Gastrezension von Matthias Holm
SF-Drama // Die Fantasie ist wohl eine der wichtigsten Eigenschaften des Menschen. So können wir im Alltag einfach unseren Gedanken freien Lauf lassen und ein wenig tagträumen. Menschen mit ausgesprochen viel Fantasie sind obendrein fähig, gleich ganz neue Universen zu erschaffen. Dieser Kraft der Vorstellung widmet sich John Huddles in seinem Film „The Philosophers – Wer überlebt?“.
Wer lebt, wer stirbt? Die Klasse entscheidet
Am letzten Tag eines Philosophiekursus überredet der Lehrer Mr. Zimit (James D’Arcy) seine 20 Schüler zu einem Gedankenexperiment: Sie sollen sich vorstellen, in eine atomare Katastrophe verwickelt zu sein. Es gibt einen Schutzbunker, doch der bietet nur zehn Personen ausreichend Sauerstoff, um das vorgeschriebene Jahr zu überstehen. Den Schülern werden dabei nach dem Zufallsprinzip Berufe zugeordnet. Wer ist also notwendig, um die menschliche Zivilisation neu aufzubauen? Im Umkehrschluss: Wer ist dem Tode geweiht?
Dieses Gedankenexperiment bildet den Hauptteil der Geschichte. Zuvor wird anhand mehr oder weniger bekannter philosophischer Probleme die Mechanik des Films gezeigt: Der Zuschauer bekommt all das zu sehen, was sich die Schüler vorstellen. Dazu gehört dann auch, dass tote Menschen von Aasfressern zerfleischt werden.
Ein Gewehr im Atombunker – warum das?
Dass sich innerhalb der Gruppe Spannungen aufbauen, ist aufgrund der Thematik beinahe zwangsläufig. Diese Spannungen sind allerdings nur auf der Gedankenebene vorhanden. Als Gruppe bleiben die Schüler recht freundlich zueinander. Dadurch fehlt dem Film eine echte Bedrohung. Erst, als klar wird, dass Mr. Zimit mehr im Hinterkopf hat als nur dieses Experiment, kommt die Handlung in der Realität mehr in Fahrt.
Der Film regt zum Denken an. „Was würde ich an dieser Stelle machen?“ Diese Frage wird den Zuschauern vermutlich am häufigsten durch den Kopf gehen. Es wäre ein schöner Schlusspunkt gewesen, würde die – letztlich feststehende – Moral komplett konträr zu der vom Lehrer angepeilten Haltung stehen. Leider zieht Huddles sein Ende etwas in die Länge – er entlässt seine Zuschauer mit einer mysteriösen letzten Szene. Die wäre nicht notwendig gewesen, wirkt sie doch, als habe der Regisseur seinem Werk unbedingt einen letzten Twist geben wollen.
Weltuntergang in tropischem Ambiente
Dieses etwas zu gewollt kryptische Ende wertet „The Philosophers – Wer überlebt?“ und seine „Was-wäre-wenn?“-Prämisse glücklicherweise nur geringfügig ab. Die Ausgangslage ist erfrischend neu und unverbraucht, der Film gut inszeniert, die Schauspieler sind durchweg passend besetzt. Wer einen Film auch einmal nutzen möchte, seinen Kopf ein wenig anzustrengen und die eigene Haltung zu reflektieren, sollte ihn sich auf jeden Fall ansehen.
Veröffentlichung:
18. Februar 2014 als Blu-ray und DVD
Länge: 107 Min. (Blu-ray), 103 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: The Philosophers
USA/INDO 2013
Regie: John Huddles
Drehbuch: John Huddles
Besetzung: Bonnie Wright, Maia Mitchell, Freddie Stroma, Daryl Sabara, Sophie Lowe, Erin Moriarty, James D’Arcy, Rhys Wakefield
Zusatzmaterial: Behind the Scenes, Interview mit Cast, letzter Drehtag, Brit Boys, Originaltrailer, Trailershow, Wendecover
Vertrieb: Ascot Elite Home Entertainment
Copyright 2014 by Matthias Holm
Fotos, Packshot & Trailer: © 2014 Ascot Elite Home Entertainment
Die Nacht der lebenden Texte 