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The Night Before Halloween – Mal wieder ein Slasher im Haus

04 Jun

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Horrorthriller // Die blinde Emily (Noell Coet) ist allein zu Haus. Ihr Vater (Daniel Hugh Kelly) hat endlich mal eine Verabredung. Neun Jahre zuvor war Emilys Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen, das Mädchen dabei erblindet. Allein zu Haus? Nicht ganz. Freund Jimmy (Ian Bamberg) schaut mal vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. Und dann ist da ja noch der maskierte Unbekannte, der sich mit mörderischen Absichten Zutritt zum Haus verschafft.

Die Genre-Filmzeitschrift „deadline“ würdigt „The Night Before Halloween“ mit einer ganzen Seite in der Rubrik „deadline empfiehlt“. Das verwundert etwas, denn obwohl es spannend zugeht, ist der Home-Invasion-Schocker doch eher Durchschnittsware von der Stange. Der Mordbube sieht zwar mit der silbergrauen Maske in seinem gelben Regenmantel ganz gut aus, bleibt aber völlig konturenlos, da ohne jeden Hintergrund. Der Zuschauer erfährt nichts über ihn und seine Motivation.

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Ehebruch in der Badewanne – das geht nicht gut aus

Einen Prolog hat der Film auch zu bieten: Darin gibt sich eine verheiratete Frau (Stephanie Erb) ihrem Liebhaber (Charlie O’Connell) hin. Sexuelle Sittenlosigkeit war für Figuren in einem Horrorfilm noch nie eine gute Idee. Dieser Prolog dient einzig dem Zweck, den Killer als das zu zeigen, was er ist: ein Killer, der sich seine Opfer wahllos sucht. Kann man machen, kann man auch besser machen – die Eingangssequenz steht für sich und hat außer dem Killer keinerlei Bindung an den Rest des Films.

Ein paar unsaubere Details beim Thema Blindheit stören. Emily lässt eine gläserne Obstschale fallen, die in viele Scherben zerspringt. Doch obwohl sie barfuß durchs Haus geht, unterlässt sie es viel zu lange, die Scherben aufzufegen. In einer anderen Szene nimmt Jimmy ein Bild auf und sagt: „Wow – so eine schöne Frau. Ist das deine Mum?“ Was soll die Blinde darauf antworten? Und weshalb muss sich der Killer in manchen Szenen so ungeschickt anstellen, nur damit Emily ihm einmal mehr entkommen kann? Das mag bei „Scream“ angebracht sein, der das Slasher-Genre parodierte, „The Night Before Halloween“ jedoch kommt ironiefrei daher. Schon klar, dass die Protagonistin lange überleben muss, aber das kann man etwas geschickter anstellen.

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Wer will den schon im Haus haben?

Sehr aufgesetzt wirkt Emilys Trauma. Ihre Blindheit ist psychosomatisch bedingt, wie wir in Szenen mit Emilys Thereapeutin Dr. Pomock (Ally Walker) erfahren. Zum Finale wird das gar ärgerlich, aber jetzt habe ich fast schon zu viel verraten. Also lieber schnell ablenken: Ganz nett ist eine Szene, in der im Fernseher „Die Nacht der lebenden Toten“ läuft und sich dort gerade eine Tür langsam öffnet, während sich gleichzeitig der Killer durch eine Tür Zutritt in Emilys Haus zu verschaffen sucht. Weshalb sie überhaupt den Fernseher angeschaltet hat, bleibt jedoch offen.

Regisseur Richard Schenkman hat 2007 das dialoglastige philosophische SF-Drama „The Man from Earth“ und 2012 den Horrortrashfilm „Abraham Lincoln vs. Zombies“ inszeniert. So richtig weiß er anscheinend noch nicht, wo seine Reise als Filmemacher hingeht, denn trashig will „The Night Before Halloween“ nicht sein. Eine Weile habe ich mich während des Films noch gefragt, ob es denn einen tieferen Sinn hinter der Attacke des Regenmantelträgers gibt. Irgendwann war aber klar, dass das nicht der Fall ist, und zum Glück hat Schenkman darauf verzichtet, unvermittelt einen Deus ex machina aus dem Hut zu zaubern.

Ist das ein neuer Trend, FSK-16-Filme mit dem roten 18er-Logo zu vermarkten, indem man FSK-18-Trailer auf die Disc packt? Was soll das? Davon wird sich die Uncut-Horrorfangemeinde nicht lange blenden lassen.

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Emily wehrt sich

Der jüngsten Home-Invasion-Großtat „You’re Next“ kann „The Night Before Halloween“ zu keiner Zeit das Wasser reichen. Als unterhaltsame Durchschnittsware geht der Slasher aber durch.

Veröffentlichung: 23. Mai 2014 als Blu-ray und DVD

Länge: 87 Min. (Blu-ray), 83 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Mischief Night
USA 2013
Regie: Richard Schenkman
Drehbuch: Richard Schenkman, Jesse Baget (Story), Eric D. Wilkinson (Story)
Besetzung: Noell Coet, Ian Bamberg, Daniel Hugh Kelly, Erica Leerhsen, Ally Walker, Adam C. Edwards, Stephanie Erb, Charlie O’Connell
Zusatzmaterial: Behind the Scenes, deutscher Trailer, Originaltrailer, Filmtipp, Wendecover, nur Blu-ray-Erstauflage: limitierte O-Card
Vertrieb: Al!ve AG

Copyright 2014 by Volker Schönenberger
Fotos & Packshot: © 2014 Al!ve AG / Meteor Film

 
 

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Eine Antwort zu “The Night Before Halloween – Mal wieder ein Slasher im Haus

  1. Mediennerd

    2014/06/12 at 06:32

    Kennt ihr das? Ihr schaut einen Film, euch kommt ein Darsteller so bekannt vor, aber Ihr kommt einfach nicht darauf, wer das ist? Das hatte ich bei diesem Film die ganze Zeit über. Ich meine den Darsteller Daniel Hugh Kelly, mir ist während des Films einfach nicht eingefallen, wo ich ihn zuordnen soll und beim Abspann als ich den Namen gelesen habe, ist es mir plötzlich eingefallen. Er war in den 80er Jahren Hauptdarsteller der Serie Hardcastle and McCormic. Einige von Euch erinnern sich sicher noch an diese klasse Serie, die ich mir übrigens vor ein paar Wochen mal angeschaut habe, sie hat drei Staffeln leider nur, zählt aber zu dem besten, was die 80er Jahre bieten. Auf jeden Fall ist der Darsteller echt alt geworden, daher habe ich ihn nicht sofort erkannt. Lange Rede, kurzer Sinn, was ich damit sagen will ist, dass dieser Film durch ihn eine gewisse Qualität hatte. Er hat mich genau so überzeugt wie Erica Leerhsen über weite Strecken.

     

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