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Jean-Claude Van Damme (XXI): In Hell – Rage Unleashed: Im russischen Knast

01 Jan

In Hell

Von Volker Schönenberger

Knast-Action // Der Amerikaner Kyle LeBlanc (Jean-Claude Van Damme) lebt und arbeitet für eine Weile in der russischen Stadt Magnitogorsk im Südural. Seine Frau Grey (Marnie Alton) verbringt ihre Zeit in der Wohnung, die die beiden dort angemietet haben. Eines Abends dringt ein Einbrecher bei ihr ein, während Kyle während seines Heimwegs gerade mit ihr telefoniert. Er kommt zu spät, findet sie erstochen vor. Der Täter wird ermittelt, mangels Beweisen aber freigesprochen. Noch im Gerichtsgebäude schnappt sich Kyle die Pistole eines Bediensteten und erschießt den Mörder. Er wird zu lebenslanger Haft ohne Aussicht auf Bewährung in einem der härtesten Gefängnisse Russlands verurteilt.

Im Knast wird vergewaltigt

Gleich in seiner ersten Nacht bekommt Kyle mit, wie der korrupte Chef der Wachmannschaft (Carlos Gómez) den Neuankömmling Billy Cooper (Chris Moir) aus dem Bett holt und wegführt. Billy, Amerikaner wie Kyle, wird in die Zelle des Häftlings Andrei (Raicho Vasilev) gebracht. Der gehört zur russischen Mafia, die im Knast das Sagen hat, und vergewaltigt Billy. Kyle wiederum bezieht nach einer kurzen Zeit in Einzelhaft ein Bett in der Zelle des berüchtigten afroamerikanischen Häftlings 451 (Lawrence Taylor), der kein Wort spricht, ständig liest und dem der Ruf vorauseilt, seine Mitinsassen umzubringen.

Zellengenossen: Häftling 451 (l.) und Kyle

„In Hell – Rage Unleashed“ wartet mit allen Klischees auf, die das Genre des Knastfilms zu bieten hat; angefangen beim durch und durch korrupten Wachpersonal inklusive des Gefängnisdirektors General Hruschov (Lloyd Battista), der illegale Kämpfe organisiert, um seiner Wettleidenschaft zu frönen. Wir haben verschiedene Gangs, die einander in herzlicher Feindschaft verbunden sind. Eine von ihnen wird von Usup angeführt, den der üppig tätowierte Vielfilmer Robert LaSardo verkörpert – ihn und sein sinistres Charisma kennen wir aus manch markanter Nebenrolle, etwa in „Gangland – Cops unter Beschuss“ (1997), „Death Race“ (2008) und „Sky Sharks“ (2020).

Da ist der im Rollstuhl sitzende Malakai (Alan Davidson), ein Organisierer, der den Überblick behält und aus anfangs nicht näher benannter Ursache von den anderen Insassen nicht behelligt wird. Ein explosiver, wenn auch kurzer Knastaufstand darf natürlich auch nicht fehlen. Und natürlich sprühen Testosteron und Männerschweiß aus allen Poren.

Charakterzeichnungen

Die illegalen Kämpfe nehmen Raum ein, dennoch beschränkt sich „In Hell – Rage Unleashed“ keineswegs darauf, wozu auch passt, dass Jean-Claude Van Damme darauf verzichtet, seine Kampfkunst-Fertigkeiten zu präsentieren. Zwar gerät er häufig gewaltsam mit anderen Insassen aneinander, auch bei besagten Kämpfen, aber es handelt sich um Keilereien, nicht um Martial-Arts-Einlagen. Das passt auch zu der Figur, die Van Damme verkörpert. Der im Dezember 2018 im Alter von 63 Jahren verstorbene Hongkong-Regisseur Ringo Lam („Cover Hard 2“) legt sogar Wert auf die eine oder andere Charakterzeichnung, natürlich auch bei Van Dammes Part. Kyle macht eine Entwicklung durch, bei der sich einiges darum dreht, ob er an seinem Schicksal zerbricht. Nach und nach erfahren wir obendrein mehr über seinen Zellengenossen Häftling 451, als Stimme aus dem Off sogar dessen Gedanken. Dennoch bleibt der Fokus stets auf ruppiger Knast-Action, die völlig ironiefrei und ohne jedes Augenzwinkern daherkommt. Es geht grimmig zu im russischen Knast! Ob sich in einem solchen Gefängnis tatsächlich derart viele US-Amerikaner tummeln, sei dahingestellt, aber Ringo Lams Regiearbeit erhebt ja keinen dokumentarischen Anspruch.

Der Chef des Wachpersonals nötigt Kyle zum Kämpfen

„In Hell – Rage Unleashed“ steht in einer Reihe mit diversen billig in Osteuropa gedrehten Direct-to-Video-Produktionen, in denen Jean-Claude Van Damme in der Zeit ab kurz nach der Jahrtausendwende mitgewirkt hat. Sie sind mal mehr, mal minder unterhaltsam ausgefallen, diese in Bulgarien gedrehte gehört zu den unterhaltsameren. Nach „Maximum Risk“ (1996) und „Replicant“ bildet der Film Van Dammes dritte und letzte Zusammenarbeit mit Regisseur Ringo Lam.

Gekürzt und ungekürzt gleichermaßen veröffentlicht

In Deutschland ist „In Hell – Rage Unleashed“ in zwei DVD-Varianten erschienen, einer gekürzten Fassung mit 16er-Altersfreigabe und einer ungeschnittenen FSK-18-Fassung (wer sich für die Unterschiede interessiert, konsultiere den Schnittbericht). Die seit August 2021 im Handel erhältliche Blu-ray enthält die ungeschnittene Fassung. In den Filmografien von Jean-Claude Van Damme und Ringo Lam stellt das Werk kein Highlight dar, aber wer dem Belgier und/oder harter Knast-Action etwas abgewinnen kann, wird daran seinen Gefallen finden.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Ringo Lam haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Jean-Claude Van Damme und Robert LaSardo unter Schauspieler.

Veröffentlichung: 27. August 2021 als Blu-ray und DVD, 6. November 2003 als FSK-16- und FSK-18-DVD

Länge: 97 Min. (Blu-ray), 93 Min. (DVD), 81 Min. (zensierte DVD)
Altersfreigabe: FSK 18 (zensierte DVD FSK 16)
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: In Hell
USA 2003
Regie: Ringo Lam
Drehbuch: Eric James Virgets, Jorge Alvarez, George Alvarez
Besetzung: Jean-Claude Van Damme, Lawrence Taylor, Lloyd Battista, Carlos Gómez, Manol Manolov, Chris Moir, Robert LaSardo, Billy Rieck, Kaloian Vodenicharov, Alan Davidson, Veselin Kalanovski, Ivo Tonchev, Juan Fernández, Raicho Vasilev, Milos Milicevic, Jorge Luis Abreu, Marnie Alton
Zusatzmaterial: Behind the Scenes, Produktionsnotizen, Kurzinhalt, Bildergalerie, Filmografien, Trailershow
Label/Vertrieb 2021: Leonine
Label/Vertrieb 2003: Starmedia

Copyright 2023 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & Blu-ray-Packshot: © 2021 Leonine, DVD-Packshot: © 2003 Starmedia

 

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