Essex Boys
Von Volker Schönenberger
Krimidrama // This story is inspired by a single true event. It left three men dead, two serving life imprisonment and another living under an assumed identity. The rest is fiction, as are all the characters. So verrät es eine Texttafel zu Beginn des Films. Die Rede ist vom Dreifachmord von Rettendon, einer Bluttat in der englischen Grafschaft Essex: Am Nikolaustag 1995 wurden drei in einem Range Rover sitzende Männer auf einem Waldweg bei Rettendon mit Schüssen ins Gesicht hingerichtet. Bei den Opfern handelte es sich um Drogengangster, die als „Essex Boys“ bekannt waren.
Die filmische Umsetzung des Geschehens beginnt damit, dass sich der junge Billy Reynolds (Charlie Creed-Miles) anheuern lässt, den frisch aus dem Knast entlassenen Jason Locke (Sean Bean) herumzukutschieren. Locke ist ein unkontrollierbarer Gewalttäter, der missliebigen Gestalten Säure ins Gesicht schüttet und auch seine Frau Lisa (Alex Kingston) schlägt. Billys Auftraggeber John Dyke (Tom Wilkinson) und andere von Lockes alten Kumpanen sind während dessen Gefängnisaufenthalts reich geworden. Das weckt Lockes Gier. Als sein Fahrer gerät Billy immer tiefer in die kriminellen Machenschaften von Essex.
Sean Bean überzeugt
Billys Stimme aus dem Off kommentiert die Handlung des knallharten englischen Gangsterdramas, in dem vor allem Sean Bean überzeugt. Dem von ihm verkörperten Ex-Knacki möchte man nicht über den Weg laufen. Auch Charlie Creed-Miles spielt glaubwürdig den schüchternen jungen Möchtegern-Ganoven, dem das Format fehlt, den anderen Gangstern auf Augenhöhe zu begegnen. Einzig Tom Wilkinson fällt unerklärlicherweise etwas ab.
Bei all dem vermeintlichen Glamour und Geld, das abfällt, wird doch auch deutlich, dass das Dasein als Krimineller von Trostlosigkeit geprägt ist. Sonderlich originell wirkt all das nicht, derartige Gangsterdramen hat das englische Kino nicht erst seit Guy Ritchie („Bube Dame König grAS“) zu bieten. „Essex Boys“ kommt allerdings deutlich ironiefreier daher als Ritchies Regiearbeiten. Für ein Highlight am Gangsterhimmel reicht die etwas stereotype Story nicht aus, für fesselnde und actionreiche Krimi-Unterhaltung aber allemal.
Wahre Begebenheit schon mehrfach verfilmt
Obwohl der Dreifachmord von Rettendon vor vergleichsweise kurzer Zeit geschah, existieren bereits einige Filme, in denen er Thema ist, ob zentral oder am Rande: so etwa in „Rise of the Footsoldier“ (2007) und „Bonded by Blood“ (2010), wobei letztgenannter Film in Deutschland unter dem irreführenden Titel „Footsoldier 2 – Bonded by Blood“ als Sequel des erstgenannten in den Handel gelangte. Zuletzt arbeitete 2013 „The Fall of the Essex Boys“ das Geschehen auf. Dessen Regisseur Paul Tanter inszenierte im selben Jahr auch die Fortsetzung von „Essex Boys“: „Essex Boys – Vergeltung“ („Essex Boys – Retribution“).
Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Sean Bean und Tom Wilkinson haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.
Veröffentlichung: 15. November 2010 als DVD unter dem Titel „The Hooligan Gangsters – Essex Boys“, 5. November 2009 als DVD unter dem Titel „Gangsters – The Essex Boys“
Länge: 99 Min.
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Essex Boys
GB 2000
Regie: Terry Winsor
Drehbuch: Jeff Pope, Terry Winsor
Besetzung: Charlie Creed-Miles, Sean Bean, Gareth Milne, Alex Kingston, Tom Wilkinson, Amelia Lowdell, Larry Lamb, Michael McKell, Holly Davidson, Terence Rigby, Billy Murray
Zusatzmaterial: keine Angabe
Label/Vertrieb: KSM GmbH
Copyright 2018 by Volker Schönenberger
Fotos & Packshots: © KSM GmbH