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Zurück in die Vergangenheit – Die komplette Serie: Nostalgie im Science-Fiction-Gewand

07 Dez

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Quantum Leap

Von Sven Wedekin

Science-Fiction-Serie // Ende der 80er-Jahre waren Zeitreisen groß in Mode. Die Filmtrilogie „Zurück in die Zukunft“ feierte im Kino spektakuläre Erfolge und „Star Trek IV – Zurück in die Gegenwart“ (1986), der von einer Reise der Enterprise-Crew ins Jahr 1986 erzählte, erwies sich als einer der erfolgreichsten Beiträge des Franchises. Auch das Fernsehen wollte an diesen Trend teilhaben, und so flimmerte 1989 die erste Folge der von Erfolgsproduzent Donald P. Bellisario („Magnum“, „Airwolf“) erdachten Serie „Quantum Leap“ – hierzulande „Zurück in die Vergangenheit“ – über die Bildschirme.

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Seine Zeitreisen führen Sam …

Die Serie folgt den Abenteuern des brillanten Wissenschaftlers Sam Beckett (Scott Bakula), der den sogenannten Quantensprung-Zeitbeschleuniger erfunden hat, mit dem es möglich ist, buchstäblich in andere Zeitepochen zu springen. Bei seinem ersten Versuch, die Maschine selbst auszuprobieren, geht jedoch etwas schief: Sam verschlägt es nicht nur in eine andere Zeit, sondern auch in eine andere Identität. Es stellt sich heraus, dass eine geheimnisvolle Kraft ihn anscheinend immer wieder innerhalb seiner eigenen Lebenszeit von einer Person in eine andere springen lässt, um Dinge, die in den Leben dieser Menschen falsch gelaufen sind, nachträglich wieder in Ordnung zu bringen.

Der Fokus liegt auf den Menschen

Ähnlich wie bei „Star Trek“ liegt auch bei „Zurück in die Vergangenheit“ der Fokus der einzelnen Episoden nicht in erster Linie auf spektakulären Science-Fiction-Szenarien, sondern auf charakterorientierten Geschichten und zwischenmenschlichen Konflikten. Die Serie zeichnet sich dadurch aus, gesellschaftliche und soziale Missstände früherer Zeiten anhand von Einzelschicksalen zu zeigen und zu verdeutlichen, dass die Handlungen eines einzelnen Menschen dazu führen können, eben diese Missstände zu beseitigen oder ihre Konsequenzen wenigstens abzumildern.

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… auch schon mal in die Identität eines Baseballspielers …

So beschäftigen sich viele Folgen wiederholt mit heiklen Themen wie Rassismus, Sexismus und ernsten familiären Konflikten. Jedoch gibt es zwischendurch natürlich auch immer mal wieder Episoden, die sich selbst nicht ganz ernst nehmen, und in denen Sam mit komischen Situationen konfrontiert wird – wenn er zum Beispiel in den Körper einer Frau springt und sich mit den Unterschieden zwischen den Geschlechtern herumschlagen muss.

Geschichtsstunde mit Pep

Der besondere Reiz liegt am Abwechslungsreichtum der einzelnen Folgen. Jede spielt in einer anderen Zeit, wobei es den Machern immer wieder gelungen ist, die Atmosphäre der jeweiligen Epoche glaubwürdig darzustellen. Hervorzuheben ist auch die schauspielerische Leistung von Scott Bakula, der zwar einerseits in jeder Folge dieselbe Figur spielt, diese sich aber zum anderen auch die typischen Eigenheiten der Person aneignen muss, in die sie gesprungen ist, was sich für Sam oft als große Herausforderung erweist. Und obwohl es sich bei Sam Beckett um ein Genie erster Güte handelt, wird er von Bakula stets als bodenständiger Typ dargestellt, mit dem man sich als Zuschauer leicht identifizieren kann.

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… oder eines Soldaten im Vietnamkrieg

Gleiches gilt auch für Dean Stockwell, der Sams oft recht chauvinistischen, aber immer verlässlichen Freund Al spielt. Al leitet das Zeitreiseprojekt und ist mittels einer holografischen Kammer in der Lage, mit Sam über Zeitsprünge hinweg Kontakt zu halten. In vielerlei Hinsicht ist er das genaue Gegenteil von Sam. Während der nach strengen moralischen Grundsätzen handelt, ist Al der geborene Hedonist, der Sam auch mal widerspricht, wenn er der Meinung ist, dass dieser sich durch diese Grundsätze bei der Erfüllung seiner aktuellen Mission selbst im Weg steht. Jedoch behält Sam bei diesen kleinen Reibereien stets die Oberhand. Dass die Serie ihr Herz am rechten Fleck hat, ist so dem Zusammenspiel von Bakula und Stockwell zu verdanken, die ein perfektes Team bilden, dem man bei seinen Kabbeleien und Meinungsverschiedenheiten gern zuschaut.

Ein Genremix ohne Verfallsdatum

„Zurück in die Vergangenheit“ ist zweifellos eine der originellsten Serien, die es je gab, da sie, obwohl in erster Linie der Science-Fiction zuzuordnen, ebenso von Genre zu Genre springt wie ihr Hauptdarsteller durch die Zeit. Wohl keine andere Serie hat eine solche Vielfalt an Geschichten zu bieten. Innerhalb der in fünf Staffeln aufgeteilten 97 Folgen gibt es Familiendramen, Horrorstorys, Krimis, Komödien, Gerichtsthriller und Liebesgeschichten zu sehen, wodurch auch unterschiedliche Zuschauerschichten angesprochen werden. Man kann sogar sagen, dass „Zurück in die Vergangenheit“ manchmal lehrreich ist, da sie auf viele tatsächliche Ereignisse der Geschichte Bezug nimmt, wie zum Beispiel den Vietnamkrieg, die Rassenunruhen der 60er-Jahre und die Ermordung Kennedys. Als Zuschauer kommt man sich dabei teilweise fast schon selbst wie ein Zeitreisender vor, da die jeweiligen Epochen immer mit Liebe zum historischen Detail und absolut authentisch dargestellt werden.

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Al (r.) steht Sam von der Gegenwart aus zur Seite

Gerade vor dem Hintergrund der Tatsache, dass viele heutige TV-Serien dem Krimigenre angehören und dabei in deprimierender Düsternis schwelgen, ist es wohltuend, mal eine wirklich abwechslungsreiche Show wie „Zurück in die Vergangenheit“ in den DVD-Player zu schieben. Sie appelliert an das Gute im Menschen und stellt damit einen Gegenentwurf zu den oft recht pessimistischen Serien unseres 21. Jahrhunderts dar. Der Titel „Zurück in die Vergangenheit“ ist somit beinahe schon doppeldeutig. Der Fernseher verwandelt sich selbst in eine Art Zeitmaschine, indem er uns in eine Zeit entführt, als das Medium noch unschuldig war. Von welcher aktuellen Serie kann man schon sagen, dass sie so etwas zu leisten vermag?

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Meg Foster haben wir in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgelistet, Filme mit Scott Bakula und Dean Stockwell unter Schauspieler.

Veröffentlichung: 17. Juni 2013 als Limited Edition DVD-Box (5 Staffeln mit insgesamt 97 Folgen auf 22 Discs)

Länge: 4400 Min.
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: keine
Originaltitel: Quantum Leap
USA 1989–1993
Regie: diverse
Drehbuch: diverse
Besetzung: Scott Bakula, Dean Stockwell, Deborah Pratt, Dennis Wolfberg, W. K. Stratton, Carolyn Seymour, Meg Foster
Zusatzmaterial: „Ein Blick zurück“, Easter Eggs, Trailer, TV-Rückblick 80er, Bildergalerie
Vertrieb: KSM GmbH

Copyright 2015 by Sven Wedekin
Fotos & Packshot: © 2013 KSM GmbH

 

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