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Die Hölle Vietnams – A Bright Shining Lie: Eine US-Laufbahn in Vietnam

01 Mär

A Bright Shining Lie

Von Volker Schönenberger

Kriegsdrama // Am 23. März 1962 trifft John Paul Vann (Bill Paxton) in Saigon ein. Um Karriere zu machen, hat er sich als militärischer Berater des südvietnamesischen Regimes dorthin versetzen lassen. Dafür lässt er auch seine Frau Mary Jane (Amy Madigan) mit den gemeinsamen Kindern in den USA zurück. Mit ehelicher Treue hält er es ohnehin nicht so streng.

In Kooperation mit südvietnamesischen Offizieren merkt Vann schnell, dass die einheimische Armee ganz andere Ziele verfolgt als das Zurückdrängen der Vietcong. Wichtiger erscheint die Bekämpfung innerer Gegner des südvietnamesischen Präsidenten Diệm. Vann bemerkt auch, wie mit Wissen der US-Verantwortlichen Falschmeldungen lanciert werden, um Niederlagen in Siege umzuwidmen. Im Wissen, dass er damit seine Karriere torpediert, lässt er den Kriegsberichterstatter Steven Burnett (Donal Logue) von der New York Times seine Sicht der Dinge verbreiten.

Als Zivilist zurück nach Vietnam

Zurück in seiner Heimat hält er Vorträge über die seiner Ansicht nach richtige Strategie, den Konflikt in Fernost zugunsten der USA zu entscheiden. Weil er nicht bis zum Generalstab vordringen kann, quittiert Vann den Militärdienst und nimmt einen Bürojob an, doch Vietnam lässt ihn nicht los. 1965 kehrt er für ein ziviles Hilfsprogramm in das kriegsgeschüttelte Land zurück, nur um sich zügig mit dem ihm zugeteilten regionalen Kommandanten Colonel Dinh (Les Mau) anzulegen – mit tragischen Folgen.

Gedreht wurde in Thailand und Indonesien. Bei „Die Hölle Vietnams – A Bright Shining Lie“ handelt es sich um eine TV-Produktion des renommierten Kabelfernseh-Anbieters HBO. Visuell merkt man das dem Kriegsdrama auch an, dennoch gibt es ausreichend ausladendes militärisches Szenario vor fernöstlicher Kulisse, sodass der Film optisch durchaus mit einigen Kinoproduktionen mithalten kann. Für die Geschichte gilt das ohnehin. Wir haben es mit einer reizvollen Kombination aus Historiendrama und Psychogramm zu tun. Die Handlung fokussiert stets auf John Paul Vann, den wir dank Bill Paxtons gewohnt großartigen Schauspiels gut kennenlernen – so gut, wie das ein Biopic leisten kann.

Was wollten die USA in Vietnam?

Gemäß der von US-Präsident Dwight D. Eisenhower 1954 verkündeten Domino-Theorie laufen Länder Gefahr, dem Kommunismus anheimzufallen, wenn sie sich in unmittelbarer Nachbarschaft kommunistischer Staaten befinden. Aus dieser These ziehen die USA seitdem die Legitimation, weltweit offen oder verdeckt zu intervenieren, um die Ausbreitung der Ideologie einzudämmen – sei es in Lateinamerika, sei es in Afrika, sei es in Asien. Das führte mehrfach zu einer völligen Ignoranz vor Menschenrechtsfragen, wenn etwa (Militär-)Diktaturen unterstützt wurden, nur weil sich die Machthaber linken Bewegungen ausgesetzt sahen. „Die Hölle Vietnams – A Bright Shining Lie“ wirft insofern unbequeme Fragen zur amerikanischen Intervention in Vietnam auf und stellt einen wertvollen filmischen Beitrag zum Thema dar. Allerdings werden einige Fehlentwicklungen des US-Militäreinsatzes vornehmlich mit Inkompetenz, Korruption und den Interessenlagen des südvietnamesischen Militärs erklärt. Sogar die dem Krieg mehr und mehr kritisch gegenüberstehende US-Presse bekommt ihr Fett weg, womit gewissermaßen eine beliebte Dolchstoßlegende am Leben erhalten wird. Das verwässert eine Antikriegsbotschaft, zu der der Film ansonsten das Zeug gehabt hätte, nimmt ihm aber nichts von seiner Faszination. Über die Laufzeit von nahezu zwei Stunden bin ich als Zuschauer gern am Ball geblieben, um mehr zu erfahren.

Vann erlebte während seiner mehrjährigen Aufenthalte bedeutende Phasen des Vietnamkriegs. Er befand sich auch in Saigon, als die Vietcong am 30. Januar 1968, dem Vorabend des vietnamesischen Neujahrsfests Tết Nguyên Đán, ihre Tet-Offensive starteten. General Westmoreland, im Film dargestellt von Kurtwood Smith, hatte dem Film zufolge die Anzeichen der Vietcong-Aktivitäten und Vanns Warnungen nicht ernstgenommen. John Paul Vann starb am 9. Juni 1972 in Vietnam, als sein Helikopter während eines Gewitters abstürzte.

Pulitzer-Preis für die Buchvorlage von Neil Sheehan

Für die Buchvorlage „A Bright Shining Lie – John Paul Vann and America in Vietnam“ erhielt der US-Journalist Neil Sheehan 1988 den National Book Award für Sachbücher und ein Jahr später den Pulitzer-Preis für Sachbücher.

Veröffentlichung: 26. Mai 2003 als DVD

Länge: 113 Min.
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: A Bright Shining Lie
Alternativtitel: Vietnam – Die letzte Rettung
USA 1998
Regie: Terry George
Drehbuch: Terry George, nach der Vorlage „A Bright Shining Lie – John Paul Vann and America in Vietnam“ von Neil Sheehan
Besetzung: Bill Paxton, Bo Eason, William L. Mansey, Karina Logue, Amy Madigan, Robert L. Hull, Donal Logue, Harve Presnell, Robert John Burke, Josh Somsak Orajan
Zusatzmaterial: Zahlen und Fakten, historischer Überblick, Bildergalerie „Vietnam – 25 Jahre später“, Trailer, Trailershow
Label: capelight pictures
Vertrieb: Al!ve AG

Copyright 2018 by Volker Schönenberger

 

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