Des Königs Admiral – Auf in die Seeschlacht!

Captain Horatio Hornblower R.N.

Von Volker Schönenberger

Abenteuer // Elf literarische Abenteuer erlebte Horatio Hornblower in der Royal Navy, brachte es darin vom Fähnrich bis zum Admiral. Ersonnen hatte ihn der britische Schriftsteller C. S. Forester (1899–1966), die elf Romane erschienen zwischen 1937 und 1967 und sind auch in Deutschland veröffentlicht worden. Aus den ersten drei Bänden „Der Kapitän“ („The Happy Return“), „An Spaniens Küsten“ („A Ship of the Line“) und „Unter wehender Flagge“ („Flying Colours“) entstand unter Mitwirkung des Autors das Drehbuch zu „Captain Horatio Hornblower R.N.“, so der Originaltitel von „Des Königs Admiral“. Daraus erklärt sich auch der Umstand, dass der von Gregory Peck verkörperte Kapitän Horatio Hornblower und seine Crew zwei ganz unterschiedliche See-Abenteuer erleben – eines im Pazifik und eines nach der Rückkehr ins kriegsgeschüttelte Europa. Unter der Regie von Raoul Walsh („Der große Treck“) 1950 hauptsächlich in einem Studio bei London und an der Mittelmeerküste Frankreichs gedreht, gelangte „Des Königs Admiral“ ab 1951 weltweit in die Kinos, in der Bundesrepublik Deutschland im November jenes Jahres.

Ehrenmann: Kapitän Hornblower

Das Geschehen spielt sich im Jahr 1807 zur Zeit der Napoleonischen Kriege ab. England befindet sich im Würgegriff Napoleons, lediglich die 300 Schiffe der ehrwürdigen Royal Navy verhindern, dass das Königreich von französischen und spanischen Truppen eingenommen wird. In geheimer Mission bricht die „HMS Lydia“ unter dem Kommando von Kapitän Horatio Hornblower (Gregory Peck) auf, umrundet Kap Hoorn und erreicht den Pazifik. Nach sieben Monaten ohne Landgang gerät das Segelschiff in eine Flaute. Die Mannschaft murrt, weil Wasser und Lebensmittel rationiert sind – Hornblower nimmt sich da allerdings nicht aus.

Der größenwahnsinnige „El Supremo“

Schließlich wird das Ziel in Mittelamerika erreicht: die Festung von Don Julian Alvarado (Alec Mango), einem lokalen Fürsten, der sich „El Supremo“ nennt und gegen die spanische Kolonialmacht auflehnt. Die „Lydia“ hat Waffen und Munition für Alvarado geladen. Das Kalkül der Briten: Verwickelt „El Supremo“ die Spanier in Lateinamerika in militärische Auseinandersetzungen, bindet das auch französische Truppen. In der Festung merkt Hornblower schnell, dass er es mit einem so grausamen wie größenwahnsinnigen Verbündeten zu tun bekommt. Das Abenteuer hat begonnen.

Auf Leutnant Bush (l.) kann er sich verlassen

Zum ersten Mal mag ich „Des Königs Admiral“ Anfang der 1980er-Jahre im Fernsehen geschaut haben. Das Filmgenre des Seefahrts-Abenteuers hat mich immer fasziniert, was damit zu tun haben mag, dass mein Vater Seemann aus Leidenschaft war. Raoul Walshs 1951er-Regiearbeit hatte es mir besonders angetan, und die erneute Sichtung anlässlich der Erstellung dieses Textes – es mag die vierte oder fünfte sein – bestätigte meine Erinnerung. Sicher, da spielen auch nostalgische Erinnerungen an meine Jugendzeit eine Rolle, als die Ausstrahlung solcher Filme in der ARD oder beim ZDF etwas Besonderes war (heute kaum vorstellbar, aber so war es); aber „Des Königs Admiral“ war damals grandioser Kintopp und ist es heute noch.

Räuspern als Running Gag

Das beginnt schon mit der Einführung der Seeleute rund um Hornblower, die wir während erwähnter Flaute kennenlernen. Bei allen Entbehrungen, die die Besatzung nach Monaten auf See erdulden muss, wird doch deutlich, dass sie ihrem Kommandanten treu ergeben sein werden. Selbst den kräftigen und murrenden Quist (James Robertson Justice) können wir uns nicht als Meuterer vorstellen. Schon bevor der einfache Mannschaftsdienstgrad bemerkt, dass Kapitän Hornblower sogar seinen Namen kennt, wissen wir, dass Quist zu den Guten gehört und noch wichtig wird. Ebenso die Offiziere, etwa Leutnant William Bush (Robert Beatty) und Leutnant Crystal (Moultrie Kelsall), die gern miteinander wetten, was stets zugunsten von Bush ausgeht – ein kleiner Running Gag im ersten Drittel des Films. Noch so ein Running Gag ist Hornblowers markantes Räuspern, wenn er verlegen wird oder ihm etwas unangenehm ist. Etwa gegenüber der aparten Lady Barbara Wellesley (Virginia Mayo), die er während seines Pazifiktrips auf seinem Schiff willkommen heißen muss.

Im Seegefecht

Natürlich ist Kapitän Hornblower ein Ehrenmann durch und durch. Mehr Ehrenmann geht nicht, möchte man meinen, und angesichts dessen, dass Gregory Peck solche aufrechten Gestalten mit Edelmut und Rückgrat gern gespielt hat, verwundert es nicht, dass der Gute die Rolle zu seinen liebsten zählte. Man kann sie eindimensional nennen, aber Pecks sympathische Ausstrahlung macht das wett.

Das Mittelmeer spielt den Pazifik

Die Pazifikszenen entstanden Mitte 1950 vor der französischen Mittelmeerküste. Dabei kamen einige in Originalgröße nachgebaute und fahrtüchtige Segelschiffe zum Einsatz. Das kommt den Szenen auf See sichtlich zugute, und insbesondere die Schlachtenszenen hat Raoul Walsh mitreißend umgesetzt. Die Schlacht der „Lydia“ mit dem feindlichen Segler „Natividad“ hat jedenfalls bis heute nichts von ihrer Faszination verloren, und auch wenn Hornblower und seine Leute auf einem anderen Schiff heimlich an einer französischen Festung vorbei in ein Hafenbecken segeln, um vier dort vor Anker liegende feindliche Schiffe zu attackieren, vermag das zu fesseln. Wunderbare Schauwerte, mit viel Schwung inszeniert! Auch die Romantik kommt selbstverständlich nicht zu kurz, zudem würzt eine gute Prise Humor das Geschehen.

Erstmals auf Blu-ray von Pidax Film

Pidax Film hat „Des Königs Admiral“ im September 2022 erstmals in Deutschland als Blu-ray und in Neuauflage als DVD veröffentlicht. Zur Sichtung lag mir die Blu-ray vor, deren Bild strahlend, aber auch etwas zu glatt (gefiltert?) wirkt. Womöglich handelt es sich um ein Upscaling, zumal in den USA bislang keine Blu-ray erschienen ist. Überhaupt brachte eine kurze Suche im Netz lediglich eine spanische Blu-ray zum Vorschein – und spanische Labels sind bekannt dafür, es mit Lizenzen gern mal nicht allzu genau zu nehmen (was ich Pidax allerdings nicht unterstellen will). Es verwundert auch, dass die deutsche Blu-ray beim großen Online-Händler nicht mehr lieferbar und im Pidax-Onlineshop gar nicht mehr gelistet ist (gilt auch für die gleichzeitig von Pidax veröffentlichte DVD). Selten für das Label: Es liegen nicht nur deutsche, sondern auch englische Untertitel vor. Dafür leider keinerlei Bonusmaterial auf den Discs. Die Qualität der 2007er-DVD kann ich überhaupt nicht bewerten, weshalb mir auch kein Hinweis möglich ist, ob ein Upgrade auf Blu-ray oder die neue DVD sinnvoll erscheint, zumal die alte DVD Zusatzmaterial enthält. Beim großen Online-Auktionshaus ist der Preis für die Pidax-Blu-ray bereits über 24 Euro gestiegen. So oder so ist „Des Königs Admiral“ ein prachtvolles und ganz wunderbar gealtertes Seefahrts-Spektakel, an dem sich auch moderne Abenteuer zur See messen lassen müssen.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Raoul Walsh haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Virginia Mayo unter Schauspielerinnen, Filme mit Christopher Lee und Gregory Peck in der Rubrik Schauspieler.

Mit Lady Barbara – da geht doch was!

Veröffentlichung: 2. September 2022 als Blu-ray und DVD, 13. April 2007 als DVD

Länge: 117 Min. (Blu-ray), 112 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: Captain Horatio Hornblower R.N.
GB/USA/F 1951
Regie: Raoul Walsh
Drehbuch: Ivan Goff, Ben Roberts, Æneas MacKenzie, nach Vorlagen von C. S. Forester
Besetzung: Gregory Peck, Virginia Mayo, Robert Beatty, Moultrie Kelsall, Terence Morgan, James Kenney, James Robertson Justice, Denis O’Dea, Richard Hearne, Michael Dolan, Stanley Baker, Alan Tilvern, Alec Mango, Christopher Lee, John Witty, Michael Goodliffe, Eugene Deckers, Ingeborg von Kusserow
Zusatzmaterial 2022: Wendecover
Zusatzmaterial 2007: Kurzfilm „My Country ,Tis of Thee‘“ (1950), Cartoon „Captain Hareblower“ (1954), US-Kinotrailer
Label 2022: Pidax Film
Vertrieb 2022: Al!ve AG
Label/Vertrieb 2007: Warner Home Video

Copyright 2023 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & gruppierter Packshot: © 2022 Pidax Film