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Die teuflischen Schwestern – Engelsgleich

15 Dez

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Die teuflischen Schwestern

Von Volker Schönenberger

Sexploitation // Jess Franco, der Frauenversteher: Der spanische Regisseur weiß ganz genau, was Frauen wollen. Das sollen sie dann auch bekommen, ob im Frauenknast oder in der Psychiatrie. In „Die teuflischen Schwestern“ wird die wasserstoffblonde Millie (Karine Gamier) von ihrer Schwester Edna (Pamela Stanford) gern mal ans Bett gefesselt. Sie leidet nämlich an – Trommelwirbel – Nymphomanie! Aus diesem Grund macht sich Edna nachts auf, Kerle aufzureißen, die sie mit nach Hause bringt, damit Millie sich Luft verschaffen kann. Edna schaut dann zu, versteht sich. Wenn Millie dem Pychiater Dr. Barnes (Jack Taylor) anderntags von ihren nächtlichen Sexerlebnissen berichtet, tut der das allerdings als Hirngespinst ab und diagnostiziert paranoide Schizophrenie. Hinter all dem steckt jedoch ein perfider Plan …

Will man wissen, was das für ein Plan ist? Die Fleischbeschau lässt sich auch ohne exaktes Nachvollziehen des gar komplexen Plots – ähem – genießen. Die Begegnung mit einer Nymphomanin mag für manche Männer die Erfüllung eines lang gehegten feuchten Traums sein. Schaut man zu viele Jess-Franco-Filme (rotwerd), kann man gar zu dem Schluss kommen, Nymphomanie sei ein typischer Wesenszug von Frauen. Verlassen wir lieber das tiefen- und küchenpsychologische Terrain – das Eis ist zu dünn – und halten wir es mit Albert Einstein, dem folgendes Zitat zugeschrieben wird: Manche Männer bemühen sich lebenslang, das Wesen einer Frau zu verstehen. Andere befassen sich mit weniger schwierigen Dingen, zum Beispiel der Relativitätstheorie.

Zurück zu den teuflischen Schwestern: Die sexuellen Ausschweifungen der beiden wirken in ästhetischer Hinsicht ein wenig unbeholfen, wie bei Jess Franco üblich. Aber dass das durchgestylte Treiben in Hochglanz-Pornofilmen realitätsnäher ist als beim spanischen Vielfilmer, darf ohnehin bezweifelt werden. Insofern sind Francos Sexszenen am Ende gar von einer Wahrhaftigkeit, die ein Hardcore-Streifen nie erreichen kann. Hurra – in der Rezension eines Jess-Franco-Films das Wort „Wahrhaftigkeit“ untergebracht – das soll mir mal einer nachmachen! Oder gab’s das schon? Dann bitte als Kommentar verlinken.

Für Januar und Februar 2014 hat Ascot Elite Home Entertainment bereits die nächsten Filme der Reihe „Jess Franco Golden Goya Collection“ angekündigt (siehe unten). Die Titel legen den Verdacht nahe, dass wir es erneut mit Sexploitation zu tun bekommen. Zumindest sind Zweifel erlaubt, ob es sich beim im Filmtitel „Das Frauenhaus“ genannten Gemäuer um eine Einrichtung handelt, die weiblichen Opfern häuslicher Gewalt ein Refugium bietet. Genug gekalauert! Jess Franco war nicht nur in Sachen Sex unterwegs, er hat auch viele Horrorfilme inszeniert. Die sind zwar auf ähnlich billigem Niveau gelagert wie seine Kopulationsstreifen, aber eine etwas größere Genrevielfalt als bisher würde der Reihe gut zu Gesicht stehen.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Jess Franco sind in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet.

Veröffentlichung: 10. Dezember 2013 als Blu-ray und DVD

Länge: 87 Min. (Blu-ray), 84 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch
Untertitel: Japanisch
Originaltitel: Die teuflischen Schwestern
Alternativtitel: Satanic Sisters
CH 1977
Regie: Jesús Franco
Drehbuch: Erwin C. Dietrich
Besetzung: Karine Gambier, Pamela Stanford, Jack Taylor, Esther Moser, Eric Falk
Zusatzmaterial: Fotogalerie, Originaltrailer, Wendecover
Vertrieb: Ascot Elite Home Entertainment

Copyright 2013 by Volker Schönenberger
Packshot: © 2013 Ascot Elite Home Entertainment

 

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