Dark Was the Night
Horror // Durch das Provinzstädtchen Maiden Woods ziehen sich eines Morgens merkwürdige Spuren im Schnee. Zwar scheinen sie von einem Huftier zu stammen, doch ihre ungewöhnliche Form passt zu keinem bekannten Tier. Außerdem lässt die Anordnung der Spuren darauf schließen, dass es sich um einen Zweibeiner handelt. Sheriff Paul Shields (Kevin Durand) glaubt anfangs an einen Streich eines Scherzbolds, wird aber bald eines Besseren belehrt.
Wegen solcher Filme wühlt man sich gern durch all den halbgaren, effekthascherischen und abgedroschenen Kram, den das Horrorgenre so hervorbringt. Ab und zu kommt dann doch eine Perle wie „Dark Was the Night“ zum Vorschein, die vordergründig als simpler Monsterschocker daherkommt, dank durchdachter Charakterzeichnung und Beziehungskonstellation inhaltliche Tiefe erfährt. Dabei dreht Jack Heller in seiner zweiten Regiearbeit nach „Enter Nowhere“ (2011) vom Prolog, der einige Waldarbeiter das Leben kostet, bis zum Finale in der Kirche inklusive bitterbösem Ausklang so unerbittlich an der Spannungsschraube, dass es eine wahre Gruselfreude ist – das gilt für Szenen im Wald wie im Ort gleichermaßen.
Kevin Durand („The Strain“, „Nächster Halt: Fruitvale Station“, „Noah“) war mir bislang nicht durch tiefgründiges Spiel aufgefallen (vielleicht hatte ich einfach nicht genau hingeschaut), in „Dark Was the Night“ belehrt er mich eines Besseren. Der von ihm verkörperte Sheriff hat wenige Monate zuvor bei einem Unfall einen Sohn verloren und ist daran zerbrochen. Zwar kümmert er sich nach wie vor um seinen verbliebenen Sohn Adam (Ethan Khusidman), doch seine Frau Susan (Bianca Kajlich) will nach vorn schauen und kann die tiefe Trauer ihres Mannes nicht mehr ertragen, ist deshalb gegangen. Diese familiäre Gemengelage ist glaubwürdig erzählt und gespielt, besonders eben von Durand, der nachhaltig zeigt, dass er auch eine Hauptrolle stemmen kann. Obgleich von Anfang bis Ende ein lupenreiner Horrorfilm, erhalten auf diese Weise auch die Themen Verlust und Trauer Raum, das bringt uns Zuschauern die Story und die Protagonisten trotz des übernatürlichen Stoffs sehr nah.
Als Deputy Donny Saunders überzeugt der wie Durand eher auf Nebenrollen abonnierte Lukas Haas („The Revenant – Der Rückkehrer“, „Inception“, „Brick“, „Der einzige Zeuge“), der in „Dark Was the Night“ ausreichend Leinwand-/Bildschirmzeit bekommt und die Gelegenheit nutzt. Durand und Haas funktionieren als Ordnungshüter-Duo ausgesprochen gut zusammen.
Die bedrohliche Kreatur ist lange Zeit gar nicht oder nur schemenhaft zu sehen, was dem Spannungsbogen ungemein zugutekommt. Zum Finale gefällt sie aber auch in ihrer ganzen, mit CGI aufgepeppten Pracht. Jack Heller ist ansonsten mehr als Produzent aktiv, hat zuletzt den originellen Horror-Western „Bone Tomahawk“ verantwortet. Mit „Dark Was the Night“ beweist er, dass man ihn sorglos auf einen Regiestuhl setzen kann. Viel besser kann man Monster-Horror nicht inszenieren.
Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Nick Damici und Kevin Durand haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.
Veröffentlichung: 21. April 2016 als Blu-ray und DVD
Länge: 98 Min. (Blu-ray), 94 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: keine
Originaltitel: Dark Was the Night
USA 2014
Regie: Jack Heller
Drehbuch: Tyler Hisel
Besetzung: Kevin Durand, Lukas Haas, Steve Agee, Nick Damici, Ethan Khusidman, Billy Paterson, Joe Pallister, Minerva Scelza, Seth Hendricks
Zusatzmaterial: keine Angabe
Vertrieb: EuroVideo Medien GmbH
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