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Pyewacket – Tödlicher Fluch: Sei vorsichtig mit deinen Wünschen

17 Jul

Pyewacket

Von Andreas Eckenfels

Horrordrama // Seit dem Tod ihres Vaters ist das Verhältnis zwischen der Teenagerin Leah (Nicole Muñoz) und ihrer überforderten Mutter (Laurie Holden, „The Walking Dead“) mehr als kompliziert. Da es die Mutter im alten Wohnhaus nicht mehr aushält, eröffnet sie Leah, dass sie in ein abgelegenes Haus am Rande eines Waldes umziehen werden. Die Tochter ist von dieser Nachricht alles andere als begeistert, aber immerhin kann sie trotz langer Anfahrt noch ihre alte Schule besuchen und dort ihre Freunde treffen. Dennoch ist es für Leah nicht mehr so wie früher, sie verliert zunehmend ihre sozialen Kontakte, was zu neuen Spannungen mit ihrer Mutter führt.

Leah (r.) erzählt ihren Freunden, dass sie umziehen wird

Als die Streitereien wieder einmal eskalieren, begeht Leah im Affekt einen folgenschweren Fehler: Aus einem Buch über Schwarze Magie beschwört sie mit einem okkulten Ritual den Hexengeist Pyewacket. Leah bittet ihn darum, ihre Mutter umzubringen. Erst am nächsten Morgen bemerkt Leah, was sie angestellt hat. Lässt sich der Todesfluch noch rückgängig machen?

Inspiration durch William Friedkin

Eine der ersten Erwähnungen zu Pyewacket soll sich im Pamphlet „The Discovery of Witches“ (1647) des selbsternannten Hexenfinders Matthew Hopkins befinden, der als Vorlage für Vincent Prices Rolle in „Der Hexenjäger“ (1968) diente. Demnach handelt es sich bei Pyewacket um einen sogenannten Familiar, einen kleinen Dämon beziehungsweise Geist, der Hexen unterstützt und in verschiedenen Gestalten auftreten kann. Der ansonsten mehr als Schauspieler aktive Regisseur und Drehbuchautor Adam MacDonald hatte aber für seinen zweiten Langfilm nach „Backcountry – Gnadenlose Wildnis“ eine andere Inspirationsquelle als die fragwürdige historische Schrift: Im Interview mit Deadline-Autor Leonhard Elias Lemke, welches im Booklet des Mediabooks von Pierrot Le Feu abgedruckt ist, erklärt MacDonald, er habe sich schon immer für das Okkulte interessiert, und die Idee zu seinem Film und dem Titel stamme von William Friedkins „Das Kindermädchen“ (1990). Dazu habe er auch persönliche Erfahrungen wie die Trennung seiner Eltern im Drehbuch verarbeitet.

Mehr Drama als Horror

So verwundert es nicht, dass „Pyewacket“ im Kern ein bedrückendes Teenager-Drama ist, in das sich nach und nach immer mehr Horrorelemente einschleichen. Diese gewinnen aber selten die Überhand. Der Beginn ist geprägt von den Mutter-Tochter-Streitigkeiten und Leahs durch die Trauer zunehmende Faszination für den Okkultismus. Wer sich für Pentagramme, die Goth-Subkultur und ähnliches interessiert, wird sich gut aufgehoben fühlen und sich auch mit dem Leid der von Nicole Muñoz überzeugend gespielten Hauptfigur identifizieren können. Die Ausführung des Rituals stellt dann auch den Höhepunkt von „Pyewacket“ dar. Wenn Leah ihren Blutzoll entrichten muss, schmerzt das ungemein. Wie einst beim Waldhorror-Klassiker „Tanz der Teufel“ rast die Kamera bedrohlich durchs Unterholz, wobei der Dämon selbst nur schemenhaft zu erkennen ist.

Im Wald vollzieht Leah …

Doch jetzt, wo der Film die Spannung zunehmend steigern sollte, bremst er sich selbst aus. Nach dem Ritual passiert lange nichts, außer dass Leah immer verzweifelter nach dem Gegenmittel für den Todesfluch sucht und Wahnvorstellungen hat. Auch wenn die Atmosphäre stimmt, konzentriert sich der Regisseur mehr auf das Innenleben seiner Protagonistin als darauf, das Publikum zu erschrecken. Damit unterläuft MacDonald die Erwartungshaltung der Zuschauer. Worauf er lange gekonnt und visuell einfallsreich hingearbeitet hat, verliert sich in der zweiten Hälfte stark. Es brodelt ordentlich in „Pyewacket“, aber der Kessel will nicht überkochen.

… ein blutiges Ritual

Laut eigenen Worten versuchte MacDonald seine Geschichte so authentisch wie möglich zu erzählen, sodass auch das Finale unter diesem Aspekt durchaus konsequent geraten ist. Gruselfreunde könnten dies aber als unspektakulär einstufen und enttäuscht zurückbleiben.

Wahlfreiheit bei Pierrot Le Fou

Für das kleine Label Pierrot Le Fou ist „Pyewacket“ bereits der 13. Beitrag ihrer „Uncut“-Reihe, im Rahmen derer sie viele interessante, kleine und große Independent-Produktionen im Horrorbereich präsentieren. Dabei lassen sie den Kunden wieder einmal selbst entscheiden, ob er ein im Vergleich zu anderen Labels preisgünstiges Mediabook mit Texten und Poster erstehen oder lieber zur Blu-ray oder DVD im herkömmlichen Softcase greifen will. Eine optimale Veröffentlichungspolitik, wie sie leider nicht überall gang und gäbe ist. Welche Horrorfilme mit okkulter Thematik könnt Ihr empfehlen?

Muss Leahs Mutter wirklich sterben?

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Laurie Holden haben wir in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgelistet. Ein lesenswerter Text zu „Pyewacket – Tödlicher Fluch“ findet sich auch bei den Kollegen von Evil Ed.

Veröffentlichung: 13. Juli 2018 als 2-Disc Limited Edition Mediabook (Blu-ray & DVD), Blu-ray und DVD

Länge: 88 Min. (Blu-ray), 84 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Pyewacket
KAN 2017
Regie: Adam MacDonald
Drehbuch: Adam MacDonald
Besetzung: Nicole Muñoz, Laurie Holden, Chloe Rose, Eric Osborne, Mikey Brisson, Romeo Carere, James McGowan, Bianca Melchior
Zusatzmaterial: Behind the Scenes inkl. Interviews mit dem Regisseur und den Hauptdarstellern, Trailer, Wendecover. Nur Mediabook: 24-seitiges Booklet, Poster
Label: Pierrot Le Fou
Vertrieb: Al!ve AG

Copyright 2018 by Andreas Eckenfels

Szenenfotos: © Melissa Connors; Packshot: © 2018 Pierrot Le Fou

 
 

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32 Antworten zu “Pyewacket – Tödlicher Fluch: Sei vorsichtig mit deinen Wünschen

  1. Oliver Maey

    2018/08/19 at 11:58

    El Anticristo.. Italo low Budget Nachzügler von Exorzisten.. Macht mir aber wesentlich mehr Laune als sein Amerikanischer Vater..

     
  2. Mark

    2018/08/19 at 10:35

    Meine liebsten Filme in diesem Bereich sind:
    The Rite, Die Neun Pforten und das Omen 🙂

     
  3. Dirk Busch

    2018/08/19 at 09:40

    Angel Heart & Das Omen stehen bei mir alten Sack schon recht weit oben. 🙂

     
  4. Christian Jendraschek

    2018/08/13 at 15:03

    Nicht immer mein Subgenre, aber insbesondere Die Neun Pforten und Im Auftrag des Teufels gefielen mir sehr gut. Exorzismus und Besessenheit z.b. kann ich oftmals wenig abgewinnen. Wenn man so will passt eigentlich auch der dieses Jahr erschienene Hereditary ganz gut in das Subgenre und ist zweifellos ein brillianter Vertreter.

     
  5. TomHorn

    2018/08/12 at 21:40

    Ich mag ja die Italiener aus den 70ern sehr, gerade wenn nicht von Anfang an offensichlich ist, in welche Richtung der Streifen geht, wie bei MALASTRANA, DAS PARFÜM DER DAME IN SCHWARZ oder Pupi Avatis Meisterwerken THE HOUSE WITH THE LAUGHING WINDOWS und ZEDER (okay, letzterer ist aus den 80ern)…

     
  6. Christoph Marek

    2018/08/12 at 18:44

    Here comes the devil ! Kleiner, feiner Okullthorror und definitiv mal was anderes!

     
  7. Samara

    2018/08/12 at 17:03

    Ich schließe mich den meisten Meinungen an und sage auch das Omen, aber die Verfilmung mit Julia Stiles gefällt mir sehr gut. Dann der Film Carrie in der Hauptrolle mit
    Chloë Grace Moritz…

     
  8. Schachtschabel

    2018/08/12 at 15:27

    The Rite – Das Ritual finde ich klasse

     
  9. Jost Vinke

    2018/08/12 at 07:47

    The Heretics oder Deathgasm ^^

     
  10. Janine Jordan

    2018/08/11 at 11:57

    Sinister.. Sehr empfehlenswerter Film

     
  11. Torsten Wilk

    2018/08/11 at 09:34

    Die Neun Pforten ist einer meiner absoluten Lieblingsfilme und paßt zum Thema.

     
  12. LoBotomie

    2018/08/11 at 08:06

    Deathgasm, ganz klar Deathgasm! Und natürlich The Witch.

     
  13. Frank Idstein

    2018/08/11 at 01:04

    Ich mag die alten Klassiker, von daher würde ich das Omen oder den Exorzisten empfehlen. Von den neueren hat mir Sinister ganz gut gefallen.

     
  14. Silvia Wilts

    2018/08/10 at 21:10

    Ganz oben auf der Liste steht bei mir Perdita Durango sowie Angel Heart.

     
  15. Nik

    2018/08/10 at 21:06

    Hmm, ich kenn eigentlich noch keine….

     
  16. Dirk B.

    2018/08/10 at 19:33

    Gute Filme wurden schon genannt, würde Das Ritual von John Schlesinger auch in die Kategorie passen? Der hat mich damals sehr gefesselt.
    Und Die Schlange im Regenbogen.

     
  17. Frank Hillemann

    2018/08/10 at 17:06

    Für mich DER Film dazu: “ Angel Heart “ . Stimmung , Soundtrack, Story, Schauspieler, Regisseur….. alles passt. Und natürlich als Klassiker : “ Das Omen“.

     
  18. Isabella

    2018/08/10 at 12:23

    An All-Time-Klassikern fällt mir da als erstes „Das Omen“ ein. Ein zeitloser Gänsehautfilm, der einem noch heute, nach all der langen Zeit, einen gehörigen Schauer über den Rücken fahren lässt.

    An neumodischen Filme gebe es da noch: Tanz der Teufel / Evil Dead, Insidious, The Conjuring, Amityville Horror….

     
  19. Nicole Coban

    2018/08/10 at 10:34

    Insidious finde ich sehr fesselnd und habe auch alle Teile daheim.

     
  20. jan

    2018/08/10 at 10:23

    Das Omen, immernoch der beste in der Richtung

     
  21. Darth Oedel

    2018/08/10 at 09:51

    Also „Rosemarie’s Baby“ und „Angel Heart“ sollte man mal gesehen haben! Die „Chucky“-Filme seien hier noch erwähnt, auch wenn eigentlich nur die Grundprämisse okkult ist. Auch „Hellboy“ fällt mir zu dem Thema noch ein!

     
  22. Christian Baden

    2018/08/10 at 09:27

    Eher Thriller als Horrorfilm, aber Angel Heart MUSS man gesehen haben!

     
  23. Daniel Sun

    2018/08/10 at 09:13

    Der Exorzist, ganz klarer Favorit, aber auch [rec], der ja erst wie ein Zombiefilm daherkommt, im 2. Teil dann aber eine überraschende Erklärung liefert. Alle anderen, die mir grad einfallen, fand ich eher mittelprächtig (Stigmata, Omen, Emily Rose, 9 Pforten).

     
  24. wolfgangbrunner

    2018/08/10 at 08:39

    Hallo,

    also mich hat PYEWACKET total gepackt und oftmals auch an

    Metalhead

    erinnert. Der hat zwar nicht okkulte Anleihen, aber eine ähnlich dramatische Wirkung.

    Filme mit okkulter Thematik :

    Der erwähnte „Das Kindermädchen“
    oder
    auch der Kultklassiker „Angel Heart“ oder der unterschätzte Found Footage „Borderland“

     
  25. Tomasz Kordula

    2018/08/10 at 08:14

    Rosemary’s Baby ist top!

     
  26. Rico Lemberger

    2018/08/10 at 08:04

    Mein Favorit aus diesem Bereich ist und bleibt Stigmata.

     
  27. Roy Müller

    2018/08/10 at 07:20

    Toller Film bestimmt. Bin sehr gespannt 🙂
    Mir gefallen noch Das Omen, Der Exorzist und Die neun Pforten sehr gut.

     
  28. Sven Plog

    2018/08/10 at 06:54

    Im Grunde ist Pyewacket ja der bessere Heriditary;)
    Aktuell passt ja als Empfehlung dieser auch sehr 😊
    Das Omen und Die Neun Pforten bleiben aber meine Lieblinge.
    Mehr Thriller und nur ganz wenig okkult, aber grandiose Spannung: The Nameless

     
  29. Melanie Wehrmann

    2018/08/10 at 06:52

    Also mir hatte „Wicker man“ sehr gut gefallen.
    Wobei ich aber zugeben muss, das ich bisher nur die Neuverfilmung mit Nicholas Cage gesehen habe… Das Original aus den 70ern leider noch nicht .
    Was man aber ebenfalls noch empfehlen kann sind meiner Meinung nach (die im vorigen Kommentar schon genannten mal davon ausgenommen) „Shelter“ und „Possession“.
    Haben mich beide gefesselt.

     
  30. Jens Albers

    2018/07/17 at 05:43

    Auf den Film freue ich mich schon sehr ^^

    Welche man noch empfehlen kann sind definitiv:
    Der Exorzist
    Rosemary’s Baby
    Das Omen
    Im Auftrag des Teufels
    Carrie – Des Satan’s jüngste Tochter
    Angel heart
    Die neun Pforten
    Der teuflische Mr. Frost

     
    • V. Beautifulmountain

      2018/07/17 at 06:29

      Schnell dabei. Sehr gut. Falls dich die am Ende der Rezension platzierte Frage ein kommendes Gewinnspiel vermuten lässt, lass dir gesagt sein: Du liegst richtig (das Mediabook habe ich allerdings nicht zum Verlosen erhalten). Und auch mit Antworten vor Gewinnspielstart landet man im Topf. Es bleibt aber bei der angekündigten Sommerpause, das Pyewacket-Gewinnspiel wird das erste danach sein und am 10. August starten.

       
      • Jens Albers

        2018/07/17 at 16:13

        Ach an ein gewinnspiel hab dabei nun nicht gedacht ^^ aber ist eines meiner lieblingsgenre, da musste ich einfach antworten 😂 xD

         

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