Way of the West
Western // Bei einer Patrouille durchs Yukon-Gebiet stößt der Mountie Corporal Wade Grayling (Andrew W. Walker) auf eine vom Baum hängende Leiche. Ein junges Mädchen (Kestrel Martin) versucht gerade vergebens, das Seil zu durchschießen. Wayling bringt Leichnam und Mädchen zu einer sonderbaren Siedlung am Fluss, die nur aus Zelten und einer Art Kirche besteht. Die Einwohnerschaft besteht aus Amerikanern sowie osteuropäischen und asiatischen Einwanderern. Viele machen einen wenig vertrauenerweckenden Eindruck, schon gar nicht der sinistre Priester Olaf (Earl Pastko). Andere wirken eingeschüchtert. Von den Wortführern schlägt dem Mountie kaum verhohlene Feindseligkeit entgegen. Schon bald muss er sich mit Waffengewalt Respekt verschaffen.
Der im Jahr 1894 spielende Film wurde vollständig an Ort und Stelle gedreht: im rauen kanadischen Yukon-Territorium. Die Bildgewalt der Landschaft mit ihren Bergen, dem Fluss und den Wäldern gehört zu den großen Pluspunkten und verleiht „Way of the West“ in Verbindung mit der bizarren Zeltsiedlung einen spröden Charme. Ein Menschenleben zählt dort nicht viel.
Ein ganzer Kerl: Mountie Wade Grayling
Leider bleibt unklar, wohin der Film eigentlich will. Der wortkarge Mountie als einsamer Kämpfer gegen die Übermacht der Finsterlinge überzeugt nicht recht als Clint-Eastwood-Verschnitt, zumal er letztlich dann doch nicht so einsam ist – er hat ja Kollegen, die ihm im Verlauf auch mal zu Hilfe eilen. Einerseits gibt Grayling den gnadenlosen Schützen, der mit seinem Gewehr mehrere Gegner niedermähen kann, obwohl die ihre gezückten Pistolen auf ihn gerichtet haben (ja, das war ein Hinweis auf schlampig choreographierte Schusswechsel). Andererseits wirkt er glatt und konturenlos.
Würde ein Mountie Dynamit in ein Gebäude werfen, in dem sich außer den Schurken auch eine als Geisel gehaltene junge Frau aufhält? Apropos: Die junge Frau heißt Amethyst (Jessica Paré), ist die Tochter des Priesters und durch eine große Narbe im Gesicht verunstaltet. Grayling wirft schnell nach seiner Ankunft ein Auge auf sie, hat später aber keine Hemmungen, ihr Leben mit dem besagten Dynamit zu gefährden. Ist’s vielleicht eine linkisch-machohafte Art, Zuneigung zu bekunden? Muss ich mir merken …
Die Schurken haben finstere Absichten, das gehört sich auch so für Schurken. Was sie tun und lassen, wirft Fragen auf, die unbeantwortet bleiben. Regisseur Wyeth Clarkson schrieb auch am Drehbuch mit und produzierte den Film. Vor seinem nächsten Projekt möge ihm jemand die Beschäftigung mit den Aspekten Logik und Schlüssigkeit ans Herz legen – es kann nicht schaden.
Der Ordnungshüter stößt auf eine seltsame Siedlung
„Wie ein Remake des Burt-Lancaster-Klassikers ,Lawman’“, schreibt der deutsche Vertrieb zur Lobpreisung auf das Cover der Blu-ray bzw. DVD. Das ist grob für das Handlungsgerüst nicht von der Hand zu weisen. Die Qualität des Westerns von 1971 erreicht „Way of the West“ zu keinem Zeitpunkt – und schon „Lawman“ zählt ja nicht zu den großen Klassikern des Genres. Gestehen wir „Way of the West“ aufgrund des Schauplatzes und der damit verbundenen feinen Bilder sowie des Mounties in der Rolle des Helden wohlwollend eine gewisse Originalität zu. Als Blick über den Tellerrand des US-Westerns kann die Sichtung nicht schaden, wenn man bereit ist, bei den Mängeln das eine oder andere Auge zuzudrücken. Freunde hochwertiger Genre-Unterhaltung werden den C-Film womöglich als entbehrlich empfinden.
Noch Fragen? Ach ja – was hatte es eigentlich mit dem Gehängten auf sich? In welcher Beziehung stand er zu dem Mädchen? Was bewog die Kleine, ihn vom Baum schießen zu wollen? Hm …
Veröffentlichung: 5. Dezember 2013 als Blu-ray und DVD
Länge: 83 Min. (Blu-ray), 81 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: The Mountie
Alternativtitel: Lawman
KAN 2011
Regie: Wyeth Clarkson
Drehbuch: Wyeth Clarkson, Charles Johnston, Grant Sauve
Besetzung: Andrew W. Walker, Jessica Paré, Earl Pastko, John Wildman, George Buza, Tony Munch, Matthew G. Taylor
Zusatzmaterial: Deutscher Trailer, Originaltrailer, Trailershow
Label/Vertrieb: Tiberius Film
Copyright 2013 by Volker Schönenberger
Fotos, Packshot & Trailer: © 2013 Tiberius Film
Die Nacht der lebenden Texte 