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Tschick – Per Lada durch die Pampa

13 Sept

tschick-plakat

Tschick

Kinostart: 15. September 2016

Von Matthias Holm

Komödie // Mit Filmen wie „Kurz und schmerzlos“, „Im Juli“ und „Gegen die Wand“ hat sich Fatih Akin einen Ruf als Regisseur mit Gespür für seine Figuren erarbeitet. Auch bei „Auf der anderen Seite“, „Soul Kitchen“ und „The Cut“ sind es vor allem die Protagonisten, die dem Zuschauer im Gedächtnis bleiben. Da ist Akin für die Verfilmung von Wolfgang Herrndorfs Roman „Tschick“, in denen zwei Jugendliche mit einem blauen Lada durch die deutsche Provinz fahren, nur die logische Wahl.

Zwei Außenseiter auf Reisen

Maik Klingenberg (Tristan Göbel) ist in seiner Klasse nicht gerade beliebt. Der Höhepunkt seines Außenseiterstatus: Er wird fast als Einziger nicht zum Geburtstag von Tatjana (Aniya Wendel) eingeladen. Dabei hatte er lange an einem Geschenk für sie gearbeitet. Plötzlich steht sein neuer Klassenkamerad Andrej Tschichatschow (Anand Batbileg), kurz Tschick, mit einem geklauten Auto vor der Tür. Er lockt Maik aus der Reserve und zusammen begeben sich die beiden Teenager auf einen Sommer-Roadtrip.

Maik (Tristan Göbel) und Tschick (Anand Batbileg)

Maik und Tschick rasen auch durch Kornfelder

Akin schafft in „Tschick“ eine Sache, die vielen Filmen in letzter Zeit abgeht: Er trifft ein perfektes Erzähltempo. Zu Anfang wird Maik in seiner gewohnten Umgebung gezeigt, mit seiner alkoholkranken Mutter und seinem arroganten Vater. So bekommt der Zuschauer früh ein Gefühl für die Figur, was im Lauf des Films dazu führt, die Entwicklung von Maik einfacher nachvollziehen zu können.

Tschick als Mysterium

Der Gegensatz dazu ist Tschick. Der russische Junge, immer in kaputten Schuhen und Jogginghose unterwegs, dient als Katalysator für Maiks Wandlung, viel erfährt man aber nicht über ihn. Das ist auch gut so, denn so wird Tschick zu einer überhöhten Figur, die auch nach Ende des Films mysteriös bleibt. Die zwei Jungschauspieler Tristan Göbel und Anand Batbileg stemmen ihre Figuren mit Bravour, man schaut beiden auf ihrer Reise gern zu.

Auf dem Weg in die Walachai

Deutsche Landidylle

Dafür sorgen auch die Dialoge. Der Jugendslang ist gewöhnungsbedürftig, wirkt aber nie aufgesetzt, sondern immer realistisch. In den Unterhaltungen werden nicht nur lustige Sprüche ausgetauscht, während der Reise kehren die Jungs auch immer mehr ihr Innerstes nach außen, es entsteht ein witziger und berührender Coming-of-Age Film.

So kann Akin wieder seine Stärke voll ausspielen – das erwähnte Gespür für Figuren. Und auch alle anderen Aspekte, wie die modernen Musikstücke von zum Beispiel „Royal Blood“ und „K.I.Z“, die Nebendarsteller und die visuelle Gestaltung sind auf höchstem internationalen Niveau. Einzig der etwas ereignislose Mittelteil zieht den Film ein wenig runter, ansonsten ist „Tschick“ ein wunderbarer, konsequenter deutscher Film.

Kevin Kuranyi? Nein, Tschick (Anand Batbileg) mit aufgeklebtem "Bart"

Spaß mit Klebeband

Länge: 93 Min.
Altersfreigabe: FSK 12
Originaltitel: Tschick
D 2016
Regie: Fatih Akin
Drehbuch: Hark Bohm, Lars Hubrich, nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf
Besetzung: Tristan Göbel, Anand Batbileg, Nicole Mercedes Müller, Bella Bading, Sammy Scheuritzel, Aniya Wendel, Max Kluge
Verleih: Studiocanal Filmverleih GmbH

Copyright 2016 by Matthias Holm

Filmplakat, Fotos & Trailer: © 2016 Studiocanal Filmverleih GmbH

 

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