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Wie ein Schrei im Wind – Die Schöne und das Biest in der Wildnis

19 Jun

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The Trap

Von Andreas Eckenfels

Abenteuer // 50 Jahre bevor sich Leonardo DiCaprio in „The Revenant – Der Rückkehrer“ durch die kargen Wälder von British Columbia schleppt, schickt Regisseur Sidney Hayers den bulligen Oliver Reed in diesen unwirtlichen und gefährlichen, aber wunderschönen Landstrich Kanadas.

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La Bête weiß, wie man sich zur Wehr setzt

Angesiedelt Mitte des 19. Jahrhunderts, glänzt Reed als ungehobelter Trapper Jean La Bête, für den einzig das Recht des Stärkeren gilt. Drei Winter lang war er in seinem Kanu unterwegs und verdiente mit der Pelzjagd ein kleines Vermögen. Jetzt will er eine Frau finden, die hart arbeiten kann und ihm Kinder gebiert. Da trifft es sich gut, dass bei seiner Rückkehr vor der Pioniersiedlung ein Dampfschiff angelegt hat. An Bord ein trostloser Blick auf diese Zeit: verstoßene Frauen, darunter Trinkerinnen und Prostituierte, die meistbietend an die Siedler verkauft werden sollen.

Stumme Verzweiflung

Doch La Bête kommt zu spät, die besten Frauen sind schon weg. Wütend fordert der Trapper bei einem Pelzhändler (Rex Sevenoaks) 1.000 Dollar ein, die der ihm schuldet. Doch statt des Geldes schlägt die Frau (Barbara Chilcott) des Händlers La Bête ein hübsches Tauschobjekt vor: Eve (Rita Tushingham), die bei ihnen als Haushälterin lebt. Die junge Frau musste als Kind mit ansehen, wie ihre Eltern von Indianern getötet wurden. Seitdem sagt sie kein Wort. Doch das stört den Trapper nicht. Er packt die stumme Eve und ausreichend Vorräte in sein Kanu und bringt alles in seine einsam gelegene Waldhütte. La Bête bringt Eve das Jagen und das Fallenstellen bei. Doch im Bett erhält der Trapper dafür keine Gegenleistung. Die Frau bleibt distanziert. Sie ist ganz und gar nicht begeistert von ihrem neuen Leben in der Abgeschiedenheit und ihrem brutalen Partner wider Willen.

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Wer mopst da was aus meiner Hütte?

Der tägliche Überlebenskampf in der rauen Natur spielt auch in „Wie ein Schrei im Wind“ eine Rolle, viel mehr jedoch steht die Beziehung der zwei unterschiedlichen Figuren im Vordergrund. Oliver Reed beschrieb in einem Interview seine Figur als „menschliches Tier“ – dem ist nichts hinzuzufügen. Er verkörpert La Bête als eine kaum zu bändigende Naturgewalt. Im Gegensatz dazu steht die sanfte Eve, deren Verzweiflung ihr aufgrund ihres Schicksals förmlich ins Gesicht geschrieben steht. Rita Tushingham gibt als stumme Eve eine eindrucksvolle Leistung ab. Für ihr Filmdebüt in Tony Richardsons „Bitterer Honig“ hatte sie 1963 auf Anhieb unter anderem den Golden Globe gewonnen und war bei den Filmfestspielen in Cannes ausgezeichnet worden.

Dramatisches Schlussdrittel

Wie La Bête und Eve ihre Distanz langsam abbauen und er seine eigene einsame Seele zunehmend nach außen kehrt, ist hervorragend erzählt. Die Geschichte gipfelt in einem dramatischen Schlussdrittel, bei der sich die Verhältnisse umkehren: Nach einem Jagdunfall ist der starke Mann plötzlich auf die Hilfe der Frau angewiesen. Eve muss eine folgenschwere Entscheidung treffen …

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Selbst schwer verletzt gibt La Bête nicht auf

Die starken Schauspielerleistungen bilden das Fundament für den mitreißenden Abenteuerfilm. „Wie ein Schrei im Wind“ wurde größenteils an Originalschauplätzen vom Oscar-gekrönten Kameramann Robert Krasker („Der dritte Mann“) gedreht. Darüber hinaus kamen echte Tiere zum Einsatz. Der Angriff eines Pumas und eines Wolfsrudels auf Reed wirkte damals sicher ähnlich real wie DiCaprios schon jetzt legendärer Bärenkampf in „The Revenant – Der Rückkehrer“ 50 Jahre später.

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Wird Eve bei La Bête ausharren?

Veröffentlichung: 2. Juni 2016 als DVD

Länge: 100 Min.
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: keine
Originaltitel: The Trap
USA 1966
Regie: Sidney Hayers
Drehbuch: David Osborn
Besetzung: Oliver Reed, Rita Tushingham, Rex Sevenoaks, Barbara Chilcott, Linda Goranson, Walter Marsh
Zusatzmaterial: Interview, Bildergalerie, Trailer, Booklet, Wendecover
Vertrieb: Pidax Film / Al!ve AG

Copyright 2016 by Andreas Eckenfels
Fotos & Packshot: © 2016 Pidax Film / Al!ve AG

 

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