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The Moon – Desaster im Weltraum

29 Jan

Deo mun

Von Volker Schönenberger

Science-Fiction // In der nahen Zukunft hat sich Südkorea zur Weltraumnation aufgeschwungen. Fünf Jahre zuvor war der Mondflug der „Narae-ho“ allerdings auf tragische Weise gescheitert – das Raumschiff explodierte und riss die dreiköpfige Besatzung um Hwang Kyu-tae (Lee Sung-min) in den Tod. Doch die reichhaltigen Helium-3-Vorkommen auf dem Erdtrabanten sind allzu verlockend – das Land hat seine Anstrenungen intensiviert und schickt mit der „Woori-ho“ im Dezember 2029 einen weiteren bemannten Raumflug zum Mond.

Während sich das mit Cho Yoon-jong (Lee Yi-kyung), Lee Sang-won (Kim Rae-won) und dem jungen Sergeant Hwang Seon-woo (Do Kyung-soo) besetzte Raumschiff der Mond-Umlaufbahn nähert, stören heftige Sonnenwinde die gesamte irdische Kommunikation. Der koronale Massenauswurf unterbricht auch die Verbindung zwischen der „Woori-ho“ und der Bodenstation. Trotz ausdrücklichen Verbots der Kommandozentrale begeben sich Cho und Lee für Instandsetzungsarbeiten zum Außeneinsatz. Es kommt zur Katastrophe und bald ist Hwang Seon-woo als einziger Überlebender auf sich allein gestellt.

Das „Gravity“-Feeling bleibt unerreicht

So nah dran ans Gefühl eines Weltraumausflugs wie bei Alfonso Cuaróns „Gravity“ (2013) mit Sandra Bullock und George Clooney gelangen wir mit „The Moon“ (2023) nicht. Aber nah genug, um sich von der knackigen Survival-Action mitreißen zu lassen. Insbesondere ein lang anhaltender Meteoritenschauer ist angetan, schweißnasse Hände zu verursachen. Die Schauwerte des Weltraum-Abenteuers sind groß.

Die „Woori-ho“ bekommt Probleme

Dazu sei relativierend allerdings ergänzt, dass das SF-Abenteuer insgesamt etwas zu lang geraten ist. Hier noch eine Komplikation, dort noch ein Problem – etwas Straffung hätte dem Ergebnis gutgetan. Auch die pausenlose musikalische Untermalung ist keine gute Entscheidung, ein paar Sequenzen in völliger Lautlosigkeit wären effektiver und somit die bessere Wahl gewesen.

K-Pop-Star D.O. in der Hauptrolle

Genug kritisiert, als positiver Aspekt kann auf jeden Fall die Leistung des Hauptdarstellers Do Kyung-soo gewertet werden. Er ist unter dem Kürzel D.O. Mitglied der neunköpfigen K-Pop-Boygroup Exo. Die Mischung aus Verzweiflung und Überlebenswillen habe ich ihm jederzeit abgenommen. Zuvor hatte er eine Nebenrolle in dem zweiteiligen Fantasy-Action-Epos „Along with the Gods – The Two Worlds“ (2017) und „Along with the Gods – The Last 49 Days“ (2018) von Kim Yong-hwa, der auch „The Moon“ inszenierte.

Sergeant Hwang Seon-woo kämpft …

Do Kyung-soos Rolle ist sogar um einiges vielschichtiger angelegt: Zu Hwang Seon-woos Rettung eilt mit Kim Jae-guk (Sol Kyung-gu) ein in Ungnade gefallener ehemaliger Raumfahrtdirektor, mit dem der Astronaut traurige Erinnerungen an die Katastrophe der ersten koreanischen Mondmission verbindet. Hier geht es auch ganz stark um Schuld, Verantwortung, Zorn und Vergebung. Das verbindet sich zu einem starken Pathos, mit dem man erst einmal umgehen muss, erst recht zum Finale hin und darüber hinaus, wenn die Ereignisse mächtig auf die Tränendrüse drücken. Etwas Erfahrung mit dem südkoreanischen Kino erweist sich diesbezüglich als hilfreich, dann ist das Fell dick genug, die pathetischen Momente zu erdulden.

Inspiration aus Hollywood

Außer dem bereits erwähnten „Gravity“ ließen sich die Macher von „The Moon“ zweifellos auch von Ridley Scotts „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“ (2015) mit Matt Damon in der Titelrolle sowie „Ad Astra – Zu den Sternen“ (2019) mit Brad Pitt inspirieren. Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn es auf so hohem Niveau geschieht wie in diesem Fall. Und Hollywood kopiert sich ja seit jeher gern selbst, dann dürfen das auch andere. „The Moon“ hat jedenfalls internationales Niveau (das nur für mit dem südkoreanischen Kino nicht vertraute Leserinnen und Leser). Und international geht es beizeiten auch in der Handlung zu, wenn die NASA ins Spiel kommt, was neue Konflikte hervorbringt. Diese münden am Ende aber in eine Botschaft der Völkerverständigung.

… ums Überleben

„The Moon“ feierte im September 2023 beim Fantasy Filmfest seine Deutschlandpremiere und kann seit Mitte Dezember gestreamt werden. Publisher capelight pictures hat den südkoreanischen Blockbuster auch auf Scheibe veröffentlicht. Hervorgehoben sei hier das wirklich schicke geprägte Steelbook (siehe die beiden obersten Fotos), das den Film auf UHD Blu-ray und Blu-ray enthält. Am HDR-Dolby-Vision-Bild gibt es nichts zu mäkeln, und mit der entsprechenden Ausstattung lässt sich auch die Dolby-Atmos-Tonspur genießen. Kleiner Wermutstropfen: der Mangel an Bonusmaterial. Etwas mehr als Trailer und Trailershow hätte es ruhig sein dürfen, aber vielleicht gehörte auch einfach nichts zum Lizenzpaket aus Südkorea dazu.

Auf dem Mond wird es brenzlig

Trägt „The Moon“ zu dick auf? Jawohl! Muss man sich daran stören? Keineswegs. Wer Weltraum-Abenteuern mit großem Survival-Anteil etwas abgewinnen und mit den von mir beschriebenen Kritikpunkten umgehen kann, wird ausgesprochen gut unterhalten.

Auf der Erde versucht Kim Jae-guk das Menschenmögliche

Veröffentlichung: 18. Januar 2024 als 2-Disc Limited Steelbook (UHD Blu-ray & Blu-ray), Blu-ray und DVD, 14. Dezember 2023 als Video on Demand

Länge: 129 Min. (Blu-ray), 124 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Koreanisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: Deo mun
KOR 2023
Regie: Kim Yong-hwa
Drehbuch: Kim Yong-hwa
Besetzung: Do Kyung-soo, Sol Kyung-gu, Kim Hee-ae, Jo Han-chul, Amy Aleha, Park Byeong-eun, Choi Byung-mo, Jonathan Ehren Groff, Paul de Havilland, Daniel C. Kennedy, Hong Seung-hee, Jo Seung-yeon, Barri Tsavaris, Gina Theresa Williamson, Laura Fitch Yang, Shim Young-eun, Kim Rae-won, Lee Yi-kyung, Lee Sung-min
Zusatzmaterial: Trailer, Trailershow, nur Blu-ray und DVD: Wendecover
Label: capelight pictures
Vertrieb: Al!ve AG

Copyright 2024 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & gruppierter Packshot: © 2024 capelight pictures

 

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