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Die Klotzköpfe – Laurel & Hardy: Im Schützengraben vergessen

14 Feb

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Block-Heads

Von Volker Schönenberger

Komödie // Wir schreiben das Jahr 1917. Der Weltkrieg ist in vollem Gange. In den Schützengräben sind auch die zwei Freunde Stan (Laurel) und Ollie (Hardy) zugegen. Bei einem Ausfall werden die beiden getrennt: Ollie muss mit den anderen Soldaten hinaus, die feindlichen Reihen stürmen, Stan schiebt weiter Wache. Aus nicht weiter benannten Gründen kehrt die Einheit nicht zu ihrem Kameraden zurück, Stan bleibt auf seinem Posten – auch noch, als einige Zeit später der Waffenstillstand verkündet wird. Um genau zu sein: Stan schiebt bis 1938 Wache im Schützengraben, bis ihn ein Pilot, den er beschießt, darüber aufklärt, dass der Krieg vor 20 Jahren zu Ende gegangen ist.

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Ollie darf mal wieder das von Stan verursachte Chaos ausbaden

Just an seinem ersten Hochzeitstag mit der bezaubernden Mrs. Hardy (Minna Gombell) erfährt Ollie, dass sein tot geglaubter Kumpel quicklebendig ist. Er sucht ihn im Veteranenheim auf, in dem Stan als Kriegsheld untergekommen ist, und bringt ihm mit nach Hause. Eine Schneise der Verwüstung ist die Folge …

Kriegsversehrt – oder doch nicht?

Herrliche Szene: Stan hat es sich mit untergeschlagenem Bein auf einem Rollstuhl im Garten des Veteranenheims bequem gemacht, als Ollie ihn nach zwei Jahrzehnten zum ersten Mal wiedersieht. Im Glauben, sein verschollener Kumpel habe im Krieg ein Bein gelassen, schiebt Ollie den Rollstuhl bereitwillig durch die Gegend, zeigt sich auch ansonsten sehr hilfsbereit und sogar verzeihend, als ihn Stan mit dem Gartenschlauch nass macht. Als ein anderer Veteran den Rollstuhl fordert, legt sich Ollie mit ihm an, kassiert gar eine Backpfeife und trägt Stan im Anschluss auf den Armen – bis er merkt, dass Stan im Besitz beider Beine ist. Wer kann sich Ollies Gesichtsausdruck vorstellen? Im Anschluss nimmt das Chaos aber erst recht seinen Lauf, Ollies Geduld wird auf eine harte Probe gestellt.

Billy Gilbert und James Finlayson

Gleich zwei berühmte Widersacher des Duos sind in „Die Klotzköpfe“ zu sehen: James Finlayson hat einen Auftritt auf einer Treppe und legt sich mit Ollie an, was in eine kurze Slapstick-Prügelei mündet. Billy Gilbert gibt einen eifersüchtigen Ehemann und Nachbarn von Ollie inklusive wunderbarem Schlussgag, der bereits 1928 im Kurzfilm „We Faw Down“ zu sehen war (zu finden im Bonusmaterial der DVD von „Die Wüstensöhne“): Als er Stan und Ollie mit seiner Flinte durch die Straßen jagt, flüchten aufgrund der Schüsse allerorten andere Männer aus Fenstern.

Der Trick mit dem ansatzlosen Kinnhaken

Eine andere Szene hat mich losprusten lassen: Stan zeigt einem renitenten Nachbarn (Harry Woods) die linke Faust und versetzt ihm unvermittelt und ansatzlos mit der rechten (!) einen Kinnhaken, der seinen Kontrahenten ins Reich der Träume schickt. Da macht Ollie aber Augen! Der hatte kurz zuvor von dem Herrn zwei Tritte in den Hintern kassiert, die an sich Stan galten. Ich musste einfach mehrmals zurückspulen und die Szene erneut schauen. Da man filmische Gags manchmal schwer nacherzählen kann, sei auf die Szene bei YouTube verwiesen.

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„Bleib doch!“ Ollie beschwört seine geplagte Ehefrau

Regisseur John G. Blystone hatte kurz zuvor für „Dick und Doof als Salontiroler („Swiss Miss“) erstmals mit dem Duo zusammengearbeitet. Er starb kurz nach den Dreharbeiten zu „Die Klotzköpfe“ mit nur 45 Jahren an einer Herzattacke. Zu seinen bekanntesten Regiearbeiten zählen „Die verflixte Gastfreundschaft“ („Our Hospitality“, 1923) mit Buster Keaton als Star und Ko-Regisseur sowie das Krimidrama „Great Guy“ (1938) mit James Cagney.

Problemlos zu beschaffen

Kurz der Blick in den Handel: Beschaffungsprobleme bereitet „Die Klotzköpfe“ nicht. Die Einzel-DVD ist lieferbar, ebenso die „Dick & Doof Collection 1“ mit zehn DVDs, in der der Film enthalten ist. Es lohnt sich! Mit seiner enormen Gagdichte ist „Block-Heads“, so der Originaltitel, ein Füllhorn an Dialogwitz und Situationskomik und gehört zweifellos zu den Großtaten von Laurel und Hardy. Im Zusatzmaterial der DVD findet sich in zwei Schnittfassungen (siehe unten) der Kurzfilm „Die brennende Nachbarin“ („Unaccustomed as We Are“, 1929), von dem „Die Klotzköpfe“ ein paar Motive aufgegriffen hat.

Mehr Lektüre über Stan und Ollie

Mehr über Laurel und Hardy von mir zu lesen gibt’s in „35 Millimeter – Das Retro-Filmmagazin“. Die Titelgeschichte von Ausgabe #10 behandelt US-Filmkomiker, da darf das Duo nicht fehlen. Auch andere Komiker wie Charlie Chaplin, Buster Keaton, Harold Lloyd, die Marx Brothers & Co. werden berücksichtigt. Das Heft kann hier bestellt werden – unter dem Link findet Ihr auch den Inhalt.

Veröffentlichung: 15. April 2010 als DVD, 16. Oktober 2009 in der 10-DVD-Box „Dick & Doof Collection 1“

Länge: 55 Min.
Altersfreigabe: FSK 6
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Block-Heads
Alternativtitel: Lange Leitung
USA 1938
Regie: John G. Blystone
Drehbuch: Charley Rogers, Felix Adler, Gilbert Pratt, Harry Langdon, James Parrott, Arnold Belgard
Besetzung: Stan Laurel, Oliver Hardy, Billy Gilbert, Patricia Ellis, Minna Gombell, James Finlayson
Zusatzmaterial: Kurzfilm „Die brennende Nachbarin“ („Unaccustomed as We Are“, 1929) in zwei Versionen: deutsche TV-Fassung aus „Zwei Herren dick und doof“ mit Hanns Dieter Hüsch als Erzähler (14 Min.) und Originalfassung (21 Min.), Über die deutsche Synchronfassung, Starinfos, Produktionsnotizen, Fotogalerie, Wendecover
Vertrieb: Studiocanal Home Entertainment

Copyright 2015 by Volker Schönenberger

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Fotos & Packshots: © 2009/2010 Studiocanal Home Entertainment

 

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