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William A. Wellman (IV): Kesselschlacht – Von der Wehrmacht umzingelt

27 Feb

Battleground

Von Volker Schönenberger

Kriegsdrama // Schmissig orchestrierte Filmmusik untermalt den bereits über Bewegtbild gelegten Vorspann von „Kesselschlacht“ von 1949. William A. Wellmans inszenierte sein im Original „Battleground“ betiteltes Kriegsdrama mithin lediglich fünf Jahre nach der Ardennenoffensive, dem beinahe letzten großen Aufbäumen der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.

Beim Eingraben geht es noch störungsfrei zu

Konkret spielt sich das filmische Geschehen rund um die Belagerung von Bastogne vom 20. bis 27. Dezember 1944 ab. Bastogne must be taken. Otherwise it will remain an abscess on our lines of communication. We must clean out Bastogne and then march on. – Bastogne muss eingenommen werden. Ansonsten wird es als Abszess an unseren Kommunikationslinien verbleiben. Wir müssen Bastogne säubern und dann voranmarschieren. Dieses Zitat des deutschen Generals Heinrich von Lüttwitz leitet die Handlung ein. Lüttwitz kommandierte bei der Belagerung der nahe dem Großherzogtum Luxemburg gelegenen belgischen Stadt das 47. Panzerkorps der Wehrmacht.

Bald wird die Situation unangenehmer

In einem Camp der US Army in Frankreich freut sich Mitte Dezember ein Infanterieregiment der 101st Airborne Division auf Paris. Die beiden miteinander befreundeten Privates Jim Layton (Marshall Thompson) und William J. Hooper (Scotty Beckett) sind dem Regiment gerade zugeteilt worden, allerdings in unterschiedlichen Kompanien. Private First Class Holley (Van Johnson) kehrt nach seiner Verwundung wieder zurück. Aus dem Fronturlaub in Paris wird nichts, die Soldaten werden aufgrund eines Durchbruchs der Deutschen zurück an die Front beordert. Das gehen die GIs zwar murrend, aber noch vergleichsweise leichten Herzens an, glauben sie doch an eine begrenzte Einzelaktion der Wehrmacht. Nach und nach stellt sich heraus, dass der Krieg noch einmal mit Macht über sie hereinbrechen wird.

PFC Holley und …

Bereits 1945 hatte William A. Wellman mit „Schlachtgewitter am Monte Cassino“ („Story of G.I. Joe“) einen der ersten Hollywoodfilme über den Zweiten Weltkrieg auf dem Schauplatz Europa inszeniert. Darin packte der Regisseur das Los der US-Soldaten in ungeschönte Bilder, was sich auch für „Kesselschlacht“ konstatieren lässt. Das Publikum ist jederzeit nah dran an den US-Soldaten, wenn sie sich nach einem kurzen Zwischenstopp in einem französischen Städtchen in die Wälder der Gegend aufmachen.

Als GIs getarnte Deutsche

Anfangs herrscht noch eine gewisse Leichtigkeit vor, etwa wenn Holley mit der Französin Denise (Denise Darcel) flirtet oder sich Private Roderigues (Ricardo Montalban) aus Los Angeles wie ein kleiner Junge über den Schnee freut, den er noch nie zuvor gesehen hat. Die Leichtigkeit weicht alsbald, das Dasein der GIs gerät mühsamer. Sie müssen Löcher ausheben, um sich vor feindlichem Artillerie- und Mörserbeschuss zu schützen. Die Kälte dringt ihnen bis in die Knochen und es lauert Gefahr durch Wehrmachtssoldaten, die sich als US-Patrouille tarnen und so die Reihen der Amerikaner infiltrieren. Die Situation verschärft sich durch dichten Nebel, der Luftunterstützung verhindert und auch die Versorgung mit Rationen und Munition unmöglich macht. Verluste bleiben nicht aus. Die Angst der GIs offenbart sich – keiner von ihnen empfindet den Krieg mehr als Abenteuer, wenn er es denn je getan hat. Es ist alles andere als ein glorreicher Kampf. Aber einer, der geführt werden muss, das wird nicht erst durch die Ansprache eines Militärpfarrers (Leon Ames) deutlich. „Kesselschlacht“ geht daher kaum als Antikriegsfilm durch.

… Staff Sergeant Kinnie sind mitten im Kessel

Das Setting ist begrenzt, die Handlung spielt sich nach dem Auftakt im Camp und der Szene im Städtchen in der Folge nur noch im Wald ab. Viele Szenen entstanden im Studio, andere in Oregon und in einer schneebedeckten Berglandschaft im Norden Kaliforniens. Das Geschehen und Handeln der Soldaten in den Wäldern wirkt wahrhaftig, die Männer lebensecht. Das hängt zweifellos damit zusammen, dass 20 Veteranen der 101st Airborne Division als Trainer und Berater bei den Dreharbeiten mitwirkten und auch Statistenrollen übernahmen. Kleine Begebenheiten aus dem Miteinander der Kompanie mögen auf Erinnerungen der echten Soldaten beruhen – oder auf denen des Drehbuchautors Robert Pirosh, der als Master Sergeant einer Infanteriedivision der US-Streitkräfte während der Ardennenoffensive gegen die Deutschen kämpfte.

Die Lage wird immer brenzliger

In Nebenrollen als US-Soldaten sind Richard Jaeckel („Das dreckige Dutzend“) und James Arness („Rauchende Colts“) zu sehen. Es ist ein Männerfilm – sicher der Realität des damals wohl nahezu ausschließlich männlichen Militärpersonals geschuldet, dennoch auffällig. Die kurze Episode mit Denise Darcel („Vera Cruz“) zum frühen Zeitpunkt ändert daran nichts.

Zwei Oscars und ein Golden Globe

MGM-Boss Louis B. Mayer hatte im Vorfeld der Produktion noch Bedenken geäußert, ob das Publikum einen weiteren Kriegsfilm sehen wolle. Er irrte sich, an den Kinokassen entpuppte sich „Kesselschlacht“ als Hit. Drehbuchautor Robert Pirosh und Nebendarsteller James Whitmore („Die Verurteilten“) wurden 1950 mit dem Golden Globe prämiert (Whitmore spielt den Staff Sergeant Kinnie, der ein Platoon führt). Obendrein wurde der Film für fünf Oscars nominiert. Als bester Film, für Wellmans Regie und Nebendarsteller Whitmore ging das Werk leer aus, Piroshs Drehbuch und die Schwarzweiß-Kamera von Paul Vogel immerhin gewannen den Academy Award. Verdienter Lohn für ein Kriegsdrama, das zwar nie zu den Klassikern des Kriegsfilms aufgeschlossen hat und dem man nicht nur wegen des Schwarzweiß-Bilds das Alter ansieht, das aber auch heute allemal sehenswert ist und eine adäquate deutsche Heimkinoveröffentlichung verdient hätte.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von William A. Wellman haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Denise Darcel unter Schauspielerinnen, Filme mit James Arness, Richard Jaeckel und James Whitmore in der Rubrik Schauspieler.

Es gibt Tote zu beklagen

Veröffentlichung (USA): 10. Januar 2017 als Blu-ray, 3. Mai 2005 als DVD
Veröffentlichung (GB): 3. Mai 2005 als DVD

Länge: 118 Min.
Altersfreigabe: FSK ungeprüft
Sprachfassungen: Englisch
Untertitel: Englisch, Französisch, Spanisch
Originaltitel: Battleground
USA 1949
Regie: William A. Wellman
Drehbuch: Robert Pirosh
Besetzung: Van Johnson, John Hodiak, Ricardo Montalban, George Murphy, Marshall Thompson, Richard Jaeckel, James Arness, Denise Darcel, Jerome Courtland, Don Taylor, Bruce Cowling, James Whitmore, Douglas Fowley, Leon Ames, Herbert Anderson, Thomas E. Breen, Scotty Beckett, Brett King
Zusatzmaterial: keine Angabe
Label/Vertrieb: Warner Archive Collection / Warner Home Video

Copyright 2023 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & Plakate: Fair Use

 
 

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Eine Antwort zu “William A. Wellman (IV): Kesselschlacht – Von der Wehrmacht umzingelt

  1. Tonio Klein

    2024/02/27 at 07:26

    1950 war die Oscar-Konkurrenz halt heftig: Ein Wyler (The Heiress, 4 Oscars) und ein Mankiewicz (A Letter to Three Wives, 2 Oscars), beide finde ich herausragend.

     

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