The Railway Man
Von Matthias Holm
Drama // Die Schlacht um Singapur 1942 stellt bis heute eine der größten Niederlagen des britischen Militärs dar. Die daraufhin gefangenen Soldaten wurden in Arbeitslager gesteckt, viele von ihnen arbeiteten an der Eisenbahnlinie von Siam nach Burma, die bereits 1957 in David Leans Klassiker „Die Brücke am Kwai“ mit Alec Guinness thematisiert wurde. Nun erzählt „The Railway Man“, basierend auf dem gleichnamigen autobiografischen Buch, vom Schicksal von Eric Lomax.
Gefangen in Singapur
Eric Lomax (Colin Firth) lernt im Zug die attraktive Patti (Nicole Kidman) kennen. Die beiden verlieben sich, nach einiger Zeit heiraten sie. Doch etwas quält Eric, er neigt zu Wutausbrüchen. Patti weiß, dass der Grund dafür in seiner Vergangenheit liegen muss, zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges. Sie kontaktiert Erics ehemaligen Kameraden Finlay (Stellan Skarsgård). Der erzählt Patti davon, wie ihre Einheit nach der britischen Kapitulation gefangen genommen wurde – und warum es der Japaner Nagase (jung: Tanroh Ishida, älter: Hiroyuki Sanada) auf Eric (jung: Jeremy Irvine) abgesehen hatte.
Der deutsche Zusatztitel „Die Liebe seines Lebens“ ist absolut unnötig. „The Railway Man“ ist nicht mal im Ansatz ein Liebesfilm. Patti bringt zwar den Stein ins Rollen, letzten Endes dreht sich der Film aber um die Bewältigung der Vergangenheit und um Vergebung.
Farbenfrohes Singapur, graues England
Dabei kann sich Regisseur Jonathan Teplitzky auf zwei Dinge komplett verlassen: Zum einen sind das die Bilder seines Kameramanns Gary Phillips. Gerade die Szenen in Singapur sind enorm farbenfroh und kraftvoll – man spürt förmlich das schwüle Klima. Im Gegensatz dazu ist England blass und grau, vor allem, je weiter Eric in seine Psychosen abdriftet.
Zum anderen hat Teplitzky ein famoses Darsteller-Ensemble zusammenbekommen. Allen voran ist da natürlich Colin Firth, der als Eisenbahn-Enthusiast und Kriegsveteran famos aufspielt und dem man seine Stimmungsschwankungen perfekt ansieht. Nicole Kidman hält sich dagegen etwas zurück, gibt ihrer Patti dadurch aber auch eine gewisse Würde.
Verwirrende Zeitsprünge
Nur die Erzählstruktur des Films ist etwas konfus geraten. Gerade zum Anfang verwirren die häufigen Zeitsprünge. Auch schafft der Film es nicht, ein erzählerisches Gleichgewicht zwischen seiner Haupthandlung und dem Kriegsgeschehen zu finden, die beiden Erzählstränge buhlen teilweise zu sehr um die Aufmerksamkeit der Zuschauer.
„The Railway Man“ ist ein gutes Zeitporträt geworden, das auch nicht vor einigen fiesen Folterszenen zurückschreckt. Nur vermischen sich leider die beiden narrativen Ebenen nicht zu einem stimmigen Ganzen, sodass der Film nur das Prädikat „sehenswert“ bekommt.
Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Nicole Kidman haben wir in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgelistet, Filme mit Colin Firth und Stellan Skarsgård unter Schauspieler.
Veröffentlichung: 26. November 2015 als Blu-ray und DVD
Länge: 108 Min. (Blu-ray), 104 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: The Railway Man
AUS/GB/CH 2013
Regie: Jonathan Teplitzky
Drehbuch: Frank Cottrell Boyce, Andy Paterson, nach dem Roman von Eric Lomax
Besetzung: Colin Firth, Nicole Kidman, Stellan Skarsgård, Hiroyuki Sanada, Jeremy Irvine, Tanroh Ishida
Zusatzmaterial: Making-of, Trailer, Trailershow
Label/Vertrieb: Koch Media
Copyright 2015 by Matthias Holm
Szenenfotos & Packshots: © 2015 Koch Media
scathach25
2015/12/01 at 18:00
Die Geschichte klingt wirklich interessant. Danke für die Vorstellung. 🙂