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The Outbreak – Schützt der Wald vor den Untoten?

05 Jun

Here Alone

Von Volker Schönenberger

Horror // Die lebenden Toten sind tot, es leben die lebenden Toten! Nun ja, das Horror-Subgenre des Zombiefilms hat in der Tat nicht mehr allzu viel Neues zu sagen; ab und an gönne ich mir aber dennoch weiterhin gern einen Blick auf einen mir noch unbekannten Vertreter. In diesem Fall „The Outbreak“ (2016) von Rod Blackhurst, der im selben Jahr auch seinen wohl bekanntesten Film „Amanda Knox“ veröffentlichte (als einer von zwei Regisseuren).

Ann sucht nach Nahrung

Im Original passend „Here Alone“ betitelt, lernen wir zu Beginn Ann (Lucy Walters) kennen, die allein in den Wäldern im Norden des US-Staats New Yorks ums Überleben kämpft (vielleicht auch etwas weiter nördlich in Kanada, der Film präzisiert das nicht). Eine Virusinfektion hat weite Teile der Menschheit dahingerafft, die Befallenen sind als blutrünstige Untote hinter den Überlebenden her (Puristen behaupten ja unermüdlich mit erhobenem Zeigefinger, Infizierte seien keine Zombies – mir latte). Ann verhält sich ruhig, so gut es geht, tarnt sich mit Schlammpackungen, wenn sie auf Versorgungstour geht, damit die Infizierten sie nicht wittern können. Eines Tages trifft sie auf Olivia (Gina Piersanti) und ihren Stiefvater Chris (Adam David Thompson). Das Trio formt fortan eine Zweckgemeinschaft.

Zum Schutz tarnt sie sich mit Schlammpackungen

„The Outbreak“ gehört zu den ruhigen Vertretern des Genres, und das, obwohl wir es eben mit den schnellen, in wilder Raserei begriffenen Wüterichen unter den Zombies zu tun haben und nicht mit den langsam schlurfenden Untoten à la George A. Romero. Eine Weile beobachten wir Ann bei ihrem Alltag, parallel dazu schon Olivia und Chris. Bis erstmals kurz ein paar der Infizierte ins Bild geraten, vergehen 20 Minunten, erst dann wird deutlich, dass es erwähnte wilde Wüteriche sind, die ihr Unwesen treiben.

Parallelen zu „The Survivalist“

Mit seiner Konstellation der zwei Neuen, die zur Protagonistin stoßen, erinnert „The Outbreak“ an die ein Jahr ältere britische Produktion „The Survivalist“ (2015) von Stephen Fingleton; auch die bedächtige Erzählweise weist Parallelen zu dem postapokalyptischen Überlebensthriller mit Martin McCann und Mia Goth auf. Dabei ist „The Survivalist“ vielleicht etwas intensiver geraten als „The Outbreak“, aber auch letztgenanntes Werk hat seinen Reiz. Erst recht, wenn wir mittels Rückblenden nach und nach erfahren, was Ann und ihrer Familie zuvor widerfahren war. Ein wenig Stöbern in der Science-Fiction-Rubrik von „Die Nacht der lebenden Texte“ brachte noch „Z for Zachariah – Das letzte Kapitel der Menschheit“ (2015) zum Vorschein, der mit ähnlicher Konstellation aufwartet. Dieses mit Margot Robbie, Chiwetel Ejiofor und Chris Pine sehr prominent besetzte SF-Endzeitdrama wiederum übertrifft „The Outbreak“ meines Erachtens.

Olivia (M.) und ihr Stiefvater Chris schließen sich Ann an

Gedreht im Westen des US-Staats New York, wartet „The Outbreak“ mit feiner Waldstimmung auf (man lasse sich nicht durch das irreführende Covermotiv der deutschen Blu-ray und DVD täuschen). Wer aber scharf darauf ist, dass Heerscharen von Zombies durch die Bäume hetzen, wird enttäuscht werden. Diese dienen hier eher als Katalysator, als Mittel zum Zweck, um sich den drei Hauptfiguren und ihrer Beziehungsgemengelage zu nähern. Folgerichtig tauchen die Untoten eher selten und in geringer Zahl auf – vielleicht auch dem geringen Budget geschuldet, das nicht mehr Statistinnen und Statisten hergab. Der Fokus liegt stark auf Ann, Olivia und Chris, am stärksten von den dreien auf Ann. Insofern interessiert sich der Film eher für das Innenleben der drei Überlebenden als für die apokalyptische Dimension der globalen Pandemie. Das löst er gut, hat er aber auch mit anderen Vertretern gemein, weshalb es „The Outbreak“ letztlich zu sehr an Originalität mangelt, als dass er dem Genre neue Impulse verpassen könnte. Aber vielleicht wollte Rod Blackhurst das gar nicht, eine versierte Umsetzung eines bewährten Stoffs ist ja auch etwas wert. Und das ist dem Regisseur gelungen, sodass es 2016 sogar beim Tribeca Film Festival in Downtown Manhattan den Publikumspreis gab. Dort hatte „The Outbreak“ Mitte April 2016 seine Weltpremiere gefeiert. Weitere Festivalstationen waren unter anderen im August jenes Jahres das Fantasy Filmfest in diversen deutschen Städten und im Oktober das Internationale Festival des fantastischen Films im katalanischen Sitges.

Am Lagerfeuer

Abschließend hat auch die Zombies-Rubrik von „Die Nacht der lebenden Texte“ einen ähnlichen Vertreter hervorgespült: Jeremy Gardners „Ben & Mickey vs. the Dead“ (2012) um zwei Typen, die nach einer Zombie-Pandemie im ländlichen New England nach weiteren Überlebenden suchen, also gar nicht so weit weg vom Geschehen in „The Outbreak“. Fast könnte man beide Storys im selben Universum ansiedeln, wäre da nicht der unübersehbare Umstand, dass in „Ben & Mickey vs. the Dead“ die langsam schlurfenden Vertreter der Zombie-Spezies anzutreffen sind. Gardner spielt in seinem eigenen Werk die Titelfigur Ben, und seine Regiearbeit kann als Referenzfilm dieses kleinen Subsubgenres „Wenige Überlebende einer apokalyptischen Pandemie irren in ruralen Forstgebieten umher“ gesehen werden. „The Outbreak“ geht aber ebenfalls als ansehnlicher Beitrag durch.

Die Untoten sind stets hungrig

Veröffentlichung: 17. September 2021 als Blu-ray und DVD

Länge: 97 Min. (Blu-ray), 94 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: Here Alone
USA 2016
Regie: Rod Blackhurst
Drehbuch: David Ebeltoft
Besetzung: Lucy Walters, Gina Piersanti, Adam David Thompson, Shane West, Holly Adams, Abel McSurely Bradshaw, Iannick Brouilette, Jonathan Gundel, Mary Guzzy, Aubrey Hart, Willow Keith, Mike Lavarnway, Danielle Smith, Rebecca Spiro
Zusatzmaterial: deutscher Trailer, Originaltrailer, Trailershow, Wendecover
Label: Indeed Film
Vertrieb: Al!ve AG

Copyright 2024 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & gruppierter Packshot: © 2021 Indeed Film

 

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