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Robert Redford ist Brubaker – erstmals auf Blu-ray

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Brubaker

Von Volker Schönenberger

Gefängnisdrama // Pönologie – ein schönes Wort, aber was bedeutet es? Ein Pönologe erforscht die Wirkung von Strafen auf die Psyche, speziell die Wirkung von Freiheitsstrafen. Ein bekannter Knastforscher war Thomas O. Murton, der in den Jahren 1967 und 1968 den Auftrag hatte, das Gefängnissystem des US-Staats Arkansas zu untersuchen und zu reformieren. Seine erschreckenden Enthüllungen dienten als Vorlage für Stuart Rosenbergs Drama „Brubaker“. An der Produktion war Murton als Berater beteiligt.

Der Film beginnt mit der Ankunft neuer Häftlinge im Wakefield State Penitentiary. Einer von ihnen verhält sich unauffällig und studiert die Verhältnisse genau. Die Insassen sind unter menschenunwürdigen Bedingungen in verschmutzten und überfüllten Sälen untergebracht; Neuankömmlinge müssen sehen, wo sie eine Schlafstatt finden. Vergewaltigungen sind ebenso an der Tagesordnung wie brutale Züchtigungen wegen geringer Vergehen oder auch nur als Warnung. Die Aufseher haben Häftlinge als Kapos eingesetzt, die ihnen die Drecksarbeit abnehmen. Alle Insassen müssen harte Zwangsarbeit leisten, die über jedes übliche Maß hinausgeht. Zahlreiche Unternehmer in der Umgebung des Gefängnisses profitieren davon.

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Prügelstrafen sind an der Tagesordnung

Als ein in Einzelarrest ohne Licht einsitzender Insasse (Morgan Freeman) durchdreht und droht, einen Mithäftling zu töten, gibt sich der aufmerksame Neuankömmling zu erkennen: Er ist Henry Brubaker (Robert Redford), der den Gefängnisdirektor ersetzen soll und zuvor unerkannt herausfinden wollte, welche Missstände es gibt. Seine Erkenntnis nach wenigen Tagen: viele. Brubaker entdeckt ein dichtes Geflecht von Korruption und Misshandlung. Damit macht er sich Feinde.

Der gelungene Beitrag zum Knastfilmgenre erscheint in Deutschland erstmals auf Blu-ray. Das Bild ist sorgfältig aufs HD-Format übertragen worden und sieht kontrastreich, scharf und sauber aus. „Brubaker“ vermeidet Überzeichnungen der Figuren und entwirft somit das glaubwürdige Szenario einer ländlichen Strafanstalt und ihrer Umgebung. Auch für voyeuristische Darstellung des Knastalltags und exploitative Action ist kein Raum.

Ein wenig gealtert ist der Film schon, in der Erinnerung war er etwas beeindruckender als nun bei der Neusichtung. Zehn bis fünfzehn Minuten kürzer hätte er sein können, aber das mag heutigen Sehgewohnheiten geschuldet sein. Alles in allem geht der Daumen nach oben und „Brubaker“ als vorzügliche Anklage gegen unwürdige Bedingungen im Strafvollzug durch.

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Brubaker (l.) erforscht die Haftbedingungen

Regisseur Stuart Rosenberg hatte schon 1967 mit seinem ersten Kinofilm „Der Unbeugsame“ (Originaltitel: „Cool Hand Luke“) mit Paul Newman ein überzeugendes Gefängnisdrama vorgelegt. An die besten Knastfilme mag „Brubaker“ nicht ganz herankommen, aber derartige Ranglisten sind ohnehin eher Spielereien für hitzige Diskussionen. Zwei solche Ranglisten finden sich hier bzw. hier.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Morgan Freeman, Yaphet Kotto, Everett McGill und Robert Redford haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

Veröffentlichung: 6. September 2013 als Blu-ray und DVD

Länge: 130 Min. (Blu-ray), 125 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch
Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte, Französisch
USA 1980
Regie: Stuart Rosenberg
Drehbuch: W. D. Richter, Arthur A. Ross (Story)
Besetzung: Robert Redford, Yaphet Kotto, Jane Alexander, Murray Hamilton, David Keith, Morgan Freeman
Zusatzmaterial: Kinotrailer, TV-Spots
Vertrieb: Twentieth Century Fox Home Entertainment

Copyright 2013 by Volker Schönenberger
Fotos & Packshots: © 2013 Twentieth Century Fox Home Entertainment

 

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