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Horror für Halloween (XXIV): Highway zur Hölle – Bunter Wüstentrip in die Unterwelt

18 Okt

Highway to Hell

Von Volker Schönenberger

Horrorkomödie // Auf nach Las Vegas! So denkt es sich das verliebte junge Pärchen Charlie Sykes (Chad Lowe, „Untreu“) und Rachel Clark (Kristy Swanson, „Buffy, der Vampirkiller“), das in einem klapprigen Ford Pinto mit Pizza-Schild auf dem Dach von zu Hause abgehauen ist. Auf einer Nebenstrecke warnt der alte Tankwart Sam (Richard Farnsworth) die beiden vor der Weiterfahrt und rät ihnen, lieber die Interstate zu nehmen. Klar, dass Charlie die Warnung in den Wind schlägt. Ebenso klar, dass damit die Probleme beginnen. Als Charlie ihr Fahrzeug nach einem Sekundenschlaf mit Müh und Not zum Stehen bringt, ist schon der „Hell Cop“ (C. J. Graham) zur Stelle, schnappt sich Rachel und fährt mit ihr davon.

Zurück an der Tankstelle erfährt Charlie von Sam, dass der Höllenbulle mit Rachel auf dem Weg nach Hell City ist. Damit er sie retten kann, stellt der Tankwart dem jungen Mann sogar sein altes Auto zur Verfügung. Es gelingt Charlie tatsächlich, damit in die Zwischenwelt einer Wüstenlandschaft vorzustoßen, in die der Hell Cop mit Rachel entfleucht ist. Ihn erwartet ein bizarrer Trip, bei dem er auf etliche sonderbare Gestalten trifft.

Inspiriert von der griechischen Mythologie

Welche Drogen mag der einige Jahre später für sein adaptiertes Drehbuch von „L.A. Confidential“ (1997) oscarprämierte Brian Helgeland eingeworfen haben, als er sich hinsetzte, um das Skript von „Highway to Hell“ (1991) zu verfassen? Diese wahnwitzige Reise in die Unterwelt kann man sich doch nicht in nüchternem Zustand ausdenken! Lose – sehr lose – inspiriert von der griechischen Sage um Orpheus und Eurydike in der Unterwelt, erweist „Highway zur Hölle“ der griechischen Mythologie einige Reverenzen. Genannt seien beispielhaft der Fährmann Charon (Kevin Peter Hall) und der Höllenhund Kerberos – die dreiköpfige Töle wurde für den Film in Stop-Motion-Tricktechnik zum Leben erweckt. Ein Werbespot für Styx-Bier tut sein Übriges.

Charlie und sein treuer Hund suchen nach Rachel

Die griechische Mythologie geht einen reizvollen Verbund mit Horrorelementen ein, der mit reichlich Action und etwas Romantik eine turbulente Mischung ergibt. Die Tricktechnik steht durchaus in ihrer Zeit, was hier aber positiv gemeint ist. Sie ist gealtert, aber gut gealtert. Für die visuellen Spezialeffekte zeichnet Randall William Cook verantwortlich, kurz nach der Jahrtausendwende in diesem Metier immerhin dreifacher Oscar-Preisträger für seine Effektarbeit an Peter Jacksons „Der Herr der Ringe“-Trilogie. Auf den Regiestuhl setzte sich der Niederländer Ate de Jong, der acht Monate nach den Dreharbeiten zu „Highway to Hell“ noch seinen zweiten US-Film „Mein böser Freund Fred“ inszenierte und anschließend nach Europa zurückkehrte.

Etwas mehr Horror hätte gutgetan

Deutlich wird auch, weshalb aus Rob Lowes kleinem Bruder Chad kein Topstar geworden ist, nicht einmal auf Augenhöhe mit Rob. Chad Lowe ist zwar sympathisch, Charlies Heldenreise vermag er aber nicht auf seinen Schultern zu tragen. Vielleicht liegt das aber auch an der comichaften Überzeichnung, die dazu führt, dass der Horroranteil etwas zu kurz kommt. Dafür erfüllen die komödiantischen Bestandteile ihren Zweck, an Spaß mangelt es nicht.

Dabei gilt es einige Klippen zu überwinden

Die Ende 1989 in den US-Staaten Arizona und Utah (laut C. J. Graham auch in New Mexico) gedrehte Horrorkomödie steht knietief in den 80er-Jahren. Das beginnt beim fiesen Synthie-Soundtrack und endet nicht bei der Optik, die trotz der Wüsten-Ansichten mal knallbunt, mal pastellfarben, mal in Neonlicht daherkommt. Und bei all den durchgeknallten Figuren, die das Universum von „Highway zur Hölle“ bevölkern. Da ist zum Beispiel Royce (Adam Storke), der mit seiner Halbstarkengang die Gegend unsicher macht, aber von Sehnsucht nach etwas Ungenanntem erfasst ist. Auf seinem Weg trifft Charlie auch auf den Kfz-Mechaniker Beezle (Patrick Bergin, „Der Feind in meinem Bett“) und dessen Ziehsohn Adam (Jarrett Lennon). Beezle wirkt hilfreich, aber auch undurchsichtig.

Wer den Höllencop verulkt …

Vor und hinter der Kamera hat „Highway zur Hölle“ bemerkenswertes Personal zu bieten. Der den Tankwart Sam verkörpernde Richard Farnsworth beispielsweise wurde 1979 für seine Nebenrolle in Alan J. Pakulas „Eine Farm in Montana“ und 2000 für seine Hauptrolle in David Lynchs „The Straight Story“ für den Oscar nominiert. C. J. Graham hat nur eine kleine Filmografie, aber immerhin spielte er 1986 in „Freitag, der 13. Teil VI – Jason lebt“ den Hockeymaske tragenden Killer Jason Voorhees. Charon-Darsteller Kevin Peter Hall wurde aufgrund seiner beeindruckenden Körpergröße von 2,20 Metern in „Predator“ (1987) und „Predator 2“ (1990) die Rolle der titelgebenden Kreatur übertragen. „Highway to Hell“ wurde sein letzter Film: Er starb im April 1991 im Alter von nur 35 Jahren an den Folgen einer AIDS-Erkrankung – nach einem Verkehrsunfall hatte er eine Transfusion mit HIV verseuchtem Blut empfangen. Nicht zu vergessen Ben Stiller, der in einer frühen Rolle als verrückter Koch eines Diners in der Wüste zu sehen ist, sowie seine ältere Schwester Amy und ihr beider Vater Jerry Stiller. Sogar Rockröhre Lita Ford absolviert einen kurzen Gastauftritt. Bedauerlich, dass nicht die Gelegenheit genutzt wurde, ein paar ihrer Songs für den Soundtrack zu verwenden. Auch AC/DCs ikonischer Hit „Highway to Hell“ hätte natürlich wie die Faust aufs Auge gepasst, ließ sich aber dem Vernehmen nach aufgrund begrenzten Budgets nicht lizenzieren.

… erlebt womöglich ein böses Erwachen

Die Wicked Vision Distribution GmbH hat „Highway zur Hölle“ als europäische HD-Premiere in Deutschland als Mediabook mit Blu-ray und DVD veröffentlicht. Drei Covervarianten im Juli 2020 folgt im Oktober 2021 eine weitere. Dazu gibt es exklusives Bonusmaterial, etwa das eigens für diese Edition produzierte viertelstündige Interview mit „Hell Cop“-Darsteller C. J. Graham. Der lässt sich beispielsweise über seine Maske und sein Make-up aus, für deren Auftragen und Anbringen täglich vor Drehbeginn fünf Stunden benötigt wurden. Im Booklet lässt sich der erfahrene Autor Christoph N. Kellerbach ausführlich über die Umstände der Entstehung des Films sowie die Beteiligten aus, auch das stellt einen deutlichen Mehrwert dar. An Bild- und Tonqualität von „Highway zur Hölle“ gibt es nichts zu meckern. Einmal mehr eine vorbildliche Veröffentlichung als Nr. 37 der limitierten „Collector’s Series“ von Wicked Vision. Die Mediabooks können im Online-Shop des Labels geordert werden. Wer hemmungslosem Horrorulk mit Liebe zum Detail eine Chance geben will, möge dem fantasievollen „Highway zur Hölle“ eine Chance geben.

Auch tote Cops gieren nach Donuts

Die Filme der „Collector’s Series“ der Wicked Vision Distribution GmbH haben wir in unserer Rubrik Filmreihen aufgelistet. Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Patrick Bergin und Ben Stiller haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

Verführerisch

Veröffentlichung: 29. Oktober 2021 und 31. Juli 2020 als 2-Disc Limited Collector’s Edition Mediabook (Blu-ray & DVD, 3 Covermotive à 2 x 444 & 2 x 333 Exemplare)

Länge: 94 Min. (Blu-ray), 90 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: Highway to Hell
USA 1991
Regie: Ate de Jong
Drehbuch: Brian Helgeland
Besetzung: Chad Lowe, Kristy Swanson, Patrick Bergin, C. J. Graham, Adam Storke, Jarrett Lennon, Pamela Gidley, Richard Farnsworth, Lita Ford, Gilbert Gottfried, Anne Meara, Amy Stiller, Ben Stiller, Jerry Stiller, Darren Mark Edwards, Troy Tempest, Kevin Peter Hall
Zusatzmaterial: Vorwort von C. J. Graham, Audiokommentar mit Regisseur Ate de Jong, „C. J. Graham: Greetings from Hell“ – Ein Interview mit Hauptdarsteller C. J. Graham (15 Min.), „Steve Johnson Goes to Hell“ – Ein Interview mit Special Effects Artist Steve Johnson (11 Min.), deutscher Trailer, Originaltrailer, Bildergalerie, 24-seitiges Booklet mit einem Essay von Christoph N. Kellerbach
Label/Vertrieb: Wicked Vision Distribution GmbH

Copyright 2021 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & Packshots: © 2020/2021 Wicked Vision Distribution GmbH

 
 

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Eine Antwort zu “Horror für Halloween (XXIV): Highway zur Hölle – Bunter Wüstentrip in die Unterwelt

  1. Melanie

    2021/10/18 at 16:05

    Schon als ich ihn das erste Mal in der Flimmerkiste sah, war ich diesem Film verfallen .
    Und hab mich wahnsinnig gefreut als endlich ein Mediabook rauskam.
    Wer den noch nicht gesehen hat, unbedingt nachholen!

     

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