The War Lord
Von Volker Schönenberger
Historien-Abenteuer // Im elften Jahrhundert soll der normannische Ritter Chrysagon de la Crux (Charlton Heston) die Ländereien des Duke William of Ghent in Flandern schützen. Er rettet ein Dorf vor angreifenden Friesen. Die nur oberflächlich zum Christentum bekehrten Dörfler frönen einem heidnischen Baumkult. Chrysagon verliebt sich in die schöne Bronwyn (Rosemary Forsyth), die einen jungen Mann aus dem Dorf heiraten will. Bei der Eheschließung fordert er als Lehnsherr das Recht der ersten Nacht – das Ius primae noctis.
Das Problem heißt „Game of Thrones“. So prächtig und unterhaltsam „Die Normannen kommen“ auch inszeniert ist; wer – so wie ich – zu den Fans der meisterhaften aktuellen HBO-Serie gehört, wird einen mittelalterlichen Historienschinken wie diesen womöglich nicht so würdigen können, wie er es verdient hat. Im Vergleich zu „Game of Thrones“ sieht ein Normannen-Film von 1965 nun mal etwas altbacken aus. Auch die Gewalt wirkt harmlos, dabei stirbt es sich doch grässlich, wenn Schwert, Axt und Morgenstern geschwungen werden.
Charlton Hestons Frisur sieht zwar etwas albern aus, auch wenn sie einigermaßen authentisch sein mag, Handlung und Ausstattung sind aber über jeden Zweifel erhaben. Ob Kampfszenen sowie Dorf- und Burg-Alltag mittelalterlich authentisch dargestellt sind, darüber dürfen sich Historiker auslassen, wir konstatieren: Das sieht gut aus (nur eben nicht die Frisur).
Fiese Friesen fegen Flandern
Friesen, die in Flandern brandschatzen – das ist eine für Hollywood ungewöhnliche Konstellation. Auch die religiösen Aspekte zwischen Christentum und heidnischem Kult machen den Film interessant, die Geschichte um Liebe und das Recht der ersten Nacht trägt ihr Übriges dazu bei. So ist „Die Normannen kommen“ alles in allem ein sehenswertes Mittelalter-Epos mit klirrenden Schwertern und großen Gefühlen, das sich auch „Game of Thrones“-Fans gern mal zu Gemüte führen dürfen.
Drei Jahre nach „Die Normannen kommen“ drehte Regisseur Franklin J. Schaffner ebenfalls mit Charlton Heston als Hauptdarsteller das einflussreiche Science-Fiction-Abenteuer „Planet der Affen“ – und das, obwohl Heston für den Normannenfilm angeblich versucht hatte, David Lean oder Peter Ustinov als Regisseur zu gewinnen. 1971 erhielt Schaffner für sein Generalsporträt „Patton“ den Regie-Oscar.
Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Charlton Heston haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgeführt.
Veröffentlichung: 14. August 2014 als Blu-ray, 14. Januar 2011 als DVD
Länge: 116 Min. (Blu-ray), 105 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Englisch
Originaltitel: The War Lord
USA 1965
Regie: Franklin J. Schaffner
Drehbuch: John Collier, Millard Kaufman, nach einem Theaterstück von Leslie Stevens
Besetzung: Charlton Heston, Richard Boone, Rosemary Forsyth, Maurice Evans, James Farentino, Henry Wilcoxon, Woodrow Parfrey, Allen Jaffe, Michael Conrad
Zusatzmaterial: Bildergalerie mit seltenem Werbematerial, deutscher Trailer, Originaltrailer
Vertrieb: Koch Media
Copyright 2014 by Volker Schönenberger
Foto & Packshot: © 2014 Koch Media