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Full Moon (VII): Robot Wars – Der Held und der Kampfroboter

09 Dez

Robot Wars

Von Volker Schönenberger

SF-Action // Deutsche Filmtitelschöpfer sind mitunter kreativ: Weil „Robot Wars“ (1993) für den deutschen VHS-Markt den Titel „Robot Jox 2 – Krieg der Stahlgiganten“ verpasst bekommen sollte, die Handlung aber nichts mit Stuart Gordons „Robotjox – Die Schlacht der Stahlgiganten“ („Robot Jox“, 1989) zu tun hatte, wurde einfach eine Sequenz daraus hinter die Titelsequenz von „Robot Wars“ gesetzt, um eine Verbindung herzustellen. So kann man seinen Etikettenschwindel natürlich gut kaschieren. Angesichts ohnehin mannigfaltiger Logiklöcher in preiswert produzierten Genrestreifen wie diesen ist das wohl auch zu verschmerzen. Diese Sequenz findet sich im Bonusmaterial der Blu-ray von Wicked Vision, im Film selbst hat das Label sie sinnvollerweise nicht verwendet.

Im Jahr 1993 hatte der „Great Toxic Gas Scare“ weite Teile Nordamerikas zu unbewohnbarem Ödland gemacht, was immer das auch für eine Katastrophe gewesen sein mag (wir erfahren nicht wirklich etwas darüber). Die USA sind im Westblock North Hemi aufgegangen, der Ostblock trägt den Namen Eastern Alliance. 2041 stakst der Pilot Marion Drake (Don Michael Paul) mit seinem wie ein gigantischer Skorpion wirkenden Kampfroboter Mega Robot Assault System 2 (MRAS-2) durch die Wüste der North Hemi. An sich hat er lediglich Touristen an Bord, doch als er in die Nähe der „Centros“-Rebellen gerät, befiehlt ihm sein Boss W. D. Rooney (Peter Haskell) aus der Sicherheit der Kommandozentrale, zum Angriff überzugehen. Rooney will General Wa-Lee (Danny Kamekona) von der Eastern Alliance beeindrucken, der zu Gast ist, um womöglich kleine Roboter von der North Hemi zu erwerben.

Charles Band setzt seinen Vater auf den Regiestuhl

Produzent Charles Band hatte im Jahr zuvor mit seinem Vater Albert Band „Doctor Mordrid“ gedreht und wollte auch für „Robot Wars“ auf das Vater-Sohn-Doppel auf dem Regiestuhl setzen. Weil ihn seine Aufgaben als Boss der Produktionsfirma Full Moon Entertainment aber in Anspruch nahmen, übernahm Daddy die alleinige Regie.

Heraus kam ein unbeschwerter Kampfroboter-Spaß, den man völlig zu Recht für trashig halten darf. Wer „Robot Wars“ ernst nimmt, dem ist auch nicht zu helfen. 1993 schien sich der Ost-West-Konflikt zwar nach dem Zerfall des Warschauer Pakts dem Ende zuzuneigen, das hinderte Charles Band aber nicht daran, einen solchen Konflikt in der Zukunft in Szene zu setzen. Viel Fleisch spendierte die Story dem dystopischen Szenario allerdings nicht, die Existenz der North Hemi und der Eastern Alliance wird erwähnt, das war es auch schon. Ein Finsterling schmiedet böse Pläne, und ein strahlender Held setzt alles daran, die Absichten des Schurken zu durchkreuzen, erst recht, nachdem er erfährt, dass die Frau, auf die er ein Auge geworfen hat, Gefangene des Unholds ist. Dieser rote Faden hält den Film irgendwie zusammen, ohne dass er zu einer ausgesprochen stringenten und durchdachten Handlung führt.

Don Michael Paul – B-Darsteller und B-Regisseur

Hauptdarsteller Don Michael Paul hat es als Schauspieler von 1983 bis 2013 auf lediglich 34 Film- oder Serieneinsätze gebracht, von denen keiner übermäßig erwähnenswert wirkt. Seit Mitte der 90er ist er immerhin auch als Regisseur aktiv, und das bis heute. So hat er ein paar beliebte B-Reihen fortgesetzt, etwa mit „Tremors 5 – Blutlinien“ (2015) und „Death Race – Anarchy“ (2018). Pauls Rolle in „Robot Wars“ hätte auch Michael Paré („Moon 44“) gut zu Gesicht gestanden, der sie wohl mit etwas mehr Charisma ausgefüllt hätte. So bleibt Marion Drake ein Held, in den sich sogar eine Archäologin (Barbara Crampton) verliebt und keiner weiß warum. Als treuer Kumpel wurde Drake der Mechaniker Stumpy (James Staley) an die Seite gestellt, aber eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, zwei Buddys ergeben noch keinen Buddy Movie.

In der Kürze liegt die Würze

Die Action ist recht sparsam gesät, aber da der Film nur 72 Minuten lang ist, kommt dennoch keine Langeweile auf. Zum Finale kommt es dann auch endlich zu einem ansehnlichen Zweikampf zweier gigantischer Kampfroboter. Gedreht mit Miniatur-Modellen in Stop-Motion-Technik – das wirkte vermutlich schon 1993 so altmodisch, wie es ist, man kann es natürlich dennoch mögen. Dem Filmtitel „Robot Wars“ wird das allerdings nicht gerecht, auch nicht dem deutschen Titelzusatz „Krieg der Stahlgiganten“.

Trash in erstklassiger Edition

Wer braucht solche Filme? Eigentlich niemand, aber dann doch wieder all jene, die einen guten – oder auch weniger guten – Trashfilm zu würdigen wissen. Irgendwie ist es auch toll, dass derartige Streifen überhaupt gedreht werden. Und dann findet sich auch noch ein Label wie Wicked Vision, das es sich auf die Fahne geschrieben hat, die Produktionen von Charles Band hierzulande in würdigen Editionen auf den Markt zu bringen. An Bild- und Tonqualität gibt es nichts zu mäkeln, und auch beim Bonusmaterial lässt sich die Wicked-Blu-ray nicht lumpen. Vorbildlich! An sich hat sich die Wicked Vision Entertainment GmbH auf Mediabook-Editionen spezialisiert aber Labelboss Daniel Perée hat vermutlich geahnt, dass sich nicht jeder von Charles Band produzierte Film im doch vergleichsweise teuren Mediabook-Format an den Mann und die Frau bringen lässt, und daher nach der Mediabooks vorbehaltenen „Full Moon Collection“ auch die „Full Moon Classic Selection“ ins Leben gerufen, deren einzelne Teile in Scanavo-Boxen und daher zu günstigerem Kurs in den Handel kommen. „Robot Wars“ stellt Teil 5 der „Full Moon Classic Selection“ dar und kann direkt im Online-Shop von Wicked Vision geordert werden.

Die Filme der „Full Moon Classic Selection“ und der „Full Moon Collection“ der Wicked Vision Distribution GmbH haben wir in unserer Rubrik Filmreihen aufgelistet. Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Barbara Crampton haben wir unter Schauspielerinnen aufgeführt.

Veröffentlichung: 29. November 2019 als Blu-ray, 10. Januar 2012 als DVD (unter dem Titel „Robotjox 2 – Krieg der Stahlgiganten“)

Länge: 72 Min. (Blu-ray), 69 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: Robot Wars
Alter deutscher Titel: Robotjox 2 – Krieg der Stahlgiganten
Alternativtitel: Steel Robot 2 – Final Fight
USA 1993
Regie: Albert Band
Drehbuch: Jackson Barr
Besetzung: Don Michael Paul, Barbara Crampton, James Staley, Lisa Rinna, Danny Kamekona, Yuji Okumoto, J. Downung, Peter Haskell, Sam Scarber, Steve Eastin, Peter Vasquez, Juan Garcia
Zusatzmaterial Blu-ray: „The Wizard of Wars – Erinnerung an David Allen“ (11 Min.), Original Videozone (29 Min.), deutsche Videozone (10 Min.), alter deutscher VHS-Vorspann von „Robot Jox 2“, „Charles Band – Master of Fantastic Movies“ – Vintage Full Moon Promo von 1997 (5 Min.), Originaltrailer, Wendecover mit Original-Artwork
Zusatzmaterial DVD: Making-of, Fullmoon Trailershow, zusätzliche Szene
Label/Vertrieb Blu-ray: Wicked-Vision Media (heute: Wicked Vision Distribution GmbH) / Full Moon Germany
Label/Vertrieb DVD: ’84 Entertainment

Copyright 2020 by Volker Schönenberger

Doppel-Packshot: © 2019 Wicked-Vision Media (heute: Wicked Vision Distribution GmbH)

 

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