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Sky Sharks – Nazis und Riesenhaie (und Erklärbären)

05 Aug

Sky Sharks

Kinostart: 26. August 2021

Von Volker Schönenberger

SF-Horror-Actionkomödie // Hoch über dem Atlantik vertreiben sich die Passagiere eines Überseeflugs auf dem Weg nach Frankfurt/Main die Zeit (unter ihnen: Ralf Richter und Robert LaSardo). Doch mit der Ruhe ist es vorbei, als ein Schwarm riesenhafter Haie (!) den Jumbo-Jet umzingelt. Mittels einer wie ein Dosenöffner funktionierenden Vorrichtung in Hakenkreuz-Form dringt eine grausige Kreatur ein und richtet unter Passagieren und Besatzung ein Blutbad an. Das Flugzeug stürzt zwischen Grönland und Island ab.

Richter, willst du ewig leben?

Derweil hat eine geologische Expedition in der Arktis ein gigantisches Kriegsschiff entdeckt, offenbar ein Relikt aus dem „Dritten Reich“. Zwei Teammitgliedern bekommt das nicht gut: Während sie gerade ein Nümmerchen schieben, dringt ein uniformiertes Wesen zu ihnen vor, enthauptet den Kerl und zieht mit der Frau von dannen, obwohl sie ihm gerade eine Kugel aus einer großkalibrigen Waffe in den Wanst gejagt hatte. Als Diabla Richter (Eva Habermann) eintrifft, muss sie sich gegen untote Nazi-Soldaten zur Wehr setzen. Es stellt sich heraus, dass ihr Vater Dr. Klaus Richter (Thomas Morris) 75 Jahre zuvor im Auftrag des GröFaz Adolf Hitler ein Experiment geleitet hatte: das „Projekt Himmelsfaust“, untote Supersoldaten, die mit riesigen „Reichsflughaien“ dem „tausendjährigen Reich“ den Endsieg bringen sollte. Dazu kam es damals nicht, doch nun droht das Projekt entfesselt zu werden. Können Diabla und ihre Schwester Angelique (Barbara Nedeljáková) die Menschheit vor der Unterjochung durch untote Nazis retten? Bald muss das streng geheime „Projekt Dead Flesh“ aktiviert werden.

Diese Kreatur hat es schon hinter sich – dann aber auch wieder nicht

Mit einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform Kickstarter legten die Braunschweiger Brüder Marc und Carsten Fehse den Grundstein für die Verfilmung ihres Trash-Drehbuchs. 75.000 Euro hatten sie angepeilt, am Ende lag das Ergebnis 2015 dank 907 Unterstützer/innen bei satten 96.000 Euro. Während Carsten Fehse als Projektkoordinator fungierte, setzte sich sein Bruder Marc auf den Regiestuhl. Insgesamt lag das Budget bei acht Millionen Euro.

Grinsebacke Göring

Auf der Habenseite: Es splattert gewaltig, wenn auch oft genug mit tatkräftiger Unterstützung von Computertechnik (Kunstblut fließt aber ebenfalls zur Genüge). Das beginnt schon in der Flugzeugsequenz zu Beginn, in welcher der erste auftauchende Nazi-Zombie durch die Reihen der Passagiere pflügt, dass es die reine Freude ist. Einer der Höhepunkte: Ein später durch ein weiteres Flugzeug gezogenes Stahlseil – Krupp-Stahl, ist ja klar – trennt Köpfe und Kopfhälften ab. Nicht gerade sauber, versteht sich, auf jeden Fall weniger glatt als 2002 in „Ghost Ship“. Immerhin sind die Tricks auf höherem Niveau als man es beim Thema Haifisch-Trash befürchten musste. Das gilt sowohl für die blutigen Spezialeffekte als auch für die Riesenhaie und Nazi-Zombies.

Brutstätte der Supersoldaten

Dem Produzententeam um die beiden Fehses und Yazid Benfeghoul (Herausgeber des „Deadline“-Filmmagazins) gelang es, zahlreiche in Genrekreisen beliebte Namen in die Besetzungsliste aufzunehmen, wenn auch teilweise nur mit denkbar kurzen Auftritten wie bei den eingangs erwähnten Ralf Richter („Was nicht passt, wird passend gemacht“) und Robert LaSardo („Junkie“, „Gangland – Cops unter Beschuss“). Tony Todd („Candymans Fluch“) gibt sich als Major General Frost die Ehre, auch die „Mattscheibe“- und „SchleFaZ“-Größe Oliver Kalkofe ließ sich nicht lange bitten, als er die Gelegenheit erhielt, in einer Rückblende keinen Geringeren als Hermann Göring zu spielen. Sogar der US-Regisseur Mick Garris („Schlafwandler“) hat einen Cameo-Auftritt. Garris hat diverse Stephen-King-Romane verfilmt, da passt es gut, dass seine Figur den Namen Gage Creed verpasst bekam – so heißt der Knirps in „Friedhof der Kuscheltiere“. Unter den weiteren namhaften Personen, die es zu entdecken gilt: Michaela Schaffrath, Micaela Schäfer und Mark Benecke.

Kampfkoloss Reichsflughai

Ein abscheulicher Fischgestank liegt in der Luft. So berichtet’s der TV-Reporter aus Moskau, das gerade von einem Schwarm der „Sky Sharks“ angegriffen wird – ebenso wie andere Metropolen auf der Welt. Solche Zeilen zum Schmunzeln gibt es leider zu wenige, Dialogwitz kommt deutlich zu kurz. Auch der Score bietet eher ein Negativerlebnis. Von ein paar netten Ausnahmen wie Righeiras 1983er-Sommerhit „Vamos a la playa“ abgesehen, dominieren billige Synthie-Klänge, dir mir zügig auf die Nerven gingen.

Attacke!

Die Story springt hin und her. Kann man machen, haben andere auch gemacht, hier wirkt das etwas wirr und beliebig. Natürlich kann man Rückblenden in die Nazizeit und sogar nach Vietnam charmant finden. Probleme beim Verständnis ergeben sich nicht, so komplex gestaltet sich die Handlung nicht. Allerdings trauten die Fehses ihrem kommenden Publikum offenbar nicht allzu viel Begriffsvermögen zu, kommt es doch immer wieder zu Dialogsequenzen, in denen uns einiges erklärt wird. So erfahren Dr. Richters Töchter von ihrem Vater nach und nach die ganze Wahrheit über seine Verantwortung für das Geschehen. Dass er überhaupt noch davon berichten kann, liegt an einem Verjüngungsserum, das er sich regelmäßig spritzt, wie gleich zu Beginn gezeigt wird. Die von Richter vorgetragenen Ereignisse aus der Vergangenheit werden zwar während seines Berichts auch szenisch dargestellt, als Erklärbär tut Dr. Richter aber zu viel des Guten, was einige Längen mit sich bringt und die Aufmerksamkeit abreißen lässt. Immerhin reißen die Actionszenen das wieder raus.

Panik im Passagier-Jet

Das ist ein Film von Fanboys für Fanboys. Für Leute, die die gleichen Filme mögen wie wir. So Marc Fehse in einem Porträt der Industrie- und Handelskammer Braunschweig über die Filmproduktionsfirma Marctropolis, die die Fehses gemeinsam betreiben. Außer vielen Litern Kunstblut sei auch ganz viel Herzblut mit dabei. Ich mache einen Film nicht nur, weil ich damit Geld verdienen will. Das sieht man „Sky Sharks“ auch jederzeit an. Zwar ist nicht alles Gold, was glänzt, aber die von Fehse erwähnten Fanboys werden bedient und an dem Werk auch ihre Freude haben. Wenn schon Legionen lieblos heruntergekurbelter Wegwerf-Trash-Produkte von Studios wie Asylum („Sharknado“-Reihe) immer wieder ihre Fans finden, sollte das „Sky Sharks“ erst recht gelingen. „Iron Sky“ (2012), in dessen Fahrwasser die Himmelshaie klar erkennbar schwimmen, und dessen Fortsetzung „Iron Sky – The Coming Race“ (2019) haben mir insgesamt besser gefallen und einen wertigeren Eindruck hinterlassen. Für „Sky Sharks“ ist da aber allemal Platz, auch wenn mit einer Kult-Gefolgschaft nicht zu rechnen ist. Der Abspann deutet die Möglichkeit einer Fortsetzung an. Ob es dazu kommen wird, hängt wohl nicht zuletzt vom Erfolg an den Kinokassen ab, sofern Corona da nicht einen Strich durch die Rechnung macht. Mehrfach verschoben wurde „Sky Sharks“ bereits.

Gleich geht es den Passagieren an den Kragen

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Robert LaSardo, Ralf Richter, Cary-Hiroyuki Tagawa und Tony Todd haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

Die Richter-Sisters müssen es rausreißen

Länge: 104 Min.
Altersfreigabe: FSK 18
Originaltitel: Sky Sharks
D 2020
Regie: Marc Fehse
Drehbuch: Marc Fehse, Carsten Fehse, A. D. Morel
Besetzung: Eva Habermann, Barbara Nedeljáková, Tony Todd, Naomi Grossman, Michaela Schaffrath, Oliver Kalkofe, Ralf Richter, Amanda Bearse, Diana Prince, Dave Sheridan, Cary-Hiroyuki Tagawa, Lar Park-Lincoln, Robert LaSardo, Mick Garris, Lynn Lowry, Yan Birch, Mathis Landwehr, Mette Lysdahl, Jerry Kwarteng, Charles Rettinghaus, Thomas Morris
Verleih: MFA+ FilmDistribution

Copyright 2021 by Volker Schönenberger
Filmplakat & Szenenfotos: © 2020 Fusebox Films GmbH. All rights reserved.

 

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