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Battle for Saipan – Japaner stürmen US-Lazarett

18 Apr

Battle for Saipan

Von Volker Schönenberger

Kriegs-Action // Mitte 1944 entbrannte im Pazifikkrieg als Teil des Zweiten Weltkriegs die Schlacht um die Marianen-Inseln zwischen den Streitkräften der Vereinigten Staaten und denen des Japanischen Kaiserreichs. Sie begann am 13. Juni jenes Jahres mit der Bombardierung und dem Beschuss der von Japan kontrollierten Insel Saipan, der nach Guam zweitgrößten Insel der Marianen in der westpazifischen Inselregion Mikronesien. Zwei Tage später starteten die US-Truppen ihre Landungsoperationen. Die Schlacht um Saipan endete am 8. Juli mit der Eroberung der Insel durch die USA. Sie kostete mehr als 40.000 Menschen das Leben, darunter 24.000 japanische und 3.500 amerikanische Soldaten sowie 12.000 japanische Zivilisten und 4.000 koreanische Zwangsarbeiter. Der aus fünf hochrangigen Offizieren der Kaiserlichen Armee bestehende Führungsstab der auf Saipan stationierten japanischen Truppen beging rituellen Selbstmord (Seppuku).

Der Schlüssel zur Bombardierung Japans

Die Eroberung der Marianen durch die US-Streitkräfte war Ende August 1944 abgeschlossen. Sie ermöglichte der US Navy den Beginn der strategischen Bombardierung der vier Hauptinseln Japans, weil auf der Inselgruppe die neuen Langstreckenbomber Boeing B-29 „Superfortress“ der 20. US-Luftflotte stationiert werden konnten. Diese konnten aufgrund ihrer Reichweite die Distanz zwischen den Marianen und Japan von bis zu 2.500 Kilometer und zurück überwinden. Die Luftangriffe vernichteten bis 1945 die japanische Kriegswirtschaft nahezu vollständig, verursachten jedoch auch eine enorme Zahl ziviler Toter, Verwundeter und Obdachloser.

Major Porter lässt niemanden im Stich

Der eher für Genrefilme aus der zweiten Reihe verantwortlich zeichnende Regisseur Brandon Slagle („Attack of the Unknown – Earth Invasion“, 2020) inszenierte „Battle for Saipan“ nach eigenem Drehbuch in Thailand. Zu Beginn setzen uns Texteinblendungen über die Lage ins Bild: Am 7. Juli eröffnete die japanische Armee einen selbstmörderischen Gegenangriff gegen Einheiten der US Army und des US Marine Corps. Während der 15 Stunden dauernden Attacke wurden zwei amerikanische Bataillone nahezu vollzählig aufgerieben. Die Handlung setzt an jenem 7. Juli 1944 um 6 Uhr morgens ein. Eine US-Patrouille unter der Führung von Major William Porter (Louis Mandylor) gerät in einen japanischen Hinterhalt im Dschungel von Saipan. Zwar können die Feinde getötet werden, aber Porter verliert fast alle seine Männer, kann sich nur mit dem verletzten Private Gustavo Esposito (Randall J. Bacon) auf den Rückweg zu US-Stellungen machen.

Der General und der Schnaps

In einem amerikanischen Lazarett auf der Insel schiebt der Militärchirurg Vic Webber (Casper Van Dien) aufgrund chronischer Unterbesetzung einen Dienst nach dem anderen. Sein desillusionierter Vorgesetzter General Jake Carroll (Jeff Fahey) hat sich dem Suff hingegeben. Porter und Esposito treffen mit unangenehmen Nachrichten ein: Die Japaner planen einen Großangriff, und das Krankenhaus liegt genau in ihrer Stoßrichtung. Bald ist es vom Feind umzingelt.

General Carroll hat aufgegeben – vor allem sich selbst

Gleich zu einem großen Minuspunkt von „Battle for Saipan“: Praktisch unaufhörlich erklingt ein generischer Score, der das gesamte Geschehen mit einem mal dramatischen, mal pathetischen Guss überzieht. Hatte da jemand kein Vertrauen in die Kraft seiner Story und Bilder? Dabei tut das gar nicht Not, denn das Geschehen entwickelt aus sich selbst genug Dramatik, und mündet alsbald in eine gnadenlose Action-Orgie mit hohem Body Count, der vor niemandem haltmacht. Gestorben wird reichlich und tragisch.

Blutige Effekte nicht nur aus dem Computer

Es geht überaus blutig und tödlich zu, das Ganze wird als gesunde Mischung aus handgemachten Effekten und CGI präsentiert. Das sieht oft genug gar nicht so schlecht aus – mit ein paar Szenen als Ausreißer nach unten, sowohl, was die Visualisierung angeht, als auch in puncto durchdachtes Geschehen. Das eine oder andere Mal wird es fast schon albern im Sinne unfreiwilliger Komik. Diese Szenen gehen glücklicherweise schnell vorbei und trüben den soliden Gesamteindruck nur unwesentlich.

Chirurg Webber (r.) hingegen gibt nicht so schnell klein bei

Mit Casper Van Dien („Alita – Battle Angel“) und Louis Mandylor („Rambo – Last Blood“) hat der Cast auch zwei Stars zu bieten, die ihren Figuren etwas Tiefe verleihen können und die Handlung tragen. Während sich Major Porter als One-Man-Army erweist, begibt sich Chirurg Webber fast schon auf eine Heldenreise. Die beiden ergänzt Jeff Fahey („Der Rasenmähermann“, „Weißer Jäger, schwarzes Herz“) in seinem weniger bedeutsamen Auftritt gut, auch der von ihm verkörperte General gehört zu den etwas differenzierter gezeichneten Figuren. Achtet mal auf das Foto von sich, das er bei 43:48 betrachtet – eine feine Reminiszenz!

Japaner als Kanonenfutter

Die übrigen Figuren sind eher eindimensional geraten, insbesondere die japanischen Angreifer, die durchweg als gnadenlos und blutrünstig präsentiert werden – und die einfachen Dienstgrade der feindlichen Armee dienen vornehmlich als Kanonenfutter, die offenbar Befehl bekommen haben, ohne jede Vorsicht vorzupreschen. Kein einziger der Feinde hat irgendeine Persönlichkeit verpasst bekommen. Das mag bedauerlich sein, ist aber verständlich. Es wäre entweder zu Lasten anderer Szenen gegangen oder hätte die Länge des Films unnötig aufgeblasen. Mit gut anderthalb Stunden ist die letztlich simple Story genau richtig bedient. Das von mir eingangs ausführlich skizzierte Szenario auf dem Kriegsschauplatz Saipan spielt für die sich fast ausschließlich auf das Hospital beschränkende Handlung letztlich keine Rolle, auch wenn am Ende einige Schwarz-Weiß-Bewegtbilder mit authentischen Aufnahmen den gesamten Pazifikkrieg aufzugreifen scheinen, leider ohne jede einordnende Texteinblendung.

Kriegsdrama oder Kriegs-Action?

Während meiner Sichtung des Films schwankte ich im ersten Drittel noch, ob Kriegsdrama oder Kriegs-Action die richtige Genreeinordung und Schublade sei. Danach entwickelte er sich deutlich zur Kriegs-Action – und mit einer Antikriegsbotschaft hat das Ganze überhaupt nichts zu tun. „Battle for Saipan“ reißt keine Bäume aus, aber wer über ein paar suboptimale Details hinwegsehen kann und sich derlei Kriegsfilme gern einmal zu Gemüte führt, wird gut bedient.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Brandon Slagle haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Casper Van Dien, Jeff Fahey und Louis Mandylor unter Schauspieler.

Das letzte Aufgebot

Veröffentlichung: 24. Februar 2023 als Blu-ray und DVD, 16. Februar 2023 als Video on Demand

Länge: 95 Min. (Blu-ray), 91 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Battle for Saipan
THAI 2022
Regie: Brandon Slagle
Drehbuch: Brandon Slagle
Besetzung: Casper Van Dien, Louis Mandylor, Jeff Fahey, Eoin O’Brien, Jennifer Wenger, Devanny Pinn, Randall J. Bacon, Luana Cavalcante, Stien Davis, Hiroki Koyama, John Garrett Mahlmeister, Natalia Nikolaeva, Josh Riley, Niko Rusakov, Maya Van Dien, Nobu T Watanabe, Alexander Winters, Flavia Zauguini
Zusatzmaterial: Trailershow, Wendecover
Label: splendid film
Vertrieb: WVG Medien GmbH

Copyright 2023 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & gruppierter Packshot: © 2023 splendid film

 

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