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The Foreigner – Jackie Chan gegen die IRA

22 Mär

The Foreigner

Von Matthias Holm

Thriller // Als der erste Trailer zu „The Foreigner“ erschien, durfte man erst mal skeptisch sein – geht Jackie Chan, nachdem er eine ganze Menge Filme in seiner Heimat Hongkong gedreht hat, den gleichen Weg wie Liam Neeson? Die Prämisse, dass ein älterer Herr Verbrecher aufspürt und beseitigt, weil sie seiner Familie geschadet haben, klingt ziemlich nach „96 Hours“. Die Verfilmung des Buches „The Chinaman“ geht allerdings einen anderen Weg.

Quan verliert seine Tochter

Von einem Moment zum anderen verliert der Londoner Restaurantbesitzer Quan (Jackie Chan) das Wichtigste in seinem Leben: Seine Tochter wird bei einem Bombenanschlag getötet. Die Behörden können wenig tun und so nimmt er die Aufklärung des Falls in die eigene Hand. Die Spur führt Quan zum irischen Regierungsbeamten Liam Hennessy (Pierce Brosnan).

Plötzlich Politik

Es ist merkwürdig, so etwas bei einem Jackie Chan-Film zu schreiben – aber es ist von Vorteil, wenn man sich zumindest in Grundzügen mit dem Konflikt zwischen Großbritanien und der IRA auskennt. Denn die Anschläge gehen von einer Splittergruppe der Irisch Republikanischen Armee aus. So gibt es zwischen den britischen Politikern und Pierce Brosnan, dessen Akzent im Originalton äußerst merkwürdig anmutet, immer wieder Gespräche über Konsequenzen und Lösungsansätze. In diesen Momenten ist „The Foreigner“ viel mehr Polit-Thriller als krachender Actionfilm.

Nette Gesellen, mit denen sich Hennessy umgibt

Wenn es allerdings zur Sache geht, gelingt es Regisseur Martin Campbell („James Bond 007 – Casino Royale“), seine Protagonisten geschickt in Szene zu setzen. Denn „The Foreigner“ ist bitter ernst, und auch wenn Chan immer noch sehr gut in Form wirkt, ist er nicht mehr der Jüngste – ein Sturz durch ein Treppenhaus nimmt ihn sichtlich mit. Also setzt er nicht auf wilde Stunts, sondern operiert mehr wie ein Guerilla-Kämpfer, der mit fiesen Methoden aus dem Hinterhalt agiert. Woher er all diese Tricks kennt, finden die anderen Figuren erst relativ spät heraus, was auch generell gut den Storyverlauf widerspiegelt.

Naivität führt nicht zu Mitleid

Denn durch die Konzentration auf die politischen Konflikte wirkt der Film manchmal etwas lahm. Gerade während einer Passage, in der Quan gerade nicht vorkommt, scheint sich der Film nicht von der Stelle zu bewegen. Umso größer ist natürlich die Freude, wenn er wieder auftaucht. Auch der Einstieg in den Film gerät etwas schwierig, ist Quan doch enorm naiv. So fühlt man eher mit den Polizisten mit, die den verwirrten alten Mann immer versetzen müssen, als mit dem trauernden Vater.

Dennoch ist „The Foreigner“ gerade wegen dieser Erzählweise und dem etwas anderen Action-Ansatz ein erfrischender Film, der es bei uns auch ruhig ins Kino hätte schaffen können.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Martin Campbell haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Pierce Brosnan und Jackie Chan unter Schauspieler.

Mit einer Waffe am Kopf fällt das Sprechen sicherlich leichter

Veröffentlichung: 23. Februar 2018 als Blu-ray und DVD

Länge: 120 Min. (Blu-ray), 109 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: The Foreigner
GB/CHN/USA 2017
Regie: Martin Campbell
Drehbuch: David Marconi, nach dem Roman „The Chinaman“ von Stephen Leather
Besetzung: Jackie Chan, Pierce Brosnan, Katie Leung, Rory Fleck Byrne, Ray Fearon
Zusatzmaterial: Interviews mit Cast & Crew, Featurette
Vertrieb: Universum Film

Copyright 2018 by Matthias Holm

Fotos, Packshot & Trailer: © 2018 Universum Film

 

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