Black ’47
Historiendrama // Als „Great Famine“ hat sich die ab 1845 grassierende Große Hungersnot in Irland ins kollektive Bewusstsein der Bevölkerung eingebrannt. Eine Million Menschen verhungerten oder starben durch Krankheiten, was zwölf Prozent der damaligen Einwohnerinnen und Einwohner entsprach. Zwei Millionen Menschen emigrierten nach Nordamerika, Großbritannien oder Australien. Wie so oft in der Geschichte der Menschheit traf die Katastrophe in erster Linie die unteren Schichten, die Armen und Hilflosen. Auslöser war eine Kartoffelfäule, die zu Missernten führte, verschärft wurde die Situation aufgrund unzureichender Gegenmaßnahmen der Regierung und der englischen Großgrundbesitzer – das Land war seinerzeit Teil des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Irland. Die Hungersnot gilt heute als eins der zentralen und wegweisenden Ereignisse der irischen Geschichte und führte nach einer Phase der politischen Lähmung der Bevölkerung zum Erstarken des Wunsches nach Unabhängigkeit von Großbritannien – im Zweifel mit Gewalt. Dem Irischen Unabhängigkeitskrieg (1919–1921) folgten schließlich die Gründung des Irischen Freistaats (1922) und der Republik Irland (1937).
„Black 47“ bezeichnet das schlimmste Jahr der Hungersnot – 1847. In diesem Jahr kehrt Martin Feeney (James Frecheville) in seine irische Heimat in der Region Connemara zurück. Als Freiwilliger hatte er für die Briten Soldatendienst in Übersee geleistet, was ihn in den Augen vieler Landsleute zum Verräter abstempelt. Vor seinem Elternhaus muss er feststellen, dass seine Mutter verhungert ist und sein Bruder gehängt wurde, weil er einen Gerichtsvollzieher erstochen hatte, der die Räumung des Hauses durchsetzen wollte. Die englischen Vermieter sind schnell dabei, ihre verarmten irischen Pächter hinauszuwerfen, sobald mal die Pacht nicht mehr bezahlt werden kann.
Der Rächer und sein Jäger
Als Feeney auch verbleibende Verwandte verliert, begibt er sich auf einen Rachefeldzug. Damit zieht er zügig die Aufmerksamkeit der Ordnungsmacht auf sich, die ihrerseits den Ermittler Hannah (Hugo Weaving) auf ihn ansetzt. Den erwartet an sich der Tod durch den Strang, weil er im Verhör einen Verdächtigen erwürgt hatte. Hannah reist in Begleitung des jungen Soldaten Pope (Freddie Fox) nach Connemara, um Feeney aufzuspüren.
Die Hungersnot in Irland als Rachewestern
Regisseur Lance Daly („The Good Doctor“, 2011) kleidet die Handlung in triste, artifizielle Bilder mit herabgesetzter Farbsättigung vor Matte-Painting-Hintergrund. Wenn Feeney durch die karge Landschaft reitet und auf dem Wege an ärmlichst bis spärlich bekleideten Iren vorbeikommt, verströmt das eine endzeitliche Atmosphäre, die seinerzeit unter den Betroffenen womöglich tatsächlich verspürt worden ist. In diesen Sequenzen ist der Film als Historiendrama stark und wird dem tragischen Ereignis gerecht. In der Folge wandelt sich „Black 47“ zum Duell des Protagonisten mit seinem Jäger Hannah, wobei Hugo Weaving („Matrix“) aufgrund seines Charismas die Nase vorn hat. James Frecheville („The Drop – Bargeld“) lässt es mimisch etwas eintönig angehen, selten wandelt sich sein Blick, was angesichts des Elends und der auf ihn lauernden Gefahren nicht recht passt. In Nebenrollen adeln Stephen Rea („The Crying Game“) und Oscar-Preisträger Jim Broadbent („Iris“) die Besetzung. „Black 47“ geht bei aller Bildgewalt eher als Rachewestern ins Ziel als als Historien-Epos. Das ist auch in Ordnung, dennoch bleibt der Gedanke hängen, dass mehr dringewesen wäre. Welche Historienfilme rund um die irische Geschichte könnt Ihr empfehlen?
Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Jim Broadbent und Stephen Rea haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.
Veröffentlichung: 14. Dezember 2018 als Blu-ray und DVD
Länge: 100 Min. (Blu-ray), 96 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Black ’47
IRL/LUX 2018
Regie: Lance Daly
Drehbuch: Lance Daly
Besetzung: Hugo Weaving, James Frecheville, Stephen Rea, Jim Broadbent, Freddie Fox, Barry Keoghan, Moe Dunford, Sarah Greene,Ciaran Grace
Zusatzmaterial: Originaltrailer, deutscher Trailer, Wendecover
Label/Vertrieb: Ascot Elite Home Entertainment
Copyright 2019 by Volker Schönenberger
Szenenfotos & Trailer: © 2018 Ascot Elite Home Entertainment
Dirk B.
2019/03/31 at 20:54
Kann mich vage an einen Film von ganz früher erinnern, Barrie London oder so ähnlich. Zu Zeiten ohne private Sender gesehen.
Und Bloody Sinday mit James Nesbitt.
Kerstin Rusch
2019/03/23 at 18:55
Im Namen des Vaters fällt mir dazu ein.
Jan R
2019/03/23 at 16:48
„Die unbarmherzigen Schwestern“ oder „Philomena“
Samara
2019/03/21 at 13:37
Hier muss ich auch passen, da fällt mir leider nichts passendes zu ein.
Andrea
2019/03/21 at 07:42
Dazu fällt mir leider nichts ein.
Frank Hillemann
2019/03/18 at 18:42
Im Namen des Vaters und Ryans Tochter. Und Auf den Schwingen des Todes.
Andreas H.
2019/03/17 at 14:59
„Ryans Tochter“ von David Lean.
Michael Behr
2019/03/16 at 13:40
Mir fällt ebenfalls zuerst „Michael Collins“ ein.
Ina Meier
2019/03/16 at 11:33
Auf Anhieb fallen mir kurioserweise „nur“ Geschichten rund um die schottische Geschichte ein, wie z. B. „Die Abenteuer des David Balfour“ (ein Hurra auf das Langzeitgedächtnis) oder aktuell die Serie „Outlander“ (ich gebe zu ein paar Bücher davon habe ich vor Jahren mal gelesen). Die Beschreibung und der Trailer zu Black 47 machen jedenfalls neugierig auf den Film. Hugo Weaving zähle ich zu meinen Lieblingsschauspielern.
Jan R
2019/03/23 at 16:49
Bei „Die Abenteuer des David Balfour“ habe ich sofort die Titelmusik im Ohr…. Die war toll!
Jens
2019/03/16 at 09:37
Gar nicht mein Metier
Frank Warnking
2019/03/16 at 06:17
Im Namen des Vaters 🙂
Dirk Busch
2019/03/16 at 01:22
Ich passe.Mir fällt so rein gar nichts dazu ein. 🙂
Heike HB
2019/03/15 at 20:42
The Wonder
Dominic Götz
2019/03/15 at 20:11
Historien Filme fallen mir zwar viele ein, leider jedoch keine irischen…
Thomas Schmidt
2019/03/15 at 19:04
Zwar neuere Geschichte, aber trotz allem wichtig „Im Namen des Vaters“
V. Beautifulmountain
2019/03/15 at 19:11
Auch die sogenannte Zeitgeschichte gehört da selbstverständlich zu. Geht ohnehin nicht um richtig oder falsch. Toller Film.
Rico Lemberger
2019/03/15 at 18:36
Zählt Bloody Sunday schon als Historienfilm?
Thomas Oeller
2019/03/15 at 18:04
Michael Collins
Frank Hillemann
2019/03/05 at 19:37
Zählt “ Die Asche meiner Mutter“?