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Into the Forest – Strom weg, Zivilisation weg?

15 Feb

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Into the Forest

Von Volker Schönenberger

SF-Endzeit-Drama // Die beiden Schwestern Nell (Elliot Page) und Eva (Evan Rachel Wood) leben mit ihrem Vater Robert (Callum Keith Rennie) in einem hochmodernen Haus im Wald. Hochmodern bedeutet aber auch: abhängig von der Stromversorgung. Erste Nachrichtenmeldungen über einen massiven Stromausfall beunruhigen die Familie noch nicht, doch von jetzt auf gleich ist auch bei ihr die Elektrizität weg. Eine Autofahrt in den nächstgelegenen Ort offenbart das Ausmaß der Notlage: Es gibt kaum noch Benzin, und die Supermarktregale sind bereits nahezu leergeräumt – werden von Kassierer Stan (Michael Eklund) aber dennoch mit vorgehaltener Schusswaffe bewacht. Bald sind die Schwestern auf sich allein gestellt.

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Die Nachrichten sind beunruhigend

Spracherkennung im Haus und ein paar andere Details verraten, dass sich die Handlung in der Zukunft befindet, wenn auch in einer sehr nahen. Regisseurin Patricia Rozema („Mansfield Park“, 1999) verfilmte Jean Heglands in Deutschland unter dem Titel „Die Lichtung“ erschienenen Roman als Psychogramm zweier ungleicher Schwestern vor dem Hintergrund einer hinfortbröckelnden Zivilisation. Studentin Nell wirkt vernünftiger, Tänzerin Eva etwas leichtsinniger – das hätte etwas mehr Tiefe vertragen, aber wichtiger ist ohnehin die Beziehung der beiden zueinander. Die Segnungen der modernen Technik schwinden dahin, die beiden Frauen müssen nicht nur mit Bedrohungen durch ihre Mitmenschen fertig werden, sondern auch dem schleichenden Verfall ihres Hauses zusehen, den sie nicht verhindern können.

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Der Anblick im Supermarkt nicht minder

Elliot Page („Juno“) und Evan Rachel Wood („The Wrestler“) gelingt es mühelos, ihren Figuren Profil zu verleihen. Das ist für das ruhige Endzeit-Drama schon die halbe Miete. Das Ende der Zivilisation wird in nur wenigen Details skizziert, hier geht es nicht um große Weltuntergangsszenarien, sondern um zwei Menschen in einer Ausnahmesituation, die gezwungen sind, den Slogan „Zurück zur Natur“ mit Leben zu füllen. Erst spät wird nachvollziehbar, weshalb es „Into the Forest“ heißt, also „In den Wald“, und nicht „In the Forest“, also „Im Wald“, wie man denken könnte. Eva und Nell stellen fest: Die Menschheit gibt es seit etwa 200.000 Jahren, Elektrizität aber erst seit 120 Jahren. Kommen wir ohne Strom aus? Eva und Nell können es. Hoffentlich.

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Streit ums verbleibende Benzin

„Die Lichtung“ gilt als feministischer Roman. Ganz deutlich macht die Verfilmung das nicht, aber das muss sie ja auch nicht. Zwei starke junge Frauen sehen wir so oder so, über die beiden hinaus sind nur noch drei Männerfiguren dabei, und das kurz genug. Ohne jede Effekthascherei hat „Into the Forest“ einige poetische Sequenzen zu bieten. Über ein paar Lücken ist hinwegzusehen, etwa die Tatsache, dass der strenge kanadische Winter überhaupt nicht thematisiert wird. Die Naturgewalten kommen in diesem Fall doch vergleichsweise sanft daher. Wer dabei ein Auge zudrücken kann, wird mit einem stillen dystopischen Drama belohnt, das nachdenklich macht. Wie vergänglich sind all unsere modernen Errungenschaften? Kommen wir ohne sie überhaupt noch zurecht? Wer weiß das schon …

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Zurück zur Natur – welche Beeren sind genießbar?

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Michael Eklund, Elliot Page und Callum Keith Rennie haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

Veröffentlichung: 17. Februar 2017 als Blu-ray und DVD

Länge: 101 Min. (Blu-ray), 97 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Into the Forest
KAN 2015
Regie: Patricia Rozema
Drehbuch: Patricia Rozema, nach einem Roman von Jean Hegland
Besetzung: Elliot Page (als Ellen Page), Evan Rachel Wood, Callum Keith Rennie, Max Minghella, Michael Eklund
Zusatzmaterial: Making-of, Audiokommentar von Autorin/Regisseurin Patricia Rozema, Trailer
Vertrieb: capelight pictures

Copyright 2017 by Volker Schönenberger

Fotos, Packshot & Trailer: © 2017 capelight pictures

 

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