlage für die ersten beiden Filme. So wurde aus „Fer-de-Lance“ 1936 „Meet Nero Wolfe“ und aus „The League auf Frightened Men“ 1937 ein Film gleichen Titels. Dann jedoch war plötzlich Schluss. Wie konnte es dazu kommen?

Glück im Unglück

Es heißt, dass als Hauptdarsteller der Reihe zunächst Walter Connolly vorgesehen war, der sich beim krimiaffinen Publikum seinerzeit bereits einen Namen als Ermittler gemacht hatte, da er die Radio-Stimme von Charlie Chan in der NBC-Serie „The Adventures of Charlie Chan“ war, die von 1932 bis 1938 entstand – praktisch parallel zu den von der Fox Film Corporation und nachfolgend Twentieth Century Fox produzierten Kinofilmen mit Warner Oland als Charlie Chan, die von 1931 bis 1937 ins Kino kamen, ehe Oland die USA verließ und wenig später starb. Columbia entschied sich schließlich aber für Edward Arnold als Nero Wolfe, der als Typ Schauspieler bis heute vielen als Idealbesetzung der Rolle gilt, auch wenn die Art, wie Nero Wolfe in „Meet Nero Wolfe“ dargestellt wird, nicht jedem Freund der Romane zusagt – sei es hinsichtlich eines doch recht ausschweifenden Alkohol-Konsums oder hinsichtlich dessen wie die Figur mit ihren Gästen umgeht. Aspekte, die dem Drehbuch und der Regie, aber bestenfalls geringfügig Edward Arnold geschuldet sind. Für sich betrachtet – wenn man die Romane einmal aus dem Spiel lässt – weiß der Film in jedem Fall recht gut zu unterhalten und schafft auch den Spagat zwischen vielen komischen Szenen und einer doch spannenden Kriminalstory ziemlich gut.

Dies ist insbesondere dem Hauptdarsteller zu danken, dem es gelang, dass die Rolle immer ernst zu nehmen bleibt, ohne dass sich sein Nero Wolfe aber selbst zu ernst nimmt. Und das, obwohl sein Assistent und dessen Freundin in diesem Film doch zwei sehr oberflächliche Lachnummern sind, neben denen es eher schwierig war, die Rolle ernsthaft zu transportieren. Zudem will ich es dem Film durchaus zugutehalten, wie hemmungslos albern hier der Konsum von Bier zelebriert wird, wenn man bedenkt, dass die Prohibition noch nicht einmal drei volle Jahre zurücklag. Das Witzigste daran ist, wie intellektuell Edward Arnolds Nero Wolfe daherkommt, obwohl er ständig eine neue Flasche Bier öffnet, diese teilweise in wenigen Zügen zu trinken scheint und die weitesten Wege, die er zu Fuß zurücklegt, letztlich die von seinem Schreibtisch zum Kühlschrank sind, um sich ein neues Bier zu holen. Gerade, dass Arnold so gut wie gar keine Anflüge von Trunkenheit spielt – wenn man von vereinzeltem Aufstoßen einmal absieht –, gleichzeitig aber wie ein Weltmeister kombiniert und wortgewandt alle anderen an die Wand spielt, macht diesen Film für die damalige Zeit ziemlich einmalig. „Meet Nero Wolfe“ verharmlost exzessiven Alkoholkonsum auf doch recht kuriose Art und Weise, indem er einen eloquenten, gestandenen Schauspieler, in einer sehr geistesgegenwärtigen und cleveren Rolle beim ständigen Biertrinken zeigt – weit über die Romanvorlage hinausschießend –, ohne dass dies die Denkleistungen und sprachlichen Fertigkeiten dieses Nero Wolfe in irgendeiner Weise zu beeinträchtigen scheint.

Die Geschichte vom Hanns Guck-in-die-Luft

Mit Edward Arnold hätte diese Reihe zu einem Knaller werden können – er ist als Nero Wolfe genauso prägnant wie Basil Rathbone als Sherlock Holmes und Warner Oland als Charlie Chan –, wenngleich Rex Stout unzufrieden mit der Darstellung von Nero Wolfes Assistenten Archie war, der alle Wege für Wolfe geht, für die dieser ansonsten sein Haus verlassen müsste, und somit auch alle Informationen einholt, die außerhalb von Wolfes vier Wänden zu suchen sind. In den Romanen verlässt Wolfe seine Wohnung nur ungern und selten, in diesem Film überhaupt nicht. Rex Stout hielt Lionel Stander als Archie Goodwin für fehlbesetzt und zudem übertreibt es das Drehbuch zweifelsohne mit sowohl Archies Tölpelhaftigkeit als auch der seiner Angebeteten, Mazie Gray (Dennie Moore), einer Figur, die in der Romanvorlage obendrein gar nicht vorkommt. Andererseits ist Stander, schon allein seiner unglaublichen Stimme wegen, ein gewisses Charisma mit Wiedererkennungswert nicht abzusprechen, und dass die Assistenten der damaligen Privatdetektive im Kino schon einmal recht tapsig daherkommen, ist zudem nicht unbedingt ein Ausnahmefall. Columbia Pictures allerdings verstrickte sich in eine Reihe unglücklicher Zufälle sowie unkluger Entscheidungen. Man hatte eine Reihe geplant, wurde aber plötzlich damit konfrontiert, dass sich Edward Arnold nach nur einem Film entschied, keinen weiteren drehen zu wollen, da er Sorge hatte, vom Publikum auf diese Rolle festgelegt zu werden. Wohlwissend, dass beispielsweise Warner Oland mittlerweile kaum noch etwas anderes als Charlie-Chan-Filme drehte. Diese Entscheidung ist sicherlich nachvollziehbar, führte aber auch dazu, dass Arnold in der Folge weitaus weniger Hauptrollen bekam, als er sie zumindest in Nero-Wolfe-Filmen bekommen hätte. Für Schauspieler seiner Statur war es damals eine Seltenheit, den eigenen Namen an erster Stelle des Vorspanns lesen zu können – und selbst heute ist das eigentlich immer noch der Fall. Es werden einfach zu wenige Hauptrollen geschrieben, die für derartige Charakterdarsteller geeignet sind.

Man versuchte das Ruder herumzureißen, indem man nun doch noch auf Walter Connolly zurückkam, und diesen in „The League of Frightened Men“ besetzte, nur um dann aber festzustellen, dass auch mit Connolly aufgrund dessen schwerer Asthma-Erkrankung eine Reihe nicht wirklich machbar war. Zudem kam es zu einer weiteren seltsamen Änderung: Wolfe trank nun plötzlich heiße Schokolade statt Bier, was einen zeitgenössischen Kritiker der „Variety“ zu folgendem Statement veranlasste: „He drinks beer in the novel but hot chocolate in the picture. That’s the best explanation of what’s wrong with the film.“ („Er trinkt Bier im Roman, aber heiße Schokolade im Film. Das ist die beste Erklärung dafür, was mit dem Film nicht stimmt.“). Da Connolly zudem auch viele schlechte Kritiken für seine schauspielerische Leistung bzw. dafür, fehlbesetzt zu sein, bekam und Lionel Stander, den Rex Stout sowieso schon vorher nicht in der Rolle mochte, seinen Part als Archie neben Connolly obendrein wiederholen durfte, verlor man schließlich auch die Unterstützung des Autors, der viel Vertrauen hinsichtlich werkgetreuer Adaptionen seiner Romane verloren hatte und fortan nicht mehr bereit war, weitere Rechte abzutreten. Kurz gesagt: Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll, wenn man die Produktionsverantwortlichen mit dem Satz „Das hättet ihr euch alles auch wirklich mal vorher überlegen können!“ konfrontieren wollte. Somit war die Reihe nach nur zwei Filmen geradezu totgeritten worden. Aber selbst wenn man sich schlussendlich doch für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Walter Connolly entschieden und die Rolle des Archie neu besetzt hätte, wäre die Reihe trotzdem kaum noch vom Fleck gekommen, da Connolly im Mai 1940 mit nur 53 Jahren einem Schlaganfall erlag. Wenn man schon kein Glück hat, kommt manchmal dann eben auch noch Pech oder das Schicksal dazu.

Aus dem Kino verbannt

Während es bei sonstigen Hollywood-Spürnasen der damaligen Zeit durchaus üblich war, dass sie im Falle des Endes einer Reihe, unter Umständen recht zeitnah, von einem anderen amerikanischen Studio aufgegriffen und dort mit neuen Gesichtern und weiteren Kinofilmen bedacht wurden oder einigermaßen zeitnah in einer TV-Serie landeten, geschah mit Nero Wolfe etwas, das man geneigt ist „beispiellos“ zu nennen: Bis heute, 80 Jahre nach dem Kinostart von „The League of Frightened Men“, wurde kein weiterer Kinofilm mehr produziert, in dem Nero Wolfe ermittelt – und das offenbar weltweit. Auch die Versuche erster Fernsehadaptionen ließen bis spät in die 50er-Jahre hinein auf sich warten – die geglückten sogar noch länger. Nur im Radio war Wolfe von 1943 bis 1951, mit Unterbrechungen und in mehreren Versionen, noch einigermaßen präsent. In der letzten und erfolgreichsten dieser klassischen Radio-Adaptionen lieh ihm der berühmte Bühnen- und Filmschauspieler Sydney Greenstreet („Die Spur des Falken“, „Casablanca“) seine Stimme, davor Francis X. Bushman, Luis Van Rooten („Schwarze Trommeln“), Santos Ortega und und J. B. Williams. Die Versionen mit Bushman, Van Rooten, Ortega und Williams sind allerdings größtenteils nicht mehr verfügbar. Greenstreet hätte mit Sicherheit auch auf der Leinwand einen großartigen Nero Wolfe abgegeben, aber leider war er in den 30er-Jahren, trotz vieler Angebote, noch nicht beim Film, sondern ausschließlich auf der Bühne aktiv. Im Gegensatz zu den vorausgegangenen Kinofilmen, soll Sydney Greenstreets Interpretation der Rolle dem Roman-Autor Rex Stout gut gefallen haben. Nach Abschluss der Arbeiten an der Nero-Wolfe-Radioserie beendete der damals bereits über 70-jährige und gesundheitlich schwer angeschlagene Greenstreet seine Schauspielkarriere.

Große Namen – steinige Wege

Kaum kehrte Wolfe mit neuen Fällen vor die Kamera zurück, gingen die Probleme wieder los: 1959 entstanden ein paar Episoden mit Kurt Kasznar als Nero Wolfe und dem späteren „Captain Kirk“ William Shatner als Archie Goodwin, die aber nie gesendet wurden. Es heißt, der (fadenscheinige) Grund sei gewesen, dass sich die Pilotfolge als zu gut oder komplex für ein halbstündiges Format herausstellte. William Shatner soll noch geraume Zeit vergeblich versucht haben, die Serie bei einem Sender unterzubringen. So kam es letztlich dazu, dass die erste wirklich ausgestrahlte Fernsehadaption, in der Nero Wolfe in typischer Weise ermitteln durfte, in Deutschland entstand: „Zu viele Köche“ (1961) mit Heinz Klevenow als Nero Wolfe und Joachim Fuchsberger als Archie behandelt allerdings nur einen einzelnen Fall, in einem für das damalige deutsche Krimi-TV üblichen Mehrteiler-Format. Später entstanden jeweils zwei weitere amerikanische und italienische Fernsehserien, die von Folge zu Folge andere Fälle behandelten, sowie, in den frühen 2000er-Jahren, auch eine russische TV-Filmreihe.

Selbst Bud Spencer wurde um das Jahr 2000 mit der Rolle in Verbindung gebracht, woraus letztlich die lose an Nero-Wolfe-Motive angelehnte elfteilige Serie „I delitti del cuoco“ (2010) entstand – Bud Spencers letztes großes Projekt als Schauspieler. Der bekannteste Schauspieler, der den Original-Nero-Wolfe in späteren Jahren verkörperte, war William Conrad, in einer kurzlebigen Serie von 1981, die produziert wurde, nachdem 1977 zunächst ein Pilotfilm mit Thayer David entstanden war, dessen Ausstrahlung aber so lange aufgeschoben wurde, ehe David schließlich unerwartet starb. Es schien ein Fluch auf jeglichem Versuch zu liegen, Nero Wolfe als Film- oder auch Serienfigur in den USA zu etablieren. Ursprünglich war es Orson Welles, der in der zweiten Hälfte der 60er-Jahre versucht hatte, eine neue Nero-Wolfe-Filmreihe anzukurbeln. Da sich Rex Stout aber querstellte, verabschiedete sich Welles im Groll von dem Projekt. Paramount hingegen verfolgte es weiter und kaufte nach Rex Stouts Tod die Rechte an praktisch sämtlichen Nero-Wolfe-Geschichten für Orson Welles. Als man 1977 schließlich bereit war, das Ganze zu realisieren, wollte Welles nicht mehr und die Rolle ging an Thayer David. Nach dessen Tod fragte man Welles nochmals an, der aber nochmals ablehnte, weil er keine wöchentlich ausgestrahlte Serie, sondern eine TV-Filmreihe mit 90-minütigen Episoden – zwei bis drei solcher Filme pro Jahr – drehen wollte. William Conrad übernahm, durfte aber nur in 14 Episoden ermitteln. Maury Chaykin brachte es 20 Jahre später in der bislang letzten amerikanischen Nero-Wolfe-Serie auch nur auf 20 Episoden. Wolfe sollte, gerade in den USA, aus unterschiedlichsten Gründen wohl einfach kein Dauerbrenner werden.

Man kann nur spekulieren, ob und wie sehr Rex Stouts Ärger über Hollywoods Verfahren mit seinen Stoffen in den 30er-Jahren wirklich ein Grund dafür gewesen ist, dass Nero Wolfe seit nunmehr 80 Jahren wie verbannt aus dem Kino scheint. Schließlich war es bereits in den 50er- und 60er-Jahren gelungen, zumindest erste TV-Adaptionen in Produktion zu bringen, obwohl Rex Stout auch auf das Fernsehen nicht gut zu sprechen war, wenn es darum ging, Nero-Wolfe-Stoffe zu verfilmen. Immerhin versöhnlich: Nero Wolfes erster Auftritt vor der Kamera, nach den Kinofilmen von 1936 und 1937, findet sich 1956 in der TV-Reihe „Omnibus“; die Episode „The Fine Art of Murder“, in der auch Rex Stout höchstselbst zu sehen war, bringt bekannte Krimi-Persönlichkeiten zusammen, erzählt allerdings nicht unmittelbar eine Nero-Wolfe-Geschichte. Wolfe, der hier als Figur praktisch einen Gaststar-Auftritt hatte, wurde von Robert Eckles gespielt. Es blieb ein Einzelfall im US-Fernsehen, denn tatsächlich erst nach Rex Stouts Tod im Jahre 1975 und den beschriebenen Vorfällen um Orson Welles, gelangte Nero Wolfe Ende 1979 erstmals in einer US-Produktion, ganz klassisch einen Fall lösend, in dem besagten, nach Thayer Davids Ableben ausgestrahlten TV-Serienpilotfilm, auf die Bildschirme – über 40 Jahre nach den beiden Kinofilmen.

Eine lohnende Rarität

Auf DVD scheinen weder „Meet Nero Wolfe“ noch „The League of Frightened Men“ bisher irgendwo offiziell erschienen zu sein. Zumindest „Meet Nero Wolfe“ liegt aber bereits in einer recht gut abgetasteten Bildversion vor und bewegt sich auch inhaltlich qualitativ auf Augenhöhe mit vielen guten, unterhaltsamen Hollywood-Krimis anderer Spürnasen aus den 30er- und 40er-Jahren – in entsprechenden Sammlungen sollte der Film daher nicht fehlen. Eine deutsche Synchronfassung gibt es von beiden Filmen nicht – das gilt aber leider beispielsweise auch für die Philo-Vance- und die Perry-Mason-Filme der 30er-Jahre und ist insofern nicht nur auf die Kurzlebigkeit der (angehenden) Nero-Wolfe-Reihe zurückzuführen. Nicht alle Ermittler eroberten auch den deutschen Markt, obwohl sich viele dieser Filme auf demselben Niveau bewegen, das man auch von Charlie Chan, Sherlock Holmes und Mr. Moto aus den 30ern und 40ern kennt. Hauptsächlich wurden diese Filmreihen in späteren Jahrzehnten vom deutschen Fernsehen wiederentdeckt und synchronisiert, auch wenn es vereinzelt ältere Synchronfassungen gibt, dabei aber manche Reihen und bekannten Spürnasen schlichtweg nicht berücksichtigt. In deutschen Kinos konnte man die meisten der besagten klassischen Hollywood-Ermittler nicht sehen, obwohl es in den 50er-Jahren durchaus zur Auswertung vieler anderer Hollywood-Filme aus den 30ern und 40ern kam.

Auch des Regisseurs Herbert Biberman wegen lohnt der Film einen Blick. Biberman erlangte später tragische Bekanntheit als einer der sogenannten „Hollywood Ten“, einer Gruppe von zehn Filmschaffenden aus Hollywood, die sich im Zuge der Kommunisten-Hetzjagd des Ausschusses für unamerikanische Umtriebe, weigerten, Kollegen zu denunzieren oder anderweitig auszusagen und deswegen zu Haftstrafen verurteilt wurden. Zu der aufrechten Gruppe gehörten neben Biberman unter anderem auch der Drehbuchautor Dalton Trumbo und die Regie-Legende Edward Dmytryk. Herbert Biberman hatte auch zuvor nur wenige Filme als Regisseur gedreht; seine Filmografie als Drehbuchautor ist ebenfalls überschaubar. Als Mitglied der „Hollywood Ten“ war seine Karriere dann schließlich so gut wie beendet. Das trieb ihn zu dem waghalsigen Ansinnen, sich mit einem Drehbuchautoren, einem Produzenten und einem Komponisten zusammenzutun, die gleichsam Probleme mit dem Komitee für unamerikanische Umtriebe hatten, um Regie bei einem unabhängig produzierten pro-kommunistischen Film zu führen: „Das Salz der Erde“ (1954) wurde auch tatsächlich realisiert und machte Biberman zu einem denkwürdigen, aber heute vergessenen Rebellen des US-Kinos. Die Kommunisten-Jäger hatten sich hier selbst ein Ei ins Nest gelegt, da die Macher von „Das Salz der Erde“ aus der Überzeugung heraus handelten, dass sie sowieso nichts mehr zu verlieren hatten, wenn sie denn einen Film machen wollten, obwohl man sie auf die „schwarze Liste“ gesetzt hatte, und daher auch gleich einen politisch provokanten Film abliefern konnten. Eine der Hauptrollen spielte Will Geer, der spätere „Grandpa“ aus der Serie „Die Waltons“. Nur 1969 kam nachfolgend mit „Sklaven“ noch ein weiterer Film von Herbert Biberman ins Kino – hier zeichnete er schließlich noch einmal sowohl für das Drehbuch als auch die Regie verantwortlich. Und wem auch Herbert Biberman noch nicht als Grund reicht, sich diesen Film anzuschauen, den reizt vielleicht der Fakt, dass „Meet Nero Wolfe“ der erste Film war, den Rita Hayworth für Columbia Pictures drehte, ehe das Studio sie wenig später fest unter Vertrag nahm und berühmt machte. Hayworth trat hier noch unter einem anderen, von ihrem bürgerlichen Namen abgeleiteten Pseudonym, Rita Cansino, auf und spielte Maria Maringola – die Frau, durch deren Auftrag, ihren Bruder zu finden, Nero Wolfe ursprünglich die Arbeit an dem Fall aufnimmt.

Länge: 73 Min.
Altersfreigabe: FSK nicht geprüft
Originaltitel: Meet Nero Wolfe
USA 1936
Regie: Herbert J. Biberman
Drehbuch: Joseph Anthony, Howard J. Green & Bruce Manning, nach einem Roman von Rex Stout
Besetzung: Edward Arnold, Lionel Stander, Dennie Moore, Victor Jory, Nana Bryant, Joan Perry, Russell Hardie, Walter Kingsford, John Qualen, Rita Hayworth
Verleih: Columbia Pictures Corporation

Copyright 2017 by Ansgar Skulme
Filmplakat: Fair Use

 

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