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Clint Eastwood (XXIX): Absolute Power – Der talentierte Mr. Whitney

10 Mär

Absolute Power

Von Tonio Klein

Politthriller // Wenn Meisterdieb Luther Whitney (Clint Eastwood) in die feudale Villa des schwerreichen Mr. Sullivan (E. G. Marshall) einsteigt, nimmt das bin dahin trotz der Straftat unspektakuläre Geschehen schon die kommende Dramatik in Bild und Aktion vorweg: Weibliche Verlockung, Gewalt und Tod sind auf Wandbildern zu sehen; das Messer in Frauenhand wird später (als Brieföffner) ganz real vorkommen – und Whitney geht an alldem vorbei. Auf der Handlungsebene, weil er genau ausgekundschaftet hat, wo sich noch viel wertvollere Juwelen finden, die besser in einen Tragesack passen, aber symbolisch vielleicht auch, weil er mit dieser Gewalt nichts zu tun haben will. Auch dann nicht, als er sie unfreiwillig mitansehen muss.

Gerade in einem Geheimraum mit einem von dort aus durchsichtigen Spiegel die Klunker einsackend, bekommt er wider Erwarten Besuch. Ein älterer Mann (Gene Hackman) und eine junge Frau (Melora Hardin) flirten angeschickert herum; sie ist offenkundig Mrs. Sullivan, aber er jemand anderes. Die Knutscherei läuft aus dem Ruder, als der Mann grob wird, ein „nein heißt nein“ nicht akzeptiert, die Frau sich mit einem Brieföffner wehrt, auf einen Hilferuf des Mannes aber von zwei hereinstürmenden Kerlen (Scott Glenn, Dennis Haysbert) erschossen wird. „Hä, was habe ich da gerade gesehen?“, denkt Whitney. Und das denken auch wir. Eine geschäftige, knallharte Frau (Judy Davis) ist auch noch zugegen, die eiskalt die Vertuschung der Tat befehligt, und als Whitney nicht unbemerkt flüchten kann, machen die hochprofessionellen Hitmen per pedes Jagd auf ihn, aber er kann trotz deren Nachtsichtgeräten entkommen.

Gewisse Spoiler müssen sein …

Zu diesem Zeitpunkt sind schon über 30 Minuten des Filmes vergangen, und er ist keine Sekunde langweilig. Menschen treffen nur beinahe aufeinander, aber ihr Schicksal ist von da an fatal verknüpft. Die Sex-and-Crime-Szene ist nicht Attraktion, sondern zeigt, wie eine zwar grenzwertige, aber nicht besonders skandalöse Situation peu à peu eskalieren kann, wie Gewalt und Gegengewalt entstehen. Der Film hat darum nie etwas Sensationsheischendes, auch wenn er das Ganze sogar noch mit Komik verknüpft. Eastwoods unnachahmlich knurriger Gesichtsausdruck lässt uns ob des unausgesprochenen „Och nöö, jetzt muss ich mir das Gebumse ansehen und kann hier nicht weg“ erst mal schmunzeln. Dann beobachtet Whitney aber auch den Kipppunkt und das, was jenseits dieses Punktes liegt. Und da können wir uns, kann er sich auch mal fragen: „Schreite ich ein oder hoffe ich lieber darauf, noch rauszukommen und nicht ins Gefängnis zu müssen?“ Dieser innere Konflikt wird auch später thematisiert werden, und obwohl Whitney hohes Identifikationspotenzial bietet, ist er nicht so ganz der reine Held. Und das liegt nicht an seinem „Hauptberuf“!

… den bei „Einer gegen die Übermacht“ muss man wissen, wer die Übermacht ist

Der Konflikt ist also etabliert: Ein Mann hat einen Mord gesehen (auch wenn die Frau im Moment der Schüsse den Brieföffner geführt hatte, hätte sie nicht sterben müssen), aber er ist nun mal ein Dieb, kann also nicht zur Polizei. Das reicht aber nicht; seine Gegner wollen ihm, den sie trotz seines Entkommens identifizieren können, auch den Mord in die Schuhe schieben. Das wäre auch noch nichts, aber seine Gegner sind niemand anderes als ein fiktiver Präsident der Vereinigten Staaten, Alan Richmond, zwei seiner Secret-Service-Bodyguards und deren Chefin Gloria Russell. Sie waren die Akteure der langen Anfangsszene, Mr. President also der Ehebrecher und Vergewaltiger (im Versuchsstadium). Viele werden das schon vor dem Sehen gelesen haben; definitiv heraus kommt es nach 43 Minuten, wenn Richmond als Präsident vor die Kamera tritt.

Bis nach der Hälfte der rund zwei Stunden Spielzeit ist das ein ruhig und doch hoch spannend erzähltes Drama, in dem Personen, Handlungen, Perspektiven ineinanderfließen. Eastwood ist ein Meisterstück des Erzählens als Zusammenpuzzeln schicksalhafter Verstrickungen gelungen, und er lässt sich lange Zeit mit dem Zusammenfügen der Einzelteile. Hinzuzufügen ist noch, dass der frischgebackene Witwer Sullivan so steinalt wie -reich ist, zudem ein väterlicher Freund und auch finanzieller Förderer Richmonds, der nach dem Verlust seiner ersten Frau unbedingt vermeiden wollte, dass die zweite Gattin vor ihm stürbe. Dabei in Kauf nehmend, dass er ihren, ähem, Bedürfnissen nicht würde genügen können – aber dass nun gerade der beste Freund … heuchlerisch vor der Kamera Sullivan seine Anteilnahme bekundet, bringt wiederum Whitney auf den Plan. Dieses Ausmaß an Verlogenheit bringt ihn davon ab, das Land zu verlassen, und nun kämpft er aus dem Verborgenen heraus gegen seinen anscheinend übermächtigen Gegner. Seine erwachsene Tochter Kate (Laura Linney), eine junge Staatsanwältin, und der sympathische Mordermittler Seth Frank (Ed Harris), dem an der These von Whitney als Mörder mit Recht einiges stinkt und der sich als netter Schwiegersohn Whitneys andeutet, spielen auch noch eine Rolle …

Parallelen und Verstrickungen trotz Distanz

… und das Ganze mündet in einen Anschlag auf Whitney, bei dem das Geschehen aus fünf Perspektiven in einer meisterhaft-klassischen Suspense-Montage zusammengeführt wird, wobei zwei Schützen nicht einmal voneinander wissen. Bis dahin sind schon rund 85 Minuten vergangen, in einem wie gesagt niemals langweiligen Film.

Eastwood war und ist ein Meister der Dramatik ohne Hektik und ein Meister der Parallelmontage. Das ist bis heute so geblieben, und rückschauend ist „Absolute Power“ der Höhe- und Schlusspunkt einer kleinen Entwicklung anhand dreier Filme, in denen Eastwood immer kompromissloser, immer souveräner, immer abgeklärter wurde, ohne empathielos zu sein. „Erbarmungslos“ (1992) erzählt die Parallelhandlung einer Killertruppe und ihres Ziels, eines verkommenen Sheriffs. Die Antagonisten (Clint Eastwood als gealterter Hitman und Gene Hackman als Sheriff) treffen einander einmal zur Mitte und einmal am Ende. Im unterschätzten „Perfect World“ (1993) sehen wir einen flüchtigen Verbrecher (Kevin Costner) und einen ihn verfolgenden Texas Ranger (Clint Eastwood) – beider Schicksal ist verbunden, aber sie treffen nur am Ende aufeinander, und das auch nur fast, weil sie einander nur so nahe kommen, dass Costner nicht ganz sicher sein kann, Eastwood sei der Mann, der für seine, Costners, Entwicklung indirekt mitverantwortlich ist. In „Absolute Power“ nun werden Richmond und Whitney einander niemals begegnen. Die Eastwood-Figur braucht in physischer Hinsicht weder die Konfrontation noch die Fast-Konfrontation. Whitney bleibt für Richmond zwar präsent, aber unsichtbar. Nicht nur, weil ein Dieb das eben tun muss, sondern weil ein so talentierter Mr. Whitney es sich leisten kann.

Familienbande …

Der Film fügt ein Kapitel zu dem hinzu, worüber sich so einiges schreiben ließe: dysfunktionale oder gar zerbrochene Familien und einsame Töchter. Interessanterweise sind Eastwood-Kinder in den wichtigen Rollen, vom Neffen als Ersatzsohn in „Honkytonk Man“ (1982) abgesehen, immer weiblich, beginnend mit „Der Wolf hetzt die Meute“ (1984). Menschen, die er beschützen will, die er aber mindestens genauso braucht wie sie ihn. Er kann der Vater nicht sein, weil er selbst eine gebrochene Seele ist und/oder sich nicht in die Welt der Töchter hineinversetzen kann. Die Tochter pubertiert („Der Wolf …“). Oder ist erst zwei Jahre alt und Vaddern geht auf die Rente zu („Ein wahres Verbrechen“, 1999, mit einer echten Tochter besetzt). Oder schon erwachsene Frau, wie in „Back in the Game“ (2013) und eben „Absolute Power“. Immer wäre er so gern Familienmensch oder neudeutsch „Kümmerer“, aber wer sich dem Zugriff der Gesetzeshüter über Jahre entziehen muss, verpasst etwas … Whitney musste Kates Leben heimlich verfolgen und Kate konnte als Kind als einzige ein Referat über Knastbesuche halten, wie sie einmal sagt (danach hatte Whitney sich nie mehr schnappen lassen). Kann man sich beiderseits schöner vorstellen. Der schließlich aufgenommene Kampf gegen die Staatsspitze ist auch ein Kampf Whitneys gegen sein eigenes Weglaufen und Sich-Heraushalten: aus Richmonds Vertuschungen, aus dem Leben Kates, zuvor aus der Todesgefahr für Mrs. Sullivan, die er ja zu einem hohen Preis hätte retten können. Und klassisch kommt die Tochter auch noch selbst in Lebensgefahr, was wieder einmal mit multiplen Verstrickungen zu tun hat (der nette Mordermittler wird nämlich, wie wir früh erfahren, vom Secret Service abgehört).

… und dann doch ein Quantum Dirty Clint

Da wird Eastwood dann Eastwood, wenn auch nicht so bleihaltig-phallisch wie Dirty Harry mit der 44er Magnum – aber wer die Tochter angreift, kriegt’s mit Papa zu tun. Hier verlässt der Film kurzzeitig die Ebene der Hinterlist. Der einmalige Ausreißer führt aber immerhin zu einer satten Überraschung, ansonsten behalten der Film und Whitney das Tricksen und Manipulieren konsequent bei. Manchmal ist das sogar sehr amüsant (Tanz-Szene!), manchmal hochgradig gemein. Auch wenn der langsame Film am Ende dadurch recht flott (aber weiterhin nie hektisch) wird, weiß er zu gefallen; Whitney macht einfach den Sack zu, den er vorher sorgsam gepackt hatte. Er braucht keine offene Konfrontation mehr, und wenn er kurz vor Schluss im Fernsehen sieht, was er erreicht hat, kann er sein sardonisches Grinsen auch nur für sich (und uns) absetzen. Der Fernseher blickt nicht als Gegner zurück, aber wir sind ganz bei Whitney. Ein weiterer Beweis, dass dieser Eastwood maximal souverän in abgeklärter Distanz, aber nie empathielos agiert und wahrgenommen wird. Sehen und handeln, ohne gesehen zu werden, ist bis zuletzt Whitneys Prinzip. Und wenn er das nicht ganz durchhält und Sullivan zu seinem Komplizen macht, mündet das in eine großartig gespielte Begegnung eines alten mit einem fast alten Mann, wie überhaupt der Film Schauspieler- statt Effektkino ist.

Als das Schwören noch geholfen hat

Auch sonst – typisch Eastwood – ist der Film altmodisch bis in die Spitzen und auf eine sehr positive Art. Whitney ist ein Outlaw mit Ehre. Das Hohelied der Familie führt auch dazu, dass er Kate vertraut und sich auf ein Telefonat und ein Treffen mit ihr einlässt – beides birgt natürlich ein hohes Risiko. Und selbst, als sie ihn verraten hat (die Festnahme, aber nicht den Mordanschlag einkalkulierend), sucht er sie in ihrer Wohnung auf, denn er will sie um jeden Preis wissen lassen, kein Mörder zu sein. Als er ihr erzählt, wer sein Gegner ist, und sie fragt, warum sie das glauben solle, sagt er: „Weil ich es dir schwöre.“ In Eastwoods Welt ist selbstverständlich, dass damit alle Zweifel ausgeräumt sind. Die Betonung des Satzes, die Verstärkung „… beim Grab deiner Mutter“ und die Reaktion Kates sprechen eine klare Sprache. Man kann das für naiv halten, aber es hat auch etwas Tröstliches, Vertrauensbildendes – ein typisches Zeugnis Eastwoods wertkonservativen Optimismus’. Die Uwe Barschels dieser Welt sollten den Film und diese Szene einmal sehen (bei Bedarf „Uwe Barschel“ bitte googeln – „Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, ich wiederhole, mein Eh-ren-wort …“). Bei Richmond gilt hingegen, man möge mir den Kalauer verzeihen: Dein Schwur ist mein Schwur, und dein Eid ist Meineid.

Alan Richmond und Donald Trump

Rückschauend ist „Absolute Power“ scheinbar ein bisschen kurios im Werk Eastwoods, wussten wir doch damals noch gar nicht, wie nahe ein realer US-Präsident dem (von Romanautor David Baldacci erdachten) fiktiven US-Präsidenten kommen kann. Donald Trumps „You can […] grab ’em by the pussy“ könnte auch von Richmond stammen. Er nutzt seine titelgebende „Absolute Power“ des Amtes, um seiner Schwanzsteuerung wegen über Leichen zu gehen. Vor der Fernsehkamera bedauert er aber, dass seine ganze Macht die Tragödie nicht habe verhindern können – als Teil einer erlogenen Beileidsbekundung gegenüber Richmond. Was auch einiges darüber aussagt, dass die vielgepriesenen „checks and balances“ gegenüber dem Präsidenten nicht so gut funktionieren. Ob Trump Gleiches wie Richmond getan hat oder noch tun wird, weiß niemand. Dass er aber lügt, bis sich die Balken biegen, ist erwiesen. Dass er sein Hirn tiefergelegt hat (also etwa einen Meter tiefer …), ist bekannt. Ob man den besten Freund mit dessen junger Frau betrügt und daraufhin Gewalt vertuscht oder ob man einer Pornodarstellerin Schweigegeld zahlt und den Sturm aufs Kapitol und damit auf die Demokratie zumindest begünstigt und im Falle einer Wiederwahl die Stürmer begnadigen will – ist das nicht Schiet nach Geruch sortieren? Wo ist Luther Whitney, wenn man ihn braucht? Ein prophetischer Anti-Trump-Film, denn es geht nicht nur um den mehr als grenzwertigen Amtsinhaber, sondern auch darum, dass das Amt nicht größer ist als sein Inhaber. Trotz Abwahlmöglichkeit geht auch die „Absolute Power“ des realen Präsidenten so weit, dass erst ein Schurke kommen muss, um dieses Ausmaß vor Augen zu führen. Der Film spielt das 1997 schon mal durch. Was nicht im Umkehrschluss heißen möge, die US-Politik sei zuvor makellos gewesen; einmal ist sogar der Schriftzug „Watergate Hotel“ zu sehen. Aber die Parallelen zum Gebaren und vor allem zu den Möglichkeiten Donald Trumps sind schon augenfällig.

Es erstaunt, dass solches von einem Mann kam, der Jahre später zum Trump-Unterstützer wurde. Allerdings ist zu bedenken, dass sich bei Eastwood Person und Werk trennen lassen. Seine Filme bleiben gut bis sehr gut und sind damit sowohl sympathischer als auch komplexer gegenüber seinen Lösungen, die er in politischen Aussagen auf die Probleme der modernen Welt zu haben vorgibt.

Eine glatte Wange, aber bei der Logik ging nicht alles glatt

„Absolute Power“ findet ein stimmiges Schlussbild: Wie das bei Eastwood oft als Thema mit Variationen auftaucht, hat ein Mann getan, was ein Mann tun musste, diesmal schnell und auf sehr originelle wie trickreiche Weise. Whitney, der beim Auskundschaften seiner Brüche Bleistiftzeichnungen der Anwesen anfertigt, zeichnet nun Kate. Eine real noch vorhandene, attentatsbedingte Wunde ist von ihrer Wange verschwunden. Auch keine Narbe ist zu sehen. Ein Neuanfang kann kommen. Das mag man als kitschig empfinden, ist aber originell ausgedrückt. Fade out – aber noch die Gelegenheit, auf ein paar saftige Filmfehler hinzuweisen. Dafür ist Eastwood auch sonst gelegentlich anfällig; dito jemand, der gemeinhin noch als drei Klassen meisterlicher gilt: Stanley Kubrick. Ob es daran liegt, dass beide große Visionen haben und diese auch mit minutiöser Genauigkeit umsetzen können, das Minutiöse bei so etwas Banalem wie Logik aber aus dem Blick verlieren? Ich bin bei Filmfehlern bis zu einer gewissen Schmerzgrenze eher großzügig, halte notorische Detektive fast schon für Feinde des Kinos, und ich begebe mich nicht auf die Suche. Wenn mir dennoch gleich vier Dinge auffallen, sollten sie vielleicht erwähnt sein. Erstens legen ein von Sullivan gedungener Killer und einer der Service-Männer gleichzeitig auf Whitney an, aber der Erstgenannte kann eigentlich von dem Treffpunkt nichts wissen (der andere hatte seine Abhöranlage). Zweitens telefoniert Whitney mit Seth Frank extra kurz, damit Frank den Anruf nicht zurückverfolgen kann – stürzt dann aber übereilt weg und lässt den Hörer in einer klassischen Einstellung baumeln, obwohl die Verbindung dann noch steht und der Anruf sehr wohl zurückverfolgt werden kann. Drittens ist vielleicht mit Panik zu erklären, aber schon arg verwunderlich, dass Kate, als sie am Steuer ihres Wagens von einem PS-mächtigen Secret-Service-Wagen eine Klippe hinuntergedrückt werden soll, nicht ihr Gefährt verlässt. Zeit genug hätte sie! Viertens findet die Begegnung von Whitney und Sullivan im Auto bei peitschendem Regen statt, aber aus der Vordersicht gleitet emsig der Scheibenwischer über die Windschutzscheibe, obwohl sie nicht den mindesten Regentropfen abbekommt. Mir ist Unaufmerksamkeit in diesem Maße und bei einem ansonsten so hellsichtigen Film schon wieder sympathisch. Wer zöge schon die BILD ohne Tippfehler (falls es sowas gibt) der F.A.Z. mit ein paar Tippfehlern (die sie täglich hat) vor?

Der Dunkelmann und das Licht

„Absolute Power“ liegt seit 2010 in einer makel- aber auch extralosen Blu-ray-Edition vor, die zeigt, dass ein nun 25 Jahre alter Film selbstredend immer noch wie geleckt, aber auch schon historisch aussieht: Die Farben sind kraftvoll, der Himmel ist azurblau, wie das in den 90ern in noch deutlicherer Weise das Bombastkino Jerry Bruckheimers mit seinen extremen Brennweiten geprägt hat. Spätere Trends sucht man aber vergeblich. Es gibt weder bonbonartige Farbverstärkungen (hat Eastwood nie betrieben) noch den Gegentrend des Ausbleichens (hat Eastwood mit dem späteren Kameramann Tom Stern häufig betrieben). Ebenso fehlt das heute zur Seuche gewordene milchigweiße Gegenlicht, das zeigt, wie ein iPhone statt eines menschlichen Auges von innen durch ein Fenster blickt. Und Eastwood wäre nicht Eastwood, gäbe es nicht auch intime Szenen, in denen die Ausleuchtung immer eine Spur dunkler als das gefühlte Normalmaß ist, passend zu den Schattenseiten der Protagonisten. Nicht zuletzt Whitney ist ein Dunkelmann. Auch die Ästhetik (Kamera: Jack N. Green) ist also schon angenehm klassisch.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Clint Eastwood haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Laura Linney unter Schauspielerinnen, Filme mit Scott Glenn, Gene Hackman und Ed Harris in der Rubrik Schauspieler.
Veröffentlichung: 4. Juni 2010 als Blu-ray, 10. Dezember 1999 als DVD

Länge: 121 Min. (Blu-ray), 116 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Englisch
Untertitel: Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Dänisch, Finnisch, Norwegisch, Schwedisch, Griechisch, Deutsch, Englisch, Italienisch
Originaltitel: Absolute Power
USA 1997
Regie: Clint Eastwood
Drehbuch: William Goldman, nach einem Roman von David Baldacci
Besetzung: Clint Eastwood, Gene Hackman, Ed Harris, Laura Linney, Judy Davis, Scott Glenn, Dennis Haysbert, E. G. Marshall
Label/Vertrieb: Warner Home Video

Copyright 2022 by Tonio Klein
Packshots: © 2010 (Blu-ray) bzw. 1999 (DVD) Warner Home Video

 

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