700 Meilen westwärts – Triumph der Menschlichkeit

Bite the Bullet

Von Florian Schneider

Western // Die Filme von Richard Brooks stehen nicht selten für unkonventienelle Erzählweisen und tiefschürfende Charakterstudien. Dies liegt wohl hauptsächlich darin begründet, dass der Filmemacher als Autorenfilmer auf seine herausragenden Fähigkeiten als Drehbuchschreiber zurückgreifen kann. Der Oscar in der Kategorie bestes Originaldrehbuch für „Elmer Gantry“ (1960) mag dafür als Beleg dienen, noch mehr bezeugen diese Qualität aber die zahlreichen Klassiker in Brooks’ Filmografie. Herauszuheben sind dabei Meisterwerke wie „Rächer der Unterwelt“ (1946, auch als „Die Killer“ bekannt) und „Gangster in Key Largo“ (1948) – beides Drehbucharbeiten – sowie „Die Saat der Gewalt“ (1955), „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ (1958) und „Kaltblütig“ (1967).

Pferde und Reiter …

Auch mit dem 1966 entstanden Western „Die gefürchteten Vier“, der als früher Vertreter der Moderne gilt, erschafft Brooks einen vielschichtigen und packenden Klassiker, der zurecht als großer Vetreter seines Genres gilt. „700 Meilen westwärts“ (1975) kann zwar nicht ganz die Fußstapfen seines berühmten Vorgängers ausfüllen, vermag aber innerhalb des Genres durchaus zu glänzen. Dies liegt nun nicht nur an der ausgezeichneten Besetzung, den differenzierten Charakterzeichnungen, der gelungenen Kameraarbeit und der souveränen Regieleistung, sondern eben auch am Autorencharakter des Werks sowie der modernen Interpretation des Genres.

Der Haudegen, der Heißsporn, die Hure und der Held

So ist „700 Meilen westwärts“ eben kein klassischer Western mit vielen Schießereien und Actionsequenzen, sondern vielmehr eine genaue Charakterstudie archetypischer Figuren. Neben dem alten Haudegen Luke (James Coburn) gibt es natürlich den jugendlichen Heißsporn (Jan-Michael Vincent), die ehemalige Hure mit gutem Herzen (Candice Bergen), einen sportbegeisterten Engländer (Ian Bannen) sowie den durch und durch integeren Helden, den Tier- und Menschenfreund Sam (Gene Hackman).

… kommen kaum zur Ruhe

Dass gerade die moralische Absolutheit des Helden den Weg für die Auflösung der stereotypischen Grenzen der übrigen Protagonisten ebnet, ist ein psychlogisch brillianter Schachzug. Wie Wellen an einem Fels in der Brandung brechen und verändern sich Motivation und Weseneigenschaften, bis hin zum durch und durch humanistischen Ende. Eingebettet wird diese Genese in die titelgebende Handlung, einem durchaus dynamischen und actiongeladenen 700 Meilen langen Pferderennen durch die Wildnis und Wüsten des amerikanischen Westens.

Was Sam Clayton kann …

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Richard Brooks haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Candice Bergen unter Schauspielerinnen, Filme mit James Coburn und Gene Hackman in der Rubrik Schauspieler. Welche Regiearbeiten von Richard Brooks sind eure Favoriten?

… kann Miss Jones schon lange

Veröffentlichung: 25. Februar 2021 als Blu-ray 3. Mai 2002 als DVD

Länge: 132 Min. (Blu-ray), 126 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: Bite the Bullet
USA 1975
Regie: Richard Brooks
Drehbuch: Richard Brooks
Besetzung: Gene Hackman, Candice Bergen, James Coburn, Ben Johnson, Ian Bannen, Jan-Michael Vincent, Robert Donner, Jean Willes, Sally Kirkland
Zusatzmaterial: Trailer, Bildergalerie mit seltenem Werbematerial, Wendecover
Label Blu-ray: explosive media
Vertrieb Blu-ray: Koch Films
Label/Vertrieb DVD: Sony Pictures Entertainment

Copyright 2021 by Florian Schneider

Szenenfotos & unterer Packshot: © 2021 explosive media