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Timerider – Das Abenteuer des Lyle Swann: Mit der Enduro in den Wilden Westen

14 Apr

Timerider – The Adventure of Lyle Swann

Von Volker Schönenberger

SF-Abenteuer // Eigentlich nimmt Motocross-Champion Lyle Swann (Fred Ward) mit seinem Geländemotorrad gerade an der Rallye „Baja 1000“ auf der mexikanischen Halbinsel Baja California (Niederkalifornien) teil. Doch er kommt vom Kurs ab und gerät mitten in ein mysteriöses Experiment einer Gruppe von Wissenschaftlern. Folge: Er landet 105 Jahre in der Vergangenheit im Jahr 1877.

Ab in die Vergangenheit

In der Wildwest-Vergangenheit erregt Lyle mit seinem Mottorrad-Outfit und vor allem seiner Yamaha XT 500 gehörig Aufsehen. Seine erste Begegnung hat er mit einem alten Mexikaner, der sogleich vor Schreck stirbt. Nachdem Lyle im Freien an dessen Lagerfeuer übernachtet und dem Toten am nächsten Morgen ein Grab bereitet hat, trifft er auf den Ganoven Porter Reese (Peter Coyote) und dessen Spießgesellen, das Brüderpaar Claude und Carl Dorsett (Richard Masur, Tracey Walter). Das Trio nimmt ihn sogleich aufs Korn. Zum Glück naht Hilfe in Gestalt der aparten Claire Cygne (Belinda Bauer) und des Geistlichen Quinn (Ed Lauter).

Motocross in die Vergangenheit

Ein wenig zieht es sich zu Beginn. Lyle Swann rast auf seiner Enduro durch die Wüste, wechselt in die Vergangenheit, ohne es zu merken, und rast weiter durch die Wüste, bis er auf die erwähnten Schurken trifft. Bis er merkt, dass er sich nicht mehr in seiner Gegenwart befindet, vergeht eine ganze Weile, was zu dem einen oder anderen Missverständnis führt. Humor kommt nicht zu kurz, etwa wenn Porter Reese versucht, das zwischenzeitlich von ihm geraubte Motorrad in Gang zu setzen.

Porter Reese (l.) und die Dorsett-Brüder trauen ihren Augen nicht

„Timerider – Das Abenteuer des Lyle Swann“ entwickelt sich zu einem skurrilen Abenteuer, das die Anachronismen des Zeitreisenden für ein paar launige Gags einsetzt. Auf die Frage, ob sein Helm auch Patronenkugeln aushalte, erwidert Lyle, das wisse er nicht. Bei uns schießt man nicht so oft auf Motorradfahrer. Weshalb Claire den Zeitreisenden kurz nach ihrer Begegnung zu sich ins Bett holt, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Nicht, dass er unsympathisch oder hässlich wäre, aber es kommt doch recht unvermittelt. Immerhin führt das zu einer charmanten kleinen Pointe am Ende (für Neugierige: Wer die Bedeutung von Claires Nachname Cygne ermittelt, erhält eine Ahnung davon). Insgesamt fehlt es „Timerider“ etwas an Fleisch. Die Story beschränkt sich darauf, dass sich Reese Porter das Motorrad unter den Nagel reißen will und Lyle Swann es in Begleitung zweier Marshals (L. Q. Jones, Chris Mulkey) mit den Banditen aufnimmt. Keine der Figuren entwickelt großes Profil, was auch für den Titelhelden Lyle Swann gilt.

Vom Regisseur von „Bigfoot und die Hendersons“

Der in Arizona und New Mexico gedrehten Mischung aus Science-Fiction, Abenteuer und Western sieht man an, dass für die Produktion kein besonders großes Budget zur Verfügung stand. Die bescheidenen sechs Millionen Dollar Einnahmen an den Kinokassen erzielte „Timerider – Das Abenteuer des Lyle Swann“ hauptsächlich im Entstehungsland USA. Mehr Erfolg hatte Regisseur William Dear einige Jahre später mit „Bigfoot und die Hendersons“ (1987). Das Drehbuch zu „Timerider“ hatte er gemeinsam mit Michael Nesmith geschrieben, einem Gründungsmitglied von „The Monkees“. Nesmith lieferte auch den Filmsoundtrack und übernahm eine Komparsenrolle.

Claire schnappt sich Lyle erst einmal für ein Schäferstündchen

Fred Ward war damals auf dem aufsteigenden Ast, hatte danach Rollen in Philip Kaufmans „Der Stoff aus dem die Helden sind“ (1983), Mike Nichols’ „Silkwood“ (1983) und Ted Kotcheffs „Die verwegenen Sieben“ (1983). Wäre „Remo – Unbewaffnet und gefährlich“ (1985) Erfolg beschieden gewesen, hätte sich Ward womöglich zu einem größeren Star entwickelt – der Originaltitel „Remo Williams – The Adventure Begins“ deutet schon an, dass daraus eine Reihe werden sollte. Aber das Action-Abenteuer floppte an den Kinokassen, deshalb wurde nichts daraus. Immerhin übernahm Fred Ward weiterhin viele Rollen, wenn auch kaum größere. „Tremors – Im Land der Raketenwürmer“ (1990) entwickelte sich immerhin zum Kultfilm, die Horrorkomödie zeigt ihn an der Seite von Kevin Bacon.

In Deutschland nur als DVD

Obwohl „Timerider – Das Abenteuer des Lyle Swann“ in den USA bereits 2013 beim Label Shout Factory als Blu-ray erschienen ist, veröffentlicht Pidax Film das Werk hierzulande lediglich auf DVD. Im Netz finden sich Aussagen darüber, dass alle bisherigen Veröffentlichungen in irgendeiner Form unvollständig sind. Ob das auch für diese deutsche Version gilt, darüber konnte ich nichts herausfinden. Die beiden fehlenden Szenen der 2001 erschienenen US-Edition von Anchor Bay sind jedenfalls enthalten. Ein Zeitreiseklassiker wird „Timerider“ auch in bestmöglicher Schnittfassung nicht werden.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Ed Lauter und Fred Ward haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

Veröffentlichung: 6. Mai 2022 als DVD

Länge: 90 Min.
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: keine
Originaltitel: Timerider – The Adventure of Lyle Swann
USA 1982
Regie: William Dear
Drehbuch: William Dear, Michael Nesmith
Besetzung: Fred Ward, Belinda Bauer, Peter Coyote, Richard Masur, Tracey Walter, Ed Lauter, L. Q. Jones, Chris Mulkey, Macon McCalman, Jonathan Bahnks, Lauri O’Brien, Susan Dear, Bruce Gordon, Ben Zeller, William Dear, Tommy Leyba, Ernie Quintana, Miguel Sandoval
Zusatzmaterial: Audiokommentar von Regisseur William Dear, Interviews mit Produzent Michael Nesmith und William Dear, Originaltrailer, TV-Spots, Trailershow, Wendecover
Label: Pidax Film
Vertrieb: Al!ve AG

Copyright 2022 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & unterer Packshot: © 2022 Pidax Film

 

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