Beau Geste
Militär-Abenteuer // Die Fremdenlegion (Légion étrangère) genießt insbesondere in Deutschland einen geradezu mystischen Ruf als Sammelbecken gescheiterter (männlicher) Existenzen, Krimineller, Liebeskranker und sonstiger zwielichtiger Gestalten, die sich mit dem Eintritt einen Neuanfang bis hin zu einer neuen Identität erhoffen. 1831 als Großverband des französischen Heeres gegründet, nimmt die Fremdenlegion seit jeher Rekruten aus aller Herren Länder auf, und Deutsche marschieren von Anfang an vorneweg, was Bewerber und Rekruten angeht (in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg insbesondere ehemalige Wehrmachtssoldaten und Angehörige der Waffen-SS).
Auch Stan und Ollie waren in der Fremdenlegion
Literarisch und filmisch ist die Truppe vielfach gewürdigt worden, man denke nur an den brüllend komischen Einsatz von Stan Laurel und Oliver Hardy in „In der Fremdenlegion“ („The Flying Deuces“, 1939). 1924 veröffentlichte der englische Schriftsteller Percival Christopher Wren (1875–1941) seinen Roman „Beau Geste“, dem zwei Fortsetzungen und eine Kurzgeschichtensammlung folgten. Das Buch wurde diverse Male verfilmt, erstmals von Herbert Brenon 1926 lediglich zwei Jahre nach Erscheinen unter dem Originaltitel, in Deutschland als „Blutsbrüderschaft“ bekannt. Sehr bekannt ist auch William A. Wellmans Umsetzung „Drei Fremdenlegionäre“ mit Ray Milland und Robert Preston als Geste-Brüder sowie Gary Cooper und Susan Hayward. Marty Feldmans 1977er-Parodie trägt bezeichnenderweise den Originaltitel „The Last Remake of Beau Geste“ und gelangte in der Bundesrepublik Deutschland ebenfalls als „Drei Fremdenlegionäre“ in die Kinos.
Aus drei mach zwei
Was uns zur Zahl Drei und der 1966er-Verfilmung „Drei Fremdenlegionäre“ des hauptsächlich fürs US-Fernsehen tätigen Douglas Heyes bringt, um die es in diesem Text geht. Anders als in Roman und den übrigen Verfilmungen sind es hier lediglich zwei Brüder, die ihr Abenteuer in der Truppe erleben, was die Frage aufwirft, ob die Schöpfer des deutschen Filmtitels Lack gesoffen hatten. Erwähnt sei auch, dass die Brüder in diesem Fall keine Engländer sind, sondern US-Bürger – eine legitime Änderung.
Douglas Heyes’ Regiearbeit beginnt mit dem Eintreffen einer Einheit der Fremdenlegion am abgelegenen Fort Zinderneuf, um die dort stationierten Soldaten abzulösen. Doch die sind von Tuareg-Rebellen massakriert worden. Als einziger Überlebender wird der schwerverletzte Michael „Beau“ Geste (Guy Stockwell) aufgefunden, dem sogleich ein Arm amputiert werden muss. Nachdem er sich ein wenig erholt hat, beginnt er, von den Ereignissen zu berichten, die zu dem Massaker geführt haben.
Morddrohung gegen Menschenschinder
Beaus Erzählung entfaltet sich als Rückblende, die die Haupthandlung von „Drei Fremdenlegionäre“ bildet. Beau Graves gehört zu einer Einheit neuer Rekruten, die in der Wüste eintreffen (und bald wird der von Leslie Nielsen verkörperte kommandierende Offizier Lieutenant De Ruse ihn von Graves in Geste umtaufen). Dort treffen sie auf Sergeant Major Dagineau (Telly Savalas), der ihre Grundausbildung leitet. Dagineau ist ein wahrer Schinder, der die neue Einheit besonders auf dem Kieker hat, da er eine anonyme Morddrohung erhalten hat. Er verdächtigt insbesondere Beau, den Brief verfasst zu haben. Bald darauf trifft auch Beaus Bruder John (Doug McClure) auf dem Stützpunkt ein. Die beiden versuchen zwar, ihre Verwandtschaft zu verbergen, doch Dagineau erährt schnell davon, hat er doch mit dem Italiener Boldini (David Mauro) einen Spitzel unter seinen Soldaten.
Außenaufnahmen entstanden im Yuma County im US-Staat Arizona, Innenaufnahmen wurden in den Universal-Studios in Universal City im Los Angeles County in Kalifornien gedreht. Unter den Komparsen befanden sich auch 25 echte Veteranen der Fremdenlegion. Regisseur Douglas Heyes ignorierte beim Verfassen des Drehbuchs jede Frauenfigur der Romanvorlage, sodass „Drei Fremdenlegionäre“ komplett ohne Frauen daherkommt. Etwas sonderbar, obwohl natürlich klar ist, dass ein Film über die Fremdenlegion stark männerlastig ausfällt.
Kaum Kritik am Wesen der Fremdenlegion
An den schauspielerischen Leistungen gibt es nichts auszusetzen, insbesondere Telly Savalas weiß sich als hundsgemeiner Sergeant Major in Szene zu setzen. Die filmische Kritik an der Figur eines Leuteschinders fällt allerdings moderat aus, es wird sogar angedeutet, dass die Männer aufgrund der ihnen von Dagineau auferlegten Strapazen zu besseren Soldaten werden. Ohnehin zeichnet der fein in Technicolor bebilderte „Drei Fremdenlegionäre“ fast schon ein verklärendes bis glorifizierendes Bild der Fremdenlegion – das kann man kritisieren.
Insbesondere die Schlachtenszenen mit den heranstürmenden Tuareg hat Heyes mitreißend inszeniert. Dabei bleiben die Rebellen stets gesichtslos, kein einziger Tuareg bekommt ein persönliches Profil. Erwähnt sei noch Leslie Nielsens („Die nackte Kanone“) ansprechende Darstellung des ehrenhaften, aber schwachen Stützpunktkommandanten, der sich außerstande sieht, das ruchlose Treiben seines Sergeant Majors Dagineau zu unterbinden. Damit weiht er seine Einheit letztlich dem Untergang.
Erstmals auf deutscher Blu-ray und DVD
Im Vertrieb von Plaion Pictures hat explosive media „Drei Fremdenlegionäre“ im März 2023 auf Blu-ray und DVD in den Handel gebracht – nach meiner Kenntnis die erste Heimkino-Veröffentlichung im deutschsprachigen Raum. Die kritische Auseinandersetzung mit der Fremdenlegion fällt sparsam aus, lässt man das außer Acht, kommt man in den Genuss eines packenden Militär-Abenteuers vor Wüstenkulisse. Welche cineastischen Wüstenkriegs-Szenarien könnt Ihr empfehlen?
Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Doug McClure, Leslie Nielsen und Telly Savalas haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.
Veröffentlichung: 23. März 2023 als Blu-ray und DVD
Länge: 103 Min. (Blu-ray), 99 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: Beau Geste
USA 1966
Regie: Douglas Heyes
Drehbuch: Douglas Heyes, nach dem Roman „Beau Geste“ von Percival Christopher Wren
Besetzung: Guy Stockwell, Doug McClure, Leslie Nielsen, Telly Savalas, David Mauro, Robert Wolders, Leo Gordon, Michael Constantine, Malachi Throne, Joe de Santis, X Brands, Michael Carr, George Keymas, Patrick Whyte
Zusatzmaterial: Originaltrailer, Bildergalerie mit seltenem Werbematerial, Wendecover
Label: explosive media
Vertrieb: Plaion Pictures
Copyright 2023 by Volker Schönenberger
Gruppierter Packshot: © 2023 explosive media
Oliver Paul
2024/03/11 at 17:07
Ich empfehle „Three Kings“. Der ist so klasse, dass ich den öfter anschaue.
Volker Schönenberger
2024/03/11 at 17:34
Irgendwie kam ich nie dazu, den zu schauen, obwohl ich nur Gutes gehört habe und er seit Jahren bei mir rumliegt. Muss es endlich mal schaffen.
Klaus
2024/03/10 at 13:45
„Königstiger vor El Alamein“ von 1969 fällt mir dazu ein.
Thomas Oeller
2024/03/09 at 23:00
„Lawrence von Arabien“ und „Dune“
Andreas H.
2024/03/09 at 13:40
Natürlich Lawrence von Arabien. Dazu „Rommel, der Wüstenfuchs“ und „Die vier Federn“.
Frank Warnking
2024/03/09 at 07:53
Flucht aus der Hölle und Wüstenfüchse kennen kein Erbarmen
Sascha K.
2024/03/08 at 23:50
Der mit Stan und Ollie ist gut
Darfur gilt als einer der besten von Uwe Boll und wurde bisher noch nicht genannt
Hans Schulte
2024/03/08 at 17:28
chronologisch Fremdenlegions-Filme:
Beau Geste (USA 1926)*
Laurel & Hardy in der Fremdenlegion (USA 1939)*
Drei Fremdenlegionäre (USA 1939)**
Die Festung der Fremdenlegionäre – Bethsabée (F 1947)*
Abbott und Costello als Legionäre (USA 1950)*
Fremdenlegion (Frankreich 1952)
Das schwarze Bataillon (CSSR 1958)*
Flucht aus der Hölle (DDR 1960)
Drei Fremdenlegionäre (USA 1966)***
Drei Fremdenlegionäre (USA 1977) Marty Feldmann
Marschier oder stirb (USA-GB 1977) Terence Hill***
Beau Geste (GB 1982) Fernsehserie*
Die Glorreichen (Frankreich 1984) Belmondo
Der Legionär (USA 1998) van Damme***
Der Fremdenlegionär (Frankreich 1999)
Veteran (Tschechien-D-F 2020)
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Wer aber allgemein Wüstenkriegs-Szenarien mag, dem seinen empfohlen:
– Khartoum, der Aufstand am Nil (GB 1966)***
– Die vier Federn (GB 1939)***
– Die vier Federn (GB-USA 2002)***
– Sturm über dem Nil (GB 1955)**
– The Four Feathers (GB 1978) Fernsehfilm**
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* = kann ich bedingt empfehlen
** = kann ich gut empfehlen
*** = kann ich als herausragend empfehlen
Martin
2024/03/08 at 13:32
Taxi nach Tobruk als Anti Kriegs Statement in der Wüste. Sahara – Wüste des Todes mit Jim Belushi als Kriegs Action Klopper
Volker Schönenberger
2024/04/02 at 05:39
Du hattest den Film bei mir doch schon gewonnen. Warum erneut teilnehmen?
Martin
2024/04/02 at 05:54
sorry, das war ein reiner Reflex! Und mehr Kommentare hier schaden ja auch nicht 🙂
Andreas Laskowski
2024/03/08 at 12:22
fällt mir gerade nichts ein
Björn Kramer
2024/03/08 at 11:20
der Legionär und Taxi nach tobruk
Erik
2024/03/08 at 09:18
Die vier Federn.
Jens Albers
2024/03/08 at 07:48
Da fällt mir jetzt auch erstmal nur Lawrence von Arabien ein oder wenn man ihn dazu zählen mag Die vier Federn
redaktion42
2024/03/08 at 05:58
marschier oder stirbt
und natürlich Lawrence von Arabien
Michael Behr
2023/05/21 at 18:20
Mir fallen noch „Die Wüstenratten“ mit Richard Burton ein.
Thomas Oeller
2023/05/20 at 15:56
Lawrence von Arabien , Der englische Patient fallen mir da spontan ein
Birgit
2023/05/18 at 11:49
„Taxi nach Tobruk“ von 1960 mit den großartigen Schauspielern Lino Ventura und Hardy Krüger
Andreas Laskowski
2023/05/16 at 06:28
Lawrence von Arabien
Andreas H.
2023/05/14 at 13:28
„Lawrence von Arabien“ und „Khartoum“ würde ich aus dem klassischen Bereich empfehlen.
Christoph Wolf
2023/05/14 at 11:12
Kurzes Brainstorming und ein Abgleich mit meiner Hab-ich-gesehen-Liste bringen folgende Empfehlungen:
Fünf Gräber bis Kairo (Five Graves to Cairo, Billy Wilder, 1943)
Königstiger vor El Alamein (La Battaglia di El Alamein, Giorgio Ferroni, 1969)
Sahara – Wüste des Todes (Sahara, Brian Trenchard-Smith, 1995)
Three Kings – Es ist schön König zu sein (David O. Russell, 1999)
Jarhead – Willkommen im Dreck Sam Mendes, 2005)
Tödliches Kommando – The Hurt Locker (Kathryn Bigelow, 2008)
Whiskey Tango Foxtrot (Glenn Ficarra, John Requa, 2016)
The Ambush (Al Kameen, Pierre Morel 2021)
Marco Winnig
2023/05/13 at 23:16
Marschier oder Stirb
Der Legionär
KANAL36
2023/05/13 at 22:26
Tuareg – Die tödliche Spur (Enzo G. Castellari)
Klaus
2023/05/13 at 15:42
„Sahara – Wüste des Todes“ von 1995 möchte ich an dieser Stelle nennen.
Lars
2023/05/13 at 13:48
Heiss über Afrikas Erde und Sand Castle
LG
Florian Brettner
2023/05/13 at 08:09
Der Legionär oder Marschier oder stirb
Björn Kramer
2023/05/12 at 11:11
Taxi nach Tobruk
Christoph Leo
2023/05/12 at 10:16
Natürlich, Lawrence von Arabien. Aber auch Black Hawk Down und Der Legionär mit Van Damme (ich mag den).
Dominik F.
2023/05/12 at 08:34
„Wüstenfüchse kennen kein Erbarmen“ von Italo-Schmierfink Luigi Batzella ist klasse. Später verwurstete er daraus Szenen für seinen legendären Nazisploitation-Schocker „The Beast in Heat“.
Danke für die Review und das Gewinnspiel, Volker!
Frank Warnking
2023/05/12 at 07:15
Tobruk und Lawrence von Arabien
Martin Kohler
2023/05/12 at 06:34
Wenn es um die Fremdenlegion gehen soll, natürlich Der Legionäre mit jean Claude van Damme! Und taxi nach tobruk – ein toller Anti kriegs Film!
Markus Tump
2023/05/12 at 06:28
Ñatürlich „Wüstenfüchse kennen kein Erbarmen“.
Nadine Bollhorn
2023/05/12 at 05:59
Ich würde Khartoum empfehlen (von 1966) und Tobruk -Lybien 1941.
mario hahm
2023/05/12 at 05:55
Meine Lieblingsfilme sind in dem Genre u.a. Marschier oder stirb mit Terence Hill und die letzte Patrouille von 1934 mit Boris Karloff
Robert
2023/05/12 at 04:52
Der Legionär (van Damme)
Lawence von Arabien