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A Million Days – Bringt künstliche Intelligenz die Menschheit in die Weiten des Weltraums?

25 Apr

A Million Days

Von Christoph Leo

Science-Fiction // „A Million Days“ (2024) bearbeitet in seinem kammerspielartigen Science-Fiction-Szenario Fragen von Verlust und künstlicher Intelligenz und entwirft dabei im Hintergrund ein interessantes Zukunftsszenario.

2041 ist die Erde nach dem ökologischen Kollaps weitgehend unbewohnbar geworden, sodass die Zukunft der Menschheit in der Besiedelung des Weltalls liegt. Anderson Reigel (Simon Merrells) und seine Frau Sam (Kemi-Bo Jacobs) planen eine wichtige Mission zur Besiedelung des Mondes. Das Haus, in dem sich die beiden befinden, wirkt ein wenig so, als ob Regisseur Mitch Jenkins hier in seinem eigenen Haus gedreht hat, was zweifellos dem geringen Budget geschuldet ist. Das muss erst mal nicht schlimm sein, sofern sich aus dem eingegrenzten Szenario interessante Diskussionen und Denkansätze entwickeln. Gelungene Beispiele hierfür sind „The Man from Earth“ (2007) und „Coherence“ (2013). Ich muss gestehen, dass ich „A Million Days“ erst im zweiten Anlauf mehr zu schätzen gelernt habe. Bei meiner ersten Sichtung war mir das Setting zu eintönig, die Darstellerinnen und Darsteller zu hölzern und das Szenario nicht interessant genug. Das hat sich beim erneuten Schauen geändert und ich konnte mehr mit der Idee des Films anfangen.

Eine Weltraummission misslingt auf dramatische Weise

Ich will nicht zu sehr auf die Handlung eingehen, aber wem die oben genannten Filme gefallen, der sollte hier einen Blick riskieren. Der Nachteil von „A Million Days“ ist, dass weniger interessante Denkansätze geboten werden. Es wird viel über eine künstliche Intelligenz namens JAY geredet, die das sogenannte SEED Programm, mit dem die Menschen ihre Weltraummissionen planen und ausführen, erst möglich macht. So richtig greifbar war das Ganze für mich aber nicht und es wird auch weniger diskutiert, vielmehr werden bestimmte, im Lauf der Handlung gewonnene Erkenntnisse genannt und als unmögliche technische Fortschritte besprochen. Das war anfangs wenig interessant und ich fand es sonderbar, dass eine weltverändernde Mission quasi von zu Hause umgesetzt werden soll.

Zwischentitel

Freundet man sich ein wenig mit dem begrenzten Setting an, ist es durchaus interessant zu sehen, wie die drei Charaktere agieren und unterschiedliche Meinungen einbringen. Die KI JAY hat sich anscheinend weiterentwickelt und simuliert nun eigenständig andere Missionsziele als geplant. Zu was genau diese Ziele führen können, diskutieren die Figuren ansatzweise, das kann für solche Science-Fiction-Fans interessant sein, die keine Action und ausufernde Spannung benötigen. Zu Beginn und gegen Ende bietet „A Million Days“ zudem einige schöne Bilder aus dem Weltall, die einen kleinen Einblick abseits des gezeigten Settings gegeben, die Welt im Hintergrund kann man auf diese Weise immerhin im Ansatz erahnen.

Anderson versucht alles, um eine weitere Mission zu retten

Eine parallel erzählte Geschichte, die vom Verlust eines Menschen handelt, ebenfalls Anderson betrifft und damit keinen anderen Handlungsstrang öffnet, lässt die Geschichte verheißungsvoll im Weltall beginnen, stellt sich dann aber als eine Art Rückblende oder Erinnerung Andersons raus. Insgesamt verständlich, dass Szenario in das Haus zu verlagern, da das Budget vermutlich sehr gering war. Ein paar schöne Landschaftsaufnahmen gibt es immer wieder zu sehen. Diese sind in Sepia gehalten, welches vermutlich eine karge und tote Landschaft darstellen soll. Die Bilder haben mir gefallen. Ein paar schöne Aufnahmen vom Mond sind ebenfalls zu sehen. Generell sehen auch einige wenige Raumschiffszenen zu Beginn wertig aus, lediglich die Astronauten in ihren Raumanzügen sind merkwürdig in die Länge gezogen, was etwas seltsam wirkt. So macht „A Million Days“ einen wertigen Eindruck, und der Film punktet obendrein auch bei den Schauspielerinnen und Schauspieler, Beim zweiten Schauen fand ich sie insgesamt gut, wobei alle manchmal etwas zu oft beim Nachdenken die Augen verdrehen. Vielleicht hätte hier einfach ein paar Sekunden früher weggeschnitten werden müssen. Schlecht spielt jedenfalls niemand. Nach etwas mehr als zehn Minuten taucht die Wissenschaftlerin Charlie (Hermione Corfield, „Hunter’s Creek – Gefährliche Beute“) auf, eine Mitarbeiterin von Sam. Charlie berichtet von neuen simulierten Missionszielen über die titelgebenden eine Million Tage und lässt die Geschichte so erst richtig ins Rollen kommen. Auch bei Hermione Corfield empfand ich das Spiel als ein wenig ungelenk, wobei es, wie schon geschrieben, interessant gewesen wäre zu sehen, wie das Gezeigte mit einem strafferen Schnitt in den Dialogen ausgesehen hätte.

Von Fields of the Nephilim zu Alan Moore

Regisseur Mitch Jenkins begann seine Karriere mit drei Musikvideos der Goth-Rocker Fields of the Nephilim, die er im Zeitraum 1988 bis 1993 inszenierte. Nach einer Regie-Schaffenspause von fast zwei Jahrzehnten drehte er einige Kurzfilme, „A Million Days“ ist nach den beiden nach Drehbüchern des bekannten englischen Comic-Autors Alan Moore entstandenen „Show Pieces“ (2014) und „The Show“ (2020) sein dritter langer Film.

Was verbirgt sich wohl hier drin?

Die Geschichte, die „A Million Days“ erzählt, beinhaltet mehrere momentan aktuelle Themen: künstliche Intelligenz, im Ansatz natürlich den Klimawandel und im weiteren Verlauf (hier noch unerwähnt) Nanotechnologie. Das alles ergibt einen interessanten Mix, der mit ansprechenden Bildern in einem begrenzten Setting einige spannende Fragen über die Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz zur Besiedlung des Weltalls aufwirft. Die Fragestellungen hätten meiner Meinung nach noch besser ausgearbeitet werden können, um den drei Hauptfiguren mehr Diskussionsmaterial zu geben. Ein angebrochener Nebenplot wird meines Erachtens aber zufriedenstellend aufgelöst und am Ende kann man, wenn man will, trotzdem über „A Million Days“ nachdenken. Das ist mehr, als einigen großen Filmen gelingt, und verdient ein wenig Aufmerksamkeit.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Hermione Corfield haben wir in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgelistet.

Vielleicht hat es etwas hiermit zu tun?

Veröffentlichung: 2. Mai 2024 als Blu-ray, DVD und Video on Demand

Länge: 83 Min. (Blu-ray), 80 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: A Million Days
GB 2023
Regie: Mitch Jenkins
Drehbuch: Michael Dobbin, Guillaume Fradin
Besetzung: Simon Merrells, Hermione Corfield, Kemi-Bo Jacobs, Darrell D’Silva, Raimund Berens, Marion Delachet, Peter Horvath, Nina Mahdavi, Trevor Dion Nicholas, Alessandro Nisco, Nobuaki Urata
Zusatzmaterial: deutscher Trailer, Originaltrailer, Trailershow, Wendecover
Label: Meteor Film
Vertrieb: Al!ve AG

Copyright 2024 by Christoph Leo

Szenenfotos, Artwork & gruppierter Packshot: © 2024 Meteor Film

 

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