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James und der Riesenpfirsich – „Wir mögen uns und sind froh“

16 Mär

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James and the Giant Peach

Von Anja Rohde

Puppentrick-Fantasy // James (Paul Terry) lebt nach dem Tod seiner Eltern bei seinen beiden grausamen Tanten (Joanna Lumley und Miriam Margolyes), die ihn schlecht behandeln. Der Knirps muss arbeiten, in einem dunklen Zimmer schlafen, bekommt nichts Leckeres zu essen. Ein Unbekannter schenkt ihm eine Tüte mit Zauber-Krokodilszungen, die James’ Leben verändern sollen. Als der Junge die Tüte im Garten versehentlich auf den Boden fallen lässt, wächst an einem toten Baum ein riesiger Pfirsich.

Wechsel von Real- zu Trickfilm

Die geschäftstüchtigen Tanten stellen den Pfirsich gegen Geld zur Schau. Als James nachts vom Pfirsich kosten will, gerät er ins Innere der Frucht, wo eine Gesellschaft riesiger Insekten lebt: eine Marienkäferdame, ein Grashüpfer, ein Wurm, ein Tausendfüßler, eine Spinne und ein Glühwürmchen. Ab hier wechselt der Film von Realfilm zu Stop-Motion und die Trickfiguren machen sich daran, Abenteuer um Abenteuer zu erleben.

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James träumt von New York

Ziel ihrer Unternehmung ist New York, die Stadt, die James’ Eltern mit ihrem Sohn zu Lebzeiten besuchen wollten und von der der Junge seither träumt. Der Riesenpfirsich wird zum Transportmittel auf See und in der Luft. Die Reisegruppe hat anfangs mit einigen zwischeninsektlichen Differenzen zu kämpfen, rauft sich aber im Verlauf des Trips und mit James’ weiser Hilfe zu einer Freundesgang zusammen.

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Die bösen Tanten und James beobachten den wachsenden Pfirsich

Es geht um Freundschaft, ums Problemelösen und ums Selbstständigwerden; und darum, dass Menschen bzw. Insekten mit verschiedenen Interessen trotzdem zusammenhalten können; und darum, dass selbst die wildesten Träume in Erfüllung gehen, auch wenn man diese erst gegen die Meinung anderer durchsetzen muss.

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Marienkäfer und Kind im Duett

Verpackt ist dies in liebevolle Animation mit schönen Details. Die Figuren sind gut ausgearbeitet und James’ Ideen herrlich absurd. Trotzdem hat mich der Film irgendwie nicht überzeugt, und ich frage mich seit der Sichtung, woran das gelegen hat. Im Internet findet man fast ausschließlich positive Meinungen zu diesem Film, siehe beispielsweise bei Rotten Tomatoes, und ja, die Animation ist gelungen und die Thematik klassisch.

Manche Szenen für Kinder zu gruselig

Ob es an den extrem gruseligen Szenen beim versunkenen Piratenschiff unter Wasser oder mit dem wütenden Rhinozeros liegt, von denen ich glaube, dass jedes sechsjährige Kind noch nächtelang Albträume hat? Oder an der dramatischen Musik von Randy Newman mit den eher unsäglichen Sangeseinlagen? (Der Film war jedoch in der Kategorie „Beste Filmmusik“ für einen Oscar nominiert.) Oder an der deutschen Synchronisation, die dem Wurm „Herrn Würmle“ einen fiesen schwäbischen Dialekt verpasst hat?

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Gefahr auf hoher See

Eventuell ist auch einfach die Aneinanderreihung von Problemen, die es im Team zu lösen gilt, etwas zu willkürlich geraten, wenn auch durchaus fantasievoll umgesetzt.

Produziert von Tim Burton

Tim Burton steht zwar als Produzent in den Credits, an dessen eigene Meisterwerke im Bereich fantastischer (Kinder-)Film wie „Charlie und die Schokoladenfabrik“, „Corpse Bride“ und auch der relativ junge „Frankenweenie“ reicht „James und der Riesenpfirsich“ mitnichten heran. „Nightmare Before Christmas“, von dem man landläufig denkt, Tim Burton hätte Regie geführt, ist übrigens vom selben Macher wie „James …“, Henry Selick, erschien drei Jahre früher und gefällt mir deutlich besser.

Unerschrockenen Kindern kann man den Riesenpfirsich sicher trotzdem präsentieren, allein schon wegen der wilden Ideen bei der Reise und natürlich wegen des bei einem Kinderfilm unerlässlichen Happy Ends. Mögen sie selbst entscheiden, ob sie gern mit auf James’ Reise gehen wollen. Und noch ein Tipp: Beim Abspann nicht gleich abschalten!

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Die Reisegruppe wächst zusammen

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Susan Sarandon haben wir in unserer Rubrik Schauspielerinnen aufgelistet, Filme mit Richard Dreyfuss, Pete Postlethwaite und David Thewlis unter Schauspieler.

Veröffentlichung: 13. März 2015 als Blu-ray und DVD

Länge: 79 Min. (Blu-ray), 76 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 6
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte, Englisch
Originaltitel: James and the Giant Peach
GB/USA 1996
Regie: Henry Selick
Drehbuch: Karey Kirkpatrick, Jonathan Roberts, Steve Bloom, nach einer Vorlage von Roald Dahl
Besetzung: Paul Terry, Joanna Lumley, Pete Postlethwaite, Steven Culp, Miriam Margolyes
Sprecher: Susan Sarandon, Richard Dreyfuss, David Thewlis, Jane Leeves
Zusatzmaterial: Hinter den Kulissen, Interviews, Musikvideo „Good News“ von Randy Newman, Trailer
Vertrieb: Al!ve AG

Copyright 2015 by Anja Rohde

Fotos, Packshot & Trailer: © 2015 capelight pictures / Al!ve AG

 
 

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3 Antworten zu “James und der Riesenpfirsich – „Wir mögen uns und sind froh“

  1. Kay Sokolowsky

    2015/03/17 at 10:49

    Hab ich doch … Oder bist Du neuerdings Anhänger der glorreichen Raute? — Und da seh ich: Anja Rohde. Aber DU hast den Artikel eingestellt. Mann, ist das verwirrend. — Ich geh dann mal zu meinen Freunden in der Riesenartischocke und schäm mich.

     
  2. Kay Sokolowsky

    2015/03/16 at 19:34

    Filme, für die Randy Newman nicht nur den Score, sondern auch Songs geschrieben hat, darf man natürlich niemals auf deutsch begutachten. Es hätte dem Rezensenten deshalb wohl angestanden, die Lieder noch mal auf englisch anzuhören, bevor er von „unsäglichen Sangeseinlagen“ phantasiert. Andererseits – weil der Autor öfters beim FCSP in der Fankurve rumlungert, ist es mit seiner Musikalität vermutlich nicht (mehr) weit her.
    Doch wenn er auch noch geschrieben hätte, dieser bezaubernde Film sei insgesamt eher scheiße: Meine Güte, ich würde RICHTIG gemein werden. Obwohl natürlich „James“ etwa 100-mal gelungener ist als „Nightmare“. (Allein schon wegen James.)
    Grüße aus meiner Riesenbirne: Kay

     

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