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Rites of Spring – In der Provinz lauert das Grauen

29 Apr

Rites_of_Spring-Cover

Rites of Spring

Von Volker Schönenberger

Horror // Im Frühjahr 1984 verschwanden nacheinander fünf Teenager spurlos, unter ihnen Tara Grinstead, eine Schönheitskönigin aus Mississippi. Doch so plötzlich sie begonnen hatten, hörten diese Vorfälle wieder auf. Im Frühling darauf wurden wieder mehrere junge Mädchen als vermisst gemeldet, darunter auch Wendy Mullins – Einserschülerin und Jahrgangsbeste ihrer Abschlussklasse. Für die nächsten 24 Jahre ging es so weiter. Die Leichen wurden nie gefunden.

Mit diesen Zeilen beginnt „Rites of Spring“. Sie schüren eine Erwartungshaltung, die durch weitere Details zusätzlich befeuert wird: Genannt seien die feine Hinterland-Atmosphäre, der stimmungsvolle bis bedeutungsschwangere Soundtrack, gewisse Andeutungen, die der verschrobene alte Mann macht, der für die Entführungen verantwortlich ist, und nicht zuletz der Filmtitel: Was hat es mit den Riten des Frühlings auf sich? Dieser Erwartungshaltung wird „Rites of Spring“ in der Folge leider nicht gerecht, obwohl er im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten eine ganze Menge aus dem Genre des Backwoods-Slasherfilms macht.

Auf einem Parkplatz überwältigt besagter alter Mann (Marco St. John) die beiden jungen Frauen Rachel (Anessa Ramsey) und Alyssa (Hannah Bryan). Er verschleppt sie in ein altes Gehöft fernab der nächsten Ortschaft. Offenbar werden sie für ein blutiges Ritual benötigt. Eine Falltür auf dem Gelände birgt ein grausiges Geheimnis – und bald wird sie sich öffnen.

Gleichzeitig entführen andernorts die Kriminellen Paul (Sonny Marinelli) und Ben (AJ Bowen, „You’re Next“) die Tochter wohlhabender Eltern, um Lösegeld zu erpressen. Bens Freundin und sein Bruder sind mit von der Partie. Der Unterschlupf der Ganoven ist gar nicht so weit von dem Gebäude entfernt, in dem Rachel und Alyssa festgehalten werden. Als sich Rachel befreien kann, führt ihre Flucht sie geradewegs in die Hände von Paul und Ben. Doch das Grauen folgt ihr auf dem Fuße …

Die beiden zu Beginn parallel ablaufenden Handlungsstränge finden erwartungsgemäß, aber durchaus spannend zueinander. Ein paar Szenen ziehen sich etwas zu sehr in die Länge, aber das ist zu verschmerzen. Wenn’s ab dem Aufeinandertreffen richtig zur Sache geht, erweist sich die namenlos bleibende Figur vom Blu-ray-Cover als manch anderen Killern des Backwoods-Slasherfilms ebenbürtig. Allerdings sind wir an dieser Stelle bei der nicht eingehaltenen Erwartungshaltung angelangt: Der Killer ist letztlich nur ein Killer. Was den alten Mann mit ihm verbindet und obendrein motiviert, ihm junge Dinger zum Abschlachten zuzuführen, bleibt nicht nur vage, sondern völlig im Dunkeln.

Auch der oben zitierte Prolog ist letztlich bedeutungslos. Ein über ein Vierteljahrhundert wütender Serienmörder – das hätte im Verlauf gern weiter ausgeführt werden können, sollte Filmgucker aber anscheinend nur darauf vorbereiten, dass sie es mit einem Unhold zu tun bekommen. Die erwähnten Rituale sind zudem völlig bedeutungslos bis gar nicht mehr vorhanden. Eine nackte junge Frau am Kreuz mit einem ihr übergestülpten Pappmaché-Tierkopf – nur ein Gimmick ohne Substanz.

Mit den üblichen Mängeln dieser Art Film kann man als Horror-Aficionado gut leben. Niemand erwartet große Schauspielkunst oder herausragende Dialoge. Die deutsche Synchronisation hört sich ebenfalls eher billig an. Der Blut- und Splattergehalt ist vergleichsweise moderat, aber die 18er-Freigabe angemessen. Schade um das verschenkte Potenzial – etwas mehr Elan und Kreativität beim Berücksichtigen der Vorgeschichte und der ominösen Rituale, „Rites of Spring“ hätte eine Perle des Genres werden können. So jedoch ist Padraig Reynolds’ nach eigenem Drehbuch inszenierter bislang einziger Langfilm ein zwiespältiges Vergnügen – aber immerhin ein Vergnügen.

Veröffentlichung: 10. Mai 2013 als Blu-ray und DVD

Länge: 80 Min.
Altersfreigabe: FSK 18
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: keine
Originaltitel: Rites of Spring
USA 2011
Regie: Padraig Reynolds
Drehbuch: Padraig Reynolds
Besetzung: AJ Bowen, Anessa Ramsey, Sonny Marinelli, Katherine Randolph, Marco St. John
Zusatzmaterial: Wendecover
Label: Mad Dimension
Vertrieb: Al!ve AG

Copyright 2014 by Volker Schönenberger
Packshot: © 2014 Mad Dimension

 

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