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Meteor – Da kommt was auf uns zu!

22 Mai

Meteor

Von Christoph Leo

Science-Fiction // Ein riesiger Meteor rast auf die Erde zu. Wissenschaftler aus den USA und Russland sollen einen Plan entwickeln, der den Einschlag verhindert, aber reicht das auch aus um auch beim Publikum einzuschlagen?

Können sie den Meteor aufhalten?

„Meteor“ (1979) lief zwar nie unter dem Radar, genießt meines Wissens aber nicht den Status eines „Erdbeben“ (1974) oder „Flammendes Inferno“ (1974). Woran das liegt kann ich retrospektiv und ohne viele Hintergrundinformationen nicht genau sagen. Hauptdarsteller Sean Connery verkörpert den Wissenschaftler Dr. Paul Bradley, der zusammen mit dem sowjetrussischen Wissenschaftler Dr. Alexei Dubov (Brian Keith) einen Plan zum Schutz entwickeln soll. Connery spielt dabei im ersten Filmdrittel erfreulich bissig und bringt einige gute Sprüche, die seiner Figur Format geben. Im weiteren Verlauf treten diese Sprüche leider zurück und Sean Connery wirkt weniger prägnant. Brian Keith, wenn auch kein Russe, spricht den ganzen Film über immerhin Russisch, kann als Charakter überzeugen, dem die Wissenschaft wichtiger ist als politische Gegensätze. Natalie Wood spielt die Dolmetscherin Tatiana Donskaya, die aber nicht mehr zu tun hat als zu übersetzen, hier wurde eine weitere potenzielle Hauptrolle verschenkt. In Nebenrollen sehen wir noch kurz Henry Fonda als US-Präsidenten und Martin Landau in einem etwas größeren Part als General Adlon, der die Methoden und Schlussfolgerungen der Wissenschaftler als Unfug abtut. Ebenfalls erwähnenswert ist Harry Sherwood (Karl Malden) als alter Freund Bradleys, der diesen auch als Berater hinzuzieht und darauf vertraut, dass die Wissenschaftler eine Lösung für die Zerstörung des Meteors finden.

Keine zeitgemäßen Effekte?

Der Aufprall des titelgebenden Himmelskörpers kündigt sich mit mehreren Einschlägen von abgesplitterten kleinen Bruchstücken des Meteors rund um die Welt an, das gibt dem Geschehen einen internationalen Charakter. Schön, dass damit einhergehend kurz andere Personen in den jeweiligen Ländern gezeigt werden, mit denen man vor den Einschlägen mitfühlen und mitfiebern kann, so lässt sich eine – wenn auch kurze – Verbindung zu den eventuellen Opfern aufbauen und die Katastrophen verkommen nicht nur zur seelenlosen Materialschlacht. Insgesamt fand ich die Effekte der Einschläge gut gemacht und ich hatte nicht das Gefühl, dass billig getrickst wurde. In der generellen Rezeption scheint der Film aber auch in der Hinsicht weniger gut wegzukommen, oft ist die Rede davon, dass „Meteor“ schon bei Erscheinen nicht mehr zeitgemäß aussah. Das mag im Vergleich zu ähnlichen zeitgenössischen Werken zutreffen, auch weil „Meteor“ nie so groß wirkt wie zum Beispiel ein „Flammendes Inferno“, aber gerade aus heutiger Sicht muss ich sagen, dass ich die handgemachten Effekte recht überzeugend fand und sie mich nicht aus dem Geschehen herausgerissen haben.

Dr. Bradley (l.) erhält Unterstützung aus der Sowjetunion

Trotz der lobenden Worte: In der zweiten Hälfte verliert sich „Meteor“ etwas und entwickelt sich nicht gerade interessant, auch deshalb, weil nun alle Figuren gleich agieren. Nach einem größeren Einschlag gegen Ende gibt es in der unterirdischen Basis, in der sich der Großteil der zweiten Filmhälfte abspielt einen Wasserrohrbruch und alle Personen ähneln sich sehr, da sie mit Abwasser und Schlamm bedeckt sind. Hier wäre etwas mehr Variation wünschenswert gewesen.

Dabei spielen Raketen eine wichtige Rolle

Der Aspekt des gegen die Wissenschaftler agitierenden Generals Adlon bringt etwas Zunder, die Figur wurde sicherlich eigens zu dem Zweck ersonnen, Konfliktpotenzial und Streitereien hineinzubringen. Angesichts der bestätigten Bedrohung sind Adlons Sticheleien nach einem kleineren Einschlag in der ersten Filmhälfte aber unverständlich. Er geht nun davon aus, dass sich die Wissenschaftler geirrt haben, der kleine Einschlag bereits alles war und kein größerer folgen wird. Konfliktpotential an einer Stelle, die ich unpassend und unbegründet fand, zumal der Offizier im weiteren Verlauf völlig unwichtig wird.

Annäherung zwischen USA und UdSSR

Generell finde ich, dass „Meteor“ zwar ganz gut aussieht, aufgrund der eher statischen Optik aber eher Anfang der 1970er-Jahre zu verorten ist als am Ende der Dekade, wo der Film tatsächlich entstand. Mit etwas mehr optischen Spielereien und einer spannenderen Handlung hätte „Meteor“ einer der großen Katastrophenfilme seiner Zeit werden können. Die Frage, wie man den Meteor aufhalten kann, wird im Grunde genommen schnell gelöst, und es gibt dabei auch keine großen Komplikationen: Raketensysteme der US-Amerikaner und der Sowjetrussen werden miteinander gekoppelt. Bei dieser Zusammenarbeit entsteht wenig Spannung und auch die Weltraumszenen bleiben stets ein wenig hinter den Erwartungen zurück.

Auch der US-Präsident ist involviert

Am Ende ist „Meteor“ aber keineswegs schlecht oder langweilig, nur denke ich, dass bei vielen Aspekten wie dem Schauspiel, den Effekten und dem Drehbuch mehr drin war. Unterhalten hat mich „Meteor“ gerade in der ersten Filmhälfte sehr gut, als Sean Connerys Charakter noch zur Hilfe gerufen wird und seinem jeweiligen Gegenüber einige bissige Sprüche an den Kopf wirft. In der zweiten Filmhälfte kommt es zwar zu einer größeren Katastrophe, trotzdem habe ich nie am Ausgang von „Meteor“ gezweifelt. Insgesamt sehen die praktischen Effekte zwar nicht immer herausragend aus, sie gefallen mir aber doch besser als viele computergenerierten Bilder der letzten Jahre, die allzu häufig als diese erkennbar sind.

Schlammbesudelt, aber am Leben

Plaion Pictures hat „Meteor“ kürzlich als Mediabook mit Blu-ray und DVD veröffentlicht. Zur Sichtung hat mir das Label die Blu-ray zur Verfügung gestellt, deren Bildqualität für mich absolut in Ordnung war, jedenfalls konnte ich keine negativen Auffälligkeiten feststellen. Die Bewertung des Tons überlasse ich gern wieder anderen, für mich klang jedoch alles klar verständlich. Über Inhalt und Qualität des Booklets kann ich leider nichts ausführen, da mir das fertige Mediabook nicht vorliegt.

Vom Regisseur von „Das Poseidon Inferno – Die Höllenfahrt der Poseidon“

Der britische „Meteor“-Regisseur Ronald Neame hat übrigens 1972 einen, für viele wahrscheinlich besseren Katastrophenfilm mit „Poseidon Inferno – Die Höllenfahrt der Poseidon“ abgeliefert. Ein weiterer sehr erwähnenswerter Thriller ist seine Romanverfilmung „Die Akte Odessa“ (1974), in der Jon Voight als Journalist auf der Suche nach einem ehemaligen KZ-Kommandanten ist.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Ronald Neame haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Sybil Danning und Natalie Wood unter Schauspielerinnen, Filme mit Sean Connery, Henry Fonda, Trevor Howard, Martin Landau und Karl Malden in der Rubrik Schauspieler.

Veröffentlichung: 21. März 2024 als 2-Disc Edition Mediabook (Blu-ray & DVD, 21. April 2006 als DVD

Länge: 107 Min. (Blu-ray), 105 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Meteor
USA/HK 1979
Regie: Ronald Neame
Drehbuch: Stanley Mann, Edmund H. North
Besetzung: Sean Connery, Natalie Wood, Henry Fonda, Karl Malden, Brian Keith, Martin Landau, Trevor Howard, Richard Dysart, Joseph Campanella, Bo Brundin, Katherine De Hetre, Roger Robinson, John Findlater, Paul Tulley, Allen Williams, Bibi Besch, Gregory Gaye, Clyde Kusatsu, Sybil Danning
Zusatzmaterial: Interviews, Trailer, Bildergalerie, Booklet
Label/Vertrieb Mediabook: Plaion Pictures
Label/Vertrieb DVD: Warner Home Video

Copyright 2024 by Christoph Leo

Szenenfotos & Mediabook-Packshot: © 2024 Plaion Pictures,
DVD-Packshot: © 2006 Warner Home Video

 

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