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P2 – Schreie im Parkhaus: Wenn der Wachmann einen an der Waffel hat

09 Apr

P2

Von Volker Schönenberger

Horrorthriller // Es ist Heiligabend, und dennoch arbeitet Angela Bridges (Rachel Nichols) Stunde um Stunde – bis sie in den Büroräumen ihres Arbeitgebers in dem Hochhaus an der Park Avenue in Midtown Manhattan die letzte verbliebene Person ist. Als sie endlich aufbrechen will, springt ihr Auto in der Tiefgarage nicht an. Der freundliche Wächter Thomas (Wes Bentley) bietet an, mit Ladekabel zu helfen, doch der Motor gibt keinen Mucks von sich. Als das herbeigerufene Taxi eintrifft, erweist sich die Eingangstür des Gebäudes als verschlossen. Dann gehen in der Tiefgarage die Lichter aus und Angela wird hinterrücks mit Chloroform betäubt. Als sie erwacht, muss sie feststellen: Der freundliche Wächter Thomas ist gar nicht so freundlich …

Mit einem Haufen Weihnachtsgeschenke hängt Angela im Parkhaus fest

In Parkhäusern und Tiefgaragen mit ihren dunklen Ecken überkommt viele Menschen ein mulmiges Gefühl. Erst recht des Abends, wenn kaum noch andere in den verschachtelten, von Säulen gesäumten Kfz-Katakomben unterwegs sind und eine einzelne Person unvermittelt bedrohlich wirkt, auch wenn sie es in aller Regel nicht ist. Ganz schön gemein von den Machern des Films, diesen für einige mit Angst verbundenen Ort zusätzlich furchterregend aufzuladen. Und „P2 – Schreie im Parkhaus“ (2007) ist durchaus angetan, die Angst vor Tiefgaragen zu schüren. Es könnte ja ein übler Geselle wie Thomas unterwegs sein. Der behält sein vermeintlich freundliches Wesen auch bei, nachdem er Angela in seinem Dienstzimmer an den Tisch gekettet hat. Allerdings wechselt seine Laune auch gern mal. Und er hat per Kamera mitbekommen, dass Angela kurz zuvor bei der Firmenweihnachtsfeier von ihrem Kollegen Jim Harper (Simon Reynolds) im Fahrstuhl sexuell belästigt worden ist, was noch wichtig werden wird (zu Beginn des Films hatten wir gesehen, wie der Familienvater Harper mit mächtig schlechtem Gewissen bei Angela zu Kreuze gekrochen ist, damit sie bloß Ruhe gibt).

Im dunklen Parkhaus …

Wes Bentley („Interstellar“) gibt hier mit Wonne den Psychopathen, der an Weihnachten nicht allein sein will und eine aparte junge Frau zum Objekt seiner Begierde auserkoren hat. Den nehmen wir ihm auch jederzeit ab. Das Katz-und-Maus-Spiel funktioniert natürlich nur so gut, weil er mit Rachel Nichols („Pandemic – Fear the Dead“) eine ebenbürtige Partnerin und Gegenspielerin an der Seite hat. Sie verleiht ihrer Figur die richtige Mischung aus Angst und Entschlossenheit. Hier kann keine Rede davon sein, das Opfer verhalte sich dummerhaft – was Angela macht, hat Hand und Fuß, auch wenn es nicht immer von Erfolg gekrönt ist (dann wäre der Film ja auch schnell vorbei).

… ohne Handyempfang

Die Ausleuchtung des Parkhauses tut das Ihre dazu, beängstigende Stimmung aufkommen zu lassen, die sich konstant hält. Trotz der letztlich einfachen und nicht besonders originellen Story hält sich die Spannung konstant über die Laufzeit von 97 Minuten, Langeweile kommt nicht auf. Ein feiner kleiner Horrorthriller, der sein Setting effektiv einsetzt.

Produziert von Alexandre Aja

Regisseur Franck Khalfoun drehte „P2 – Schreie im Parkhaus“ Mitte August bis Mitte November 2006 des Nachts in einem Parkhaus in Toronto, das tagsüber ganz normal genutzt wurde. Gemeinsam mit den Produzenten Alexandre Aja und Grégory Levasseur schrieb er auch das Drehbuch, dessen Story die beiden Produzenten zuvor entworfen hatten. Aja und Levasseur arbeiten seit Beginn ihrer filmischen Laufbahn zusammen, schrieben beispielsweise gemeinsam die Drehbücher zu Ajas Regiearbeiten „High Tension“ (2003) und „The Hills Have Eyes – Hügel der blutigen Augen“ (2006).

Sie findet sich in der Gewalt des Wächters Thomas wieder

„P2 – Schreie im Parkhaus“ gelangte ab Herbst 2007 in diversen Ländern in die Kinos, beginnend in Kanada und den Vereinigten Staaten. Seinerzeit ging das Werk in der Fülle der Horrorfilme etwas unter. Alexandre Aja war mit der Qualität von Franck Khalfouns Regiearbeit aber offenbar zufrieden – er vertraute ihm einige Zeit später die Regie über das ebenfalls von Aja produzierte William-Lustig-Remake „Alexandre Ajas Maniac“ (2012) an. In Deutschland erschien „P2 – Schreie im Parkhaus“ ohne jede Kinoauswertung im Sommer 2008 erstmals auf Blu-ray und DVD. Dem 2016er-Repack-Mediabook von ’84 Entertainment ließ Turbine Medien 2023 erneut ein Mediabook folgen, das die vorherige Veröffentlichung in dem Verpackungsformat locker in die Tasche steckt. Dabei ist der Film gleich auf zwei Blu-rays enthalten – auf der einen finden sich jeweils die deutsche und englische Sprachfassung in Dolby Atmos, auf der anderen in Auro. Ein Schmankerl für Filmfans mit wertiger Heimkinotechnik, die eines der beiden Tonformate unterstützt. DTS 2.0 ist auf beiden Blu-rays enthalten.

Der Psychopath kann recht ungehalten werden

Das Zusatzmaterial auf den Discs ist bereits weitgehend von vorherigen Veröffentlichungen bekannt, dennoch gut, dass es enthalten ist (Auflistung siehe unten). Im Booklet lässt sich Tobias Hohmann gewohnt fachkundig über diverse Aspekte rund um Entstehung und Rezeption des Films aus. Einmal mehr eine vorbildliche Turbine-Veröffentlichung, die sich in Mediabook- oder Horrorregalen gut macht. Schlechte Nachricht für alle Sammler: Alle drei Covermotive des Mediabooks sind bereits vergriffen. Glück im Unglück: Turbine legt „P2 – Schreie im Parkhaus“ in einer Special Edition in Softbox erneut auf, die beide Blu-rays enthält. Sie ist wie die Mediabooks exklusiv im Onlineshop des Labels erhältlich.

Angela sucht nach einem Ausweg

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Wes Bentley haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

Veröffentlichung: 14. April 2023 als 2-Disc Special Edition (2 Blu-rays), 17. Februar 2023 als 2-Disc Special Edition Mediabook (2 Blu-rays, 3 Covervarianten: 600 Exemplare mit deutschem Artwork, 600 Exemplare mit US-Artwork, 300 Exemplare mit internationalem Artwork), 8. und 4. Juli 2016 als 2-Disc Edition Mediabook (Blu-ray & DVD, 2 Covervarianten à 500 und 333 Exemplare), 8. August 2008 als Blu-ray und DVD

Länge: 97 Min. (Blu-ray), 94 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch (Blu-ray 1 jeweils in Dolby Atmos & DTS 2.0, Blu-ray 2 jeweils in Auro 13.1 & DTS 2.0)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Englisch für Hörgeschädigte
Originaltitel: P2
KAN/USA 2007
Regie: Franck Khalfoun
Drehbuch: Franck Khalfoun, Alexandre Aja, Grégory Levasseur
Besetzung: Rachel Nichols, Wes Bentley, Simon Reynolds, Philip Arkin, Miranda Edwards, Paul Sun-hyung Lee, Grace Lynn Kung, Bathsheba Garnett, Philip Williams, Arnold Pinnock, Franck Khalfoun
Zusatzmaterial: Audiokommentar mit Alexandre Aja, Franck Khalfoun und Grégory Levasseur, „Ein neues Angst-Level“ – Making-of (12 Min.), „Terror-Design“ – Drehort und Stunts (5 Min.), „Eine neue Spannungsart“ – Interview mit Regisseur Franck Khalfoun (3 Min.), Hinter den Kulissen (4 Min.), deutscher und US-Kinotrailer, deutscher und US-Teaser, 4 US-TV-Spots, nur Mediabooks: 20-seitiges Booklet mit einem Text von Tobias Hohmann, nur Special Edition: Wendecover mit Alternativmotiv
Label/Vertrieb 2023: Turbine Medien GmbH
Label/Vertrieb 2016: ’84 Entertainment
Label/Vertrieb 2008: Kinowelt

Copyright 2023 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & gruppierter Packshot: © 2023 Turbine Medien GmbH

 

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