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I Bought a Vampire Motorcycle – Der blutsaugende Dämon im Zweirad

30 Nov

I Bought a Vampire Motorcycle

Von Volker Schönenberger

Horrorkomödie // Der Plot, der auf einen Bierdeckel passt. An sich sagt der Titel schon alles aus: Wir haben also einen Typen, der sich ein vampirisches Motorrad gekauft hat. Soso. Geben wir dem Ganzen aber doch etwas inhaltliche Tiefe mit auf den Weg: In dunkler Nacht beschwört ein satanistischer Priester (Brendan Donnison) irgendwo im englischen Birmingham einen Dämon. Einer Bande von Motorradrockern gefällt gar nicht, dass das auf Gelände stattfindet, das sie als das ihre erachtet. Folge: Der Priester bekommt vom Anführer Roach (Andrew Powell) per Armbrust einen Pfeil verpasst (so macht man das eben als Rocker). Auch eins der Motorräder wird von einem Pfeil getroffen. Nun fährt der Dämon erst in den Leichnam des Priesters, dann gar ins Motorrad. Seltsam? Aber so steht es geschrieben …

Über einen Gebraucht-Bike-Höker landet das Zweirad des Typs Norton Commando bei Nick Oddy (Neil Morrissey) – My friends call me Noddy! Der bringt es zur Reparatur zu seinem Kumpel Buzzer (Daniel Peacock), der erst einmal die Tankkappe stiebitzt. Das kostet ihn den Kopf. Fortan sehen sich Noddy und seine Freundin Kim (Amanda Noar) mysteriösen und bedrohlichen Ereignissen ausgesetzt.

Das Motorrad mag keinen Knoblauch

Dämon oder Vampir – so genau muss man das nicht nehmen. Jedenfalls entwickelt das Motorrad ein mörderisches Eigenleben, hat aber dank seines vampirischen Dämons – wahlweise dämonischen Vampirs – eine ausgeprägte Abneigung gegen Knoblauch. Das zeigt sich beispielsweise, wenn die auf dem Sozius wartende Kim Noddy beim Asia-Imbiss zuruft, er möge Knoblauchgarnelen bestellen. Merke: Motorrad hört mit! Auch die ausgeprägte Knoblauchvorliebe des Mordermittlers Inspector Cleaver (Michael Elphick) wird noch eine Rolle spielen, ebenso die bekannte Abneigung von Vampiren gegen Sonnenlicht.

Von der Vampirkomödie ins Kinderprogramm

Das Motiv des zwei Vampirzähne in den Hals schlagenden Blutsaugers wiederum setzt Regisseur Dirk Campbell auf recht eigenwillige Weise um. „I Bought a Vampire Motorcycle“ blieb seine einzige Arbeit, die es immerhin im englischen Sprachraum in ein paar Kinos geschafft hat. Er ist bis heute fürs englische Fernsehen tätig und dreht dort vornehmlich Episoden für Kinder- und Jugendserien, etwa „Eine lausige Hexe“ (seit 2017), „Moon and Me“ (seit 2019) und „Biff & Chip“ (seit 2021).

„I Bought a Vampire Motorcycle“ kommt „very British“, daher, zumindest beim Akzent der auftretenden Personen. Sie gehören natürlich nicht der „Upper Class“ an, sondern der „Working Class“, was die Dialoge weniger elaboriert denn bodenständig macht. Das verleiht der Horrorkomödie englischen Charme. Ebenso die Tatsache, dass sich im Hinterzimmer eines Pubs eine Sammlung von Ritterutensilien befindet, sodass eine zünftige Kneipenschlägerei zeitweise sogar in einen Schwertkampf ausartet. Derlei Skurrilitäten hat die Horrorkomödie einige zu bieten. Untermalt von einem billigen Rockmusik-Score, versteht sich.

„Star Wars“-Prominenz als Exorzist

Gut, wenn man in der Gemeinde einen Priester hat, der sich auf Exorzismen versteht. Diesen verkörpert kein Geringerer als Anthony „C-3PO“ Daniels! Der Geistliche verliert erst einmal ein paar Finger, als er versucht, das Motorrad mitten am Tag aus Noddys Garage ins Freie zu schieben. Aber davon lässt sich ein wackerer Exorzist natürlich nicht unterkriegen. So entwickelt sich „I Bought a Vampire Motorcycle“ zu einer schrägen Nummernrevue, bei der nicht jeder Gag sitzt, die aber jederzeit einen Schenkelklopfer hervorbringen kann. Erst recht beim Showdown in der Turnhalle, in dessen Nebenraum sich sogar eine Sonnenbank (!) befindet. Bei dem trashigen Zungenschlag bleibt kein Auge trocken. Einige Male geht es hübsch blutig zu, was die FSK-18-Freigabe durchaus rechtfertigt. Weil die Gewalt comichaft-überzogen daherkommt, würde eine Nachprüfung heute vielleicht sogar eine Herabstufung auf FSK 16 bringen, aber dazu sah Lizenznehmer Wicked Vision offenbar keinen Anlass. Warum auch?

Mediabook von Wicked Vision

Eine 2002 hierzulande veröffentlichte DVD trägt den etwas willkürlich gewählten Titel „Iron Thunder“, sie ist aber vergriffen und ohnehin von minderer Qualität. Wicked Vision hat „I Bought a Vampire Motorcycle“ aufpoliert und dabei Bild und Ton generalüberholt ins 4K-Zeitalter überführt. Heraus kam 2019 ein feines Mediabook mit üppigem Bonusmaterial (Auflistung siehe unten). Die vier ansprechenden Covervarianten sind im Handel vergriffen, auf dem Sammlermarkt aber mit etwas Glück noch zu üblichen Mediabookpreisen zu finden. Für Preisbewusste hat Wicked Vision den Film im September 2023 als Dual-Disc-Set im Scanavo-Case veröffentlicht. Das Booklet mit einem ausführlichen Text von Cristoph N. Kellerbach fehlt darin, das Bonusmaterial der Scheiben ist aber vollständig. Das Dual-Disc-Set ist unter anderem im Online-Shop von Wicked Vision verfügbar.

Am 8. Dezember bei SchleFaZ

Wer gar kein Geld ausgeben will, übe sich bis zum 8. Dezember 2023 in Geduld. An dem Abend strahlt Tele 5 das Werk ab 22:20 Uhr als zweiten Teil der finalen Adventsstaffel von „Die schlechtesten Filme aller Zeiten“ aus. Die bewährten „SchleFaZ“-Moderatoren Oliver Kalkofe und Peter Rütten werden „I Bought a Vampire Motorcycle“ zweifellos ein paar bissige Kommentare angedeihen lassen. Wobei ich den Film ein paar Unzulänglichkeiten zum Trotz so recht gar nicht als „SchleFaZ“-Kandidaten sehe. Die Prämisse ist einfach herrlich originell, dabei herrlich absurd. Wer A-Liga-Vampirhorror à la „Bram Stoker’s Dracula“ erwartet, dem ist sowieso nicht zu helfen. Nicht einmal mit einem Holzpflock durchs Herz.

Die Filme der „Collector’s Series“ der Wicked Vision Distribution GmbH haben wir in unserer Rubrik Filmreihen aufgelistet.

Veröffentlichung: 15. September 2023 als Dual-Disc-Set (Blu-ray & DVD), 6. Dezember 2019 als 2-Disc Limited Collector’s Edition Mediabook (Blu-ray & DVD, 4 Covermotive à 222 Exemplare), 1. September 2002 als DVD

Länge: 105 Min. (Blu-ray), 101 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Deutsch für Hörgeschädigte, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: I Bought a Vampire Motorcycle
Alternativtitel: Iron Thunder
GB 1990
Regie: Dirk Campbell
Drehbuch: Mycal Miller, John Wolskel
Besetzung: Neil Morrissey, Amanda Noar, Michael Elphick, Anthony Daniels, Andrew Powell, George Rossi, Daniel Peacock, Midge Taylor, David Daker, Burt Kwouk, Brendan Donnison, Graham Padden
Zusatzmaterial Mediabooks & Dual-Disc-Set: Audiokommentar mit Regisseur Dirk Campbell, den Drehbuchautoren John Wolskel und Mycal Miller sowie Darsteller Alan Frank, Dokumentation „We Made a Vampire Motorcycle“, Featurette „The Vampire’s Lair“, Featurette „Where are They Now?“, 4 TV-Clips, Originaltrailer, nur Mediabooks: 32-seitiges Booklet mit einem Text von Christoph N. Kellerbach, nur Cover C: Autogrammkarte des Cover-Illustrators Ralf Krause, nur Dual-Disc-Set: Wendecover mit Alternativmotiv
Zusatzmaterial DVD: Trailershow
Label/Vertrieb Mediabook: Wicked Vision Distribution GmbH
Label DVD: Laser Paradise

Copyright 2023 by Volker Schönenberger

Gruppierte Packshots: © Wicked Vision Distribution GmbH

 

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