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Poltergeist – Familien-Horror 2.0

27 Mai

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Poltergeist

Kinostart: 28. Mai 2015

Von Andreas Eckenfels

Horror // Über Sinn und Unsinn von Remakes bekannter Klassiker braucht eigentlich im Horror-Genre nicht diskutiert zu werden. Schließlich ist der geneigte Gruselfreund ein besonders treuer Vertreter der Spezies Filmfan. Obwohl wir eigentlich schon wissen, was uns beim x-ten „Freitag, der 13.“-Klon oder dem billigsten Zombiesplatter-Spaß erwarten wird, schmeißen wir die Filme erwartungsfroh in den Player. Bei den Massen an Horrorfilmen sind wir Enttäuschungen gewohnt. Aber manchmal findet man unter dem ganzen Schund auch einige Perlen oder wenigstens eine grausige Szene, die die vorigen 90 Minuten Langeweile vergessen machen. Und auch bei den Remakes gibt es ja durchaus ein paar gelungene Vertreter, die dem Original mindestens das Wasser reichen können. Als Beispiele seien „The Crazies“, „Dawn of the Dead“ und „Evil Dead“ genannt.

Spuk aus dem TV

Ganze 33 Jahre hat es gedauert, bis Tobe Hoopers „Poltergeist“ eine Neufassung erfahren hat. Den maßgeblich von Produzent Steven Spielberg beeinflussten Klassiker hat sich Volker aus diesem Anlass noch einmal angeschaut. Hoopers Film schockte mit Jump-Scares, hatte einige tolle Effekte von Industrial Light & Magic zu bieten und schürte eine Angst vor Fernsehgeräten. Konnte man damit wirklich Kontakt in eine andere Dimension aufnehmen? Und dann war da noch der angebliche Fluch, der auf der Produktion lastete …

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Madison vernimmt Stimmen aus dem Fernseher

Die Handlung wurde fürs Remake nur leicht modifiziert: Die finanziell angeschlagene Bowen-Familie um Vater Eric (Sam Rockwell) und Mutter Amy (Rosemary DeWitt) kauft ein extrem günstiges Anwesen. Dass die Immobilie auf einem ehemaligen Friedhof steht, wurde ihnen natürlich nicht mitgeteilt. Töchterchen Madison (Kennedi Clements) bemerkt als erstes Familienmitglied seltsame Phänomene im Haus. Schließlich wird sie gar in eine Zwischenwelt gelockt. In ihrer Verzweiflung beauftragen Eric und Amy den TV-Dämonenjäger Burke (Jared Harris), Madison aus den Fängen des Bösen herauszuholen, bevor das Mädchen für immer im Reich der Toten verschwindet.

Der Clown ist zurück

Regisseur Gil Kenan wurde die Neuverfilmung anvertraut. Mit „Monster House“ und „City of Ember“ hat er schon düstere, aber dennoch familientaugliche Geschichten inszeniert. Zeitgemäß wurde in 3D gedreht, der Spuk verbreitet seine elektrischen Spannungen nicht nur über den Fernseher, sondern auch über Smartphones oder Tablets. Die andere Dimension wird später per fernbedienbarer Drohne bereist. Ansonsten fehlt es der Neufassung von „Poltergeist“ an Innovationen: Einige berühmte Szenen, wie jene mit dem bösen Clown und die mit dem Baum, der Sohn Griffin (Kyle Catlett) im Schlaf aus dem Fenster reißt, sind fast 1:1 aus dem Original übernommen. Hier kommen also nur Horror-Novizen auf ihre Kosten.

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Ein Spielzeug-Clown wird lebendig

Ich war von der FSK-16-Freigabe etwas überrascht. Ab 12 hätte meines Erachtens ausgereicht. Kenan setzt im Gegensatz zu Hooper weniger auf gezielte Schockmomente, sondern mehr auf eine mysteriöse Atmosphäre. Die Eltern sind nicht wirklich besorgt um die verschollene Madison. Die älteste Tochter Kendra (Saxon Sharbino) findet es einfach nur cool, dass der bekannte TV-Star Burke in ihr Haus kommt, um Dämonen auszutreiben. So liegt keine Spannung in der Luft, eher weht ein Hauch von Abenteuer durch das Gruselhaus, bei dem die unerklärlichen Phänomene ergründet werden wollen. Damit erhält das Remake ebenfalls wie das Original den Stempel „Familien-Horror“ aufgedrückt. Ob sich das mit dem fürs Heimkino angekündigten Extended Cut ändern wird, bleibt abzuwarten.

Das bessere Quasi-Remake existiert bereits

Die Besetzung um Sam Rockwell, der den fürsorglichen Familienvater überzeugend verkörpert, hebt die „Poltergeist“-Neuverfilmung knapp über den Durchschnitt. Wenn Burke über die Entstehung seiner zahlreichen Narben erzählt, die ihm nicht nur Geister zugefügt haben, kommt auch der Humor nicht zu kurz. Die CGI-Effekte sind ebenso wie die 3D-Effekte nur Durchschnitt, dafür sieht die Zwischenwelt gut aus. In diesen Szenen fühlt man sich allerdings an ein anderes aktuelles Horror-Franchise erinnert: Besonders das Finale von „Insidious“ hat gezeigt, wie eine zeitgenössische „Poltergeist“-Variante aussehen muss.

Zur Rezension des Originals geht’s auch hier. Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Sam Rockwell haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

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Madison wird in die Zwischenwelt gezogen

Länge: 94 Min.
Altersfreigabe: FSK 16
Originaltitel: Poltergeist
USA 2015
Regie: Gil Kenan
Drehbuch: David Lindsay-Abaire nach einer Geschichte von Steven Spielberg
Besetzung: Sam Rockwell, Rosemary DeWitt, Kennedi Clements, Kyle Catlett, Saxon Sharbino, Jared Harris
Verleih: Twentieth Century Fox

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Kann Familie Bowen ihre Tochter zurückholen?

Copyright 2015 by Andreas Eckenfels
Filmplakat & Fotos: © 2015 Twentieth Century Fox

 

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