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Intacto – Glück gehabt?

03 Dez

Intacto-Cover

Intacto

Von Volker Schönenberger

Mysterythriller // Drei Personen sitzen in einem abgedunkelten Raum, die Haare mit Melasse eingeschmiert. Ein großes Insekt fliegt herum – gewonnen hat, auf wessen Kopf es sich niederlässt. Eine Gruppe von Menschen rennt mit verbundenen Augen und auf dem Rücken gefesselten Händen durch den Wald. Wer gegen einen Baum prallt, scheidet aus (und lädiert sich die Visage). Wer zuletzt übrig bleibt, gewinnt.

Mit solchen mehr oder weniger riskanten Spielen reizt eine überschaubare Schar Eingeweihter bei hohen Einsätzen ihr Glück aus. Sie sind Glückspilze oder glauben, es zu sein – Menschen, die aufgrund eines außergewöhnlichen Ereignisses zu der Überzeugung gelangt sind, Glück in sich aufzusaugen, es mittels Berührungen gar anderen abnehmen zu können. Tomás (Leonardo Sbaraglia) ist einer von ihnen. Als einziger Insasse hat er einen Flugzeugabsturz überlebt.

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Team Glück: Federico und Tomás

Federico (Eusebio Poncela), den das Glück verlassen hat, hat Tomás aufgespürt und mit der Absicht, den großen Reibach zu machen, in den geheimen Zirkel der Glücksspieler eingeführt. Ihn hatte der KZ-Überlebende Samuel (Max von Sydow) berührt. Samuel sitzt in einem abgeschiedenen Casino in einem bunkerartigen Keller und wartet auf Herausforderer, die gegen ihn im ultimativen Glücksspiel antreten – mit dem höchsten denkbaren Einsatz.

Genrefilme made in Spanien

Ende“, „The Last Days – Tage der Panik“, „Omnivoros – Das letzte Ma(h)l“, „Witching & Bitching“ – Spanien hat sich zuletzt als Schmiede feiner kleiner Genreproduktionen etabliert. „Intacto“ stammt bereits von 2001, hat aber ebenfalls Augenmerk verdient. Etwas Geduld ist zu Beginn erforderlich, bevor einige Fragen beantwortet und Handlungsfäden gesponnen sind. Dann aber entfaltet sich ein fesselndes Werk, das philosophische Fragen nach Glück und Pech aufwirft. Ist man vom Glück verlassen, wenn man ein Spiel verliert, der Sieger aber beim nächsten Spiel auf radikale Weise verliert, der Verlierer des vorherigen Spiels somit vielleicht Glück gehabt hat, nicht zum nächsten antreten zu müssen? Aber hätte er als Glückspilz womöglich das nächste Spiel gewonnen? Ist das verwirrend? Jawohl, aber sehenswert.

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Ist Samuel der größte Glückspilz überhaupt?

Clever eingewoben ist das Thriller-Element um die Polizistin Sara (Monica Lopez), die Tomás und Federico auf den Fersen ist und versucht, undercover in den geheimen Kreis der Glücksspieler einzudringen. Auch sie hat eine Glücksgeschichte, wenn auch eine fatale.

Für seinen Kurzfilm „Esposados“ erhielt Regisseur Juan Carlos Fresnadillo („28 Weeks Later“) 1997 eine Oscar-Nominierung. Seinen mit diversen Preisen prämierten ersten Langfilm „Intacto“ inszenierte er nach eigenem Drehbuch. Der Mysterythriller ist bei uns bereits 2003 auf DVD erschienen, doch er ist auch ohne aktuelle Veröffentlichung eine Empfehlung bei „Die Nacht der lebenden Texte“ wert.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Max von Sydow haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

Veröffentlichung: 9. September 2003 als DVD

Länge: 104 Min.
Altersfreigabe: FSK 16
Sprachfassungen: Deutsch, Spanisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Intacto
SP 2001
Regie: Juan Carlos Fresnadillo
Drehbuch: Juan Carlos Fresnadillo, Andrés M. Koppel
Besetzung: Max von Sydow, Leonardo Sbaraglia, Eusebio Poncela, Mónica López
Zusatzmaterial: Making-of, Trailer
Vertrieb: Kinowelt / Studiocanal Home Entertainment

Copyright 2014 by Volker Schönenberger
Fotos & Packshot: © 2014 Kinowelt / Studiocanal Home Entertainment

 

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