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Asterix erobert Rom – Die spinnen, die Römer

26 Apr

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Von Volker Schönenberger

Zeichentrick-Abenteuer // Von der Verklärung nostalgischer Kindheitserinnerungen: Manche Dinge, die man als Kind klasse fand, wirken bei erneuter Betrachtung im Erwachsenenalter weniger toll. Ich wage den Selbstversuch: „Asterix erobert Rom“ ist am 12. März 1976 in den westdeutschen Kinos gestartet. Irgendwann in dieser Zeit habe ich den Film als Achtjähriger geschaut – und fand ihn super. Das dazugehörige Album zum Film – kein Comic, es lief außerhalb der Reihe – habe ich in den Folgejahren x-mal geradezu verschlungen, den Film allerdings nie wieder geguckt. Nun ist „Asterix erobert Rom“ erstmals auf Blu-ray erschienen, eine gute Gelegenheit, die Kindheitserinnerung zu überprüfen – in Gegenwart meiner sechsjährigen Töchter, versteht sich.

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Ein Schluck Zaubertrank kann nicht schaden

Julius Cäsar ist es leid, dass seine römischen Legionäre immer wieder von den unbeugsamen Galliern aus dem uns allen bekannten Dorf verhauen werden. Handelt es sich bei den gallischen Kriegern etwa um Götter? Cäsar will die Probe aufs Exempel machen und fordert das Dorf heraus, zwölf Aufgaben zu meistern wie einst der griechische Halbgott Herkules (Herakles).

Keine Frage: Diese Aufgaben übernehmen Asterix und Obelix. Auf die beiden Freunde warten schwierige Prüfungen: Zu Beginn müssen sie gegen einen raketenschnellen griechischen Läufer rennen, einen Speer weiter werfen als der Perser Kermes und den Judoka Bombastik im Kampf bezwingen – alles unter den kritischen, aber neutralen Augen des Schiedsrichters Gaius Pupus. Gut, dass Asterix vor Beginn der Prüfungen eine Flasche Zaubertrank vom Druiden Miraculix erhalten hat (Obelix braucht ja keinen, weil er als Kind in den Zaubertrank gefallen ist).

Den Aufenthalt auf der von schönen Priesterinnen bevölkerten Freudeninsel überstehen Asterix und Obelix ebenso unbeschadet wie den ägyptischen Zauberer Iris. Die Prüfung im Gasthaus von Mannekenpix erweist sich als ganz nach Obelix’ Geschmack: Er futtert dem Wirt einfach die Küche leer. Im Anschluss an die Höhle der Bestie erwartet die beiden das Haus, das Verrückte macht (eine wunderbare, kafkaeske Anspielung auf Auswüchse der Bürokratie).

Es folgen das unsichtbare Seil über den Krokodilfluss, das Rätsel auf dem Berggipfel und die Übernachtung auf der Ebene der Toten, bevor Asterix und Obelix im Kolosseum zu Rom auf die übrigen Dorfbewohner treffen. Dort muss das ganze Dorf Gladiatoren und wilde Tiere besiegen. Wenn das mal gut geht – für die Gladiatoren und Tiere.

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Diese Prüfung gefällt Obelix besonders

Herrlich! Es muss eine alkoholgeschwängerte Brainstorming-Sitzung gewesen sein, in der sich René Goscinny und Albert Uderzo die Aufgaben für Asterix und Obelix ausgedacht haben. Mit ihren Comicalben haben Texter Goscinny und Zeichner Uderzo bewiesen, was für eine lebhafte Fantasie sie haben. Mit den zwölf Prüfungen bestätigen sie das. „Asterix erobert Rom“ ist eins der verspieltesten und spektakulärsten Zeichentrick-Abenteuer mit den gallischen Kriegern und auch heute noch sehenswert. Die machen den ganzen Zirkus tot, jammert am Ende ein Gladiatoren-Aufseher. Das stimmt nicht, der Film ist selbst geradezu ein Zirkus, eine wunderbare Nummernrevue voller Action und überbordender Einfälle. Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass die Handlung völlig unabhängig von den Comicalben funktioniert und im Universum der Comics nirgendwo anzusiedeln ist.

Die Bildqualität hält modernen Standards nicht ganz stand, das macht aber nichts. Es ist eben ein Zeichentrickfilm alter Schule. Mangels Besitz der DVD ist ein Vergleich des HD-Transfers mit dem DVD-Bild nicht möglich. Wer sie hat, kann auf den Kauf der Blu-ray wohl verzichten. Als zusätzliches Gimmicks ist die bayerische Fassung enthalten, in der die Gallier in bayerischer Mundart sprechen. Wer’s braucht …

Auch meinen Töchtern hat der Film gefallen. Fazit einer von ihnen (Vorsicht, Spoiler): Gut, dass die es geschafft haben! Dem ist nur eins hinzuzufügen: Nicht immer sind Kindheitserinnerungen nostalgisch verklärt.

Veröffentlichung: 10. April 2014 als Blu-ray – am selben Tag wie auch „Asterix der Gallier“, „Asterix und Kleopatra“ und „Asterix in Amerika“.

Länge: 79 Min.
Altersfreigabe: FSK 6
Sprachfassungen: Deutsch, Französisch, Bayerisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Les douze traveaux d’Astérix
F 1976
Regie: René Goscinny, Albert Uderzo, Henri Gruel, Pierre Watrin
Drehbuch: René Goscinny, Albert Uderzo, nach Motiven ihrer Comics
Zusatzmaterial: Die bayerische Fassung – Mitwirkende und Sprecher, Wendecover
Label/Vertrieb: Studiocanal Home Entertainment

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Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt …

Copyright 2014 by Volker Schönenberger
Szenenbilder & Packshot: © 2014 Studiocanal Home Entertainment

 

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