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Boon – Der Hitman und die Predigerin

12 Jul

Boon

Von Volker Schönenberger

Thriller // Auftragskiller Boon (Neal McDonough) will sein mörderisches Dasein hinter sich lassen, aber es lässt ihn nicht hinter sich. Gerade hat er sich mit Müh und Not im Wald im US-Staat Washington mittels zweier Kugel eines Kollegen (Jason Scott Lee) entledigen können, dabei aber selbst eine in den Bauch gekriegt. Die örtliche Baptistenpredigerin Catherine (Christiane Seidel) findet ihn und flickt ihn notdürftig zusammen (bald darauf entfernt er sich die Kugel selbst). Die Witwe lebt dort mit ihrem Sohn Elijah (Jake Melrose).

Auf der Flucht: Auftragsmörder Boon

Doch selbst im Nirgendwo in unmittelbarer Nähe der kanadischen Grenze hat das organisierte Verbrechen sein Netz gesponnen. Hier in Gestalt des Gangsterbosses Fitzgerald (Tommy Flanagan), eines Waffenschmugglers, der Catherine nötigt, ihm und seinen Männern ihr Grundstück zur Verfügung zu stellen, um einen Tunnel nach Kanada zu graben. Wohl oder übel sieht sich Boon gezwungen, seiner neuen Nachbarin beizustehen. Derweil ist ihm bereits der FBI-Agent Redd (Demetrius Grosse) auf den Fersen.

In der Ruhe liegt die Kraft

„Boon“ kommt recht generisch mit bekannten Versatzstücken solcher Ex-Gangster-gegen-Gangster-Geschichten daher. Der Thriller entwickelt seinen Plot in aller Ruhe, die man etwas kritischer auch als „hat Längen“ bezeichnen kann. Aber auf diese Weise entfaltet sich die Konstellation der unterschiedlichen Beziehungen nachhaltiger. Dank der ländlichen Verortung und locker sitzenden Schusswaffen kommt sogar etwas Western-Atmosphäre auf.

Predigerin Catherine (l.) muss sich mit dem Gangster Fitzgerald …

Die bislang vornehmlich in Fernsehserien auftretende Christina Ochoa („Animal Kingdom“) wirkt als ruchlose Gangstertochter (oder -schwiegertochter) Emilia Fitzgerald über weite Strecken des Films recht funktionslos – sie ist eben da. Im Showdown bekommt sie dann Gelegenheit, ihre Bösartigkeit zu zeigen. Nichts dagegen auszusetzen, aber das hätte man eleganter lösen können, indem man ihr zuvor mehr Spielraum gibt. Am Showdown selbst ist allerdings nichts auszusetzen, Boon kommt hier seine Erfahrung zugute, um die zahlenmäßige Übermacht zu dezimieren.

… und seinen Schergen herumplagen

Tommy Flanagan („Guardians of the Galaxy Vol. 2“) wiederum agiert als Gangsterboss eher im Hintergrund – mit Ausnahme seines ersten Auftretens, bei dem er Catherine mal wieder mit seinen Forderungen kommt. Die Szene dient dem Zweck, die Beziehung der beiden zu etablieren. Aufgrund der Vergangenheit und von Ereignissen rund um Catherines verstorbenen Ehemann ist sie dem Gangster verpflichtet.

Katholischer Sünder strebt nach Erlösung

Catherine gehört wie erwähnt der protestantischen Konfessionsfamilie (oder Freikirche) der Baptisten an. Aufgrund seines Rosenkranzes identifiziert sie Boon sogleich als Katholiken. Ein religiöser Konflikt resultiert daraus aber nicht, die Thematisierung von Boons Glaube dient eher dazu, das Publikum darauf aufmerksam zu machen, damit es erkennt, dass der wortkarge Ex-Killer nach Erlösung strebt. Allzu plakativ religiös ist das glücklicherweise nicht geraten. Neal McDonough ist routiniert genug, seiner Figur ohne viel Aufhebens Profil zu verleihen.

Boon greift ein

Gedreht im Januar und Februar 2021, markiert „Boon“ die Fortsetzung von „Red Stone“ (2021), in welchem Neal McDonough („Resident Evil – Welcome to Raccoon City“) erstmals den Hitman Boon verkörperte. Die Drehzeit des Vorgängers ist mir nicht bekannt, aber womöglich hat Drehbuchautor und Regisseur Derek Presley beide Filme kurz nacheinander gedreht. Immerhin ging es von Anfang an darum, eine längere Geschichte um den seines Daseins müden Auftragsmörder zu entwerfen. Das Ende von „Boon“ lässt die Option eines dritten Teils offen. Und auch wenn weder „Red Stone“ noch dessen Sequel herausragende Thriller geworden sind, würde ich einen dritten Teil ebenfalls schauen.

Agent Redd (r.) tritt auf den Plan

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Tommy Flanagan und Neal McDonough haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

Bedrohlich

Veröffentlichung: 2. Juni 2023 als Blu-ray und DVD, 11. Mai 2023 als Video on Demand

Länge: 96 Min. (Blu-ray), 92 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Boon
USA 2022
Regie: Derek Presley
Drehbuch: Neal McDonough, Derek Presley
Besetzung: Neal McDonough, Christiane Seidel, Jason Scott Lee, Tommy Flanagan, Demetrius Grosse, Christina Ochoa, Gebrielle Carteris, James Madio, John Patrick Jordan, Pat Monahan, Jake Melrose, Jhon Goodwin, Karena Bush
Zusatzmaterial:
Label/Vertrieb: Tiberius Film

Copyright 2023 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & Packshots: © 2023 Tiberius Film

 

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