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Spaceballs – Möge der Quatsch mit euch sein!

17 Jan

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Spaceballs

Von Volker Schönenberger

SF-Komödie // „Durchkämmt die Wüste!“ Wer hat damals nicht über den Kalauer geschmunzelt, der den Befehl von Lord Helmchen (Rick Moranis) wörtlich nahm und dessen Soldaten kurz darauf mit überdimensionalen Kämmen ausgerüstet in der Wüste umherirren sah? Zugegeben: Einige Gags der „Star Wars“-Parodie von 1987 wirken heute etwas angestaubt. Der Klamauk und all die Anspielungen kommen grobschlächtig daher, was sicher auch nicht jedermanns Sache ist. Dennoch ist zu konstatieren, dass Regisseur und Drehbuchautor Mel Brooks George Lucas‘ „Krieg der Sterne“-Saga offenbar sehr mögen muss.

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Ein finsterer Führer: Lord Helmchen (M.)

Dem vom ebenso skrupellosen wie unfähigen Präsidenten Skroob (Regisseur Brooks persönlich) beherrschten Planeten Spaceball geht die Luft zum Atmen aus. Mittels eines perfiden Plans und einer gigantischen Weltraum-Putze nebst Staubsauger will der Despot dem friedlichen Planeten Druidia die Atmosphäre mopsen. Dazu sollen Skroobs Erfüllungsgehilfen Lord Helmchen und Colonel Sandfurz (George Wyner) Prinzessin Vespa (Daphne Zuniga) entführen, um von ihrem Vater König Roland (Dick Van Patten) den Sicherheitscode des Schutzschilds von Druidia zu erpressen.

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Prinz Valium (l.) schaut entsetzt mit dem Hofstaat seiner entfleuchten Braut hinterher

Es trifft sich gut, dass Vespa just in Begleitung ihrer Android-Zofe Dotty Matrix (Lorene Yarnell Jansson, im Original mit der Stimme von Joan Rivers) von ihrer Trauung mit dem aufgedrehten (gähn) Prinz Valium (Jim J. Bullock) ins All geflohen und so vermeintlich leichte Beute ist. Zum Glück eilen zwei strahlende Helden in ihrem Weltraum-Wohnmobil zu Hilfe: Lone Starr (Bill Pullman) und sein treuer Kopilot Waldi (John Candy), ein Möter: halb Mensch, halb Köter. Und dann ist da ja auch noch die Macht des Saftes … (im Original: „the Schwartz“)

Mel Brooks – der Meister der Kino-Parodien

Western („Der wilde wilde Westen“, 1974), Horror („Frankenstein Junior“, 1974), Stummfilm („Silent Movie – Mel Brooks’ letzte Verrücktheit“, 1976), Thriller („Höhenkoller“, 1977), Historienschinken („Die verrückte Geschichte der Welt“, 1981) – Mel Brooks hatte zuvor bereits diverse Filmgenres gehörig auf die Schippe genommen, bevor er sich 1987 mit „Spaceballs“ daran machte, den Science-Fiction-Film im Allgemeinen und „Star Wars“ im Besonderen durch den Kakao zu ziehen. Das rief George Lucas auf den Plan, der glücklicherweise genug Humor bewies und seine Genehmigung erteilte, ohne die wohl manche Anspielung auf dessen Sternen-Epos nicht ganz so deutlich ausgefallen wäre. Das beginnt schon am Anfang, wenn sich nach dem das Szenario vorstellenden Schriftzug-Intro ein gigantisches, nicht enden wollendes Raumschiff ins Bild schiebt: Die „Spaceball One“ („We brake for nobody“), ähnlich einem Super-Sternenzerstörer. Wer gegen Ende des Films genau hinschaut, entdeckt auf dem Parkdeck des Space Diners sogar den dort abgestellten „Millennium Falcon“.

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Auf der Flucht vor den Spaceballs: Waldi, Dotty Matrix, Prinzessin Vespa und Lone Starr (v. l.)

Etliche Figuren sind für jeden „Star Wars“-erfahrenen Filmgucker erkennbar Parodien mit eindeutigen Pendants zum Original: Lone Starr, Waldi (in der englischen Sprachfassung übrigens Barf), Lord Helmchen (Dark Helmet), Colonel Sandfurz (Sandurz), Prinzessin Vespa, Dotty Matrix (Dot Matrix), nicht zu vergessen auch der weise Yogurt, Regisseur Brooks‘ zweite Rolle. Welche Figur der Verbrecher Pizza Mampf parodiert, ist ebenfalls klar ersichtlich, erst recht, wenn man den englischen Originalnamen kennt: Pizza the Hutt. Ihr kommt immer noch nicht drauf? Ein Tipp: Lone Starr ist bei dem Schurken verschuldet.

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Aber Hauptsache, das Handgepäck ist dabei

Etliche US-spezifische Wortspiele gehen in der deutschen Synchronisation zwangsläufig verloren. Man muss mit der amerikanischen Alltagskultur aber ohnehin vertraut sein, um alle zu verstehen, daher ist das für das Gros der deutschen Filmgucker wohl zu verschmerzen. Merchandising für seinen Film durfte Brooks nicht herstellen – hatte er aber wohl auch nicht vor, gleichwohl er speziell den Merchandising-Wahn rund um „Star Wars“ gehörig aufs Korn nahm. In Bild und Ton werden zudem etliche Kinohits parodiert oder zitiert – zu viele, um sie alle zu nennen. Begebt euch selbst auf Entdeckungsreise, es lohnt sich!

Ein Alien von ILM

Lucas‘ Effekteschmiede Industrial Light & Magic (ILM) steuerte sogar etwas bei: die Alien-Kreatur, die in der Szene im Diner aus John Hurts Bauch platzt und tanzend enteilt. Welcher Science-Fiction-Klassiker damit parodiert wird, bedarf wohl keiner gesonderten Erwähnung. Kurz davor hatte es noch eine schöne Anspielung auf „Planet der Affen“ (1968) gegeben.

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In der kalten Wüstennacht kommen Vespa und Lone einander näher

Mit all seinen Referenzen auf „Star Wars“ und andere Epen ist „Spaceballs“ ein turbulenter Klamauk geworden, der seine Entstehungszeit in den 80er-Jahren nicht verleugnen kann. Ein paar gealterten Gags zum Trotz ist die liebevoll inszenierte Space-Opera-Parodie aber auch heute noch ein großes Vergnügen – erst recht, wenn man kurz zuvor das mittlerweile sieben Episoden umfassende „Krieg der Sterne“-Epos geschaut hat.

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Unerbittliches Duell: Lone Starr gegen Lord Helmchen

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Mel Brooks haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit John Hurt und Bill Pullman unter Schauspieler.

Veröffentlichung: 23. Oktober 2009 als Blu-ray, 4. September 2006 als DVD, 17. Mai 2004 als DVD (Gold Edition)

Länge: 96 Min. (Blu-ray), 92 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch u. a.
Untertitel: Deutsch, Englisch u. a.
Originaltitel: Spaceballs
USA 1987
Regie: Mel Brooks
Drehbuch: Mel Brooks, Thomas Meehan, Ronny Graham
Besetzung: Mel Brooks, Rick Moranis, Bill Pullman, John Candy, Daphne Zuniga, George Wyner, Dick Van Patten, Jim J. Bullock, Michael Winslow, John Hurt
Zusatzmaterial (nur Blu-ray): Audiokommentar von Mel Brooks, Spaceballs: Der Filmbericht, Im Gespräch: Mel Brooks & Thomas Meehan, John Candy: Ein komisches Genie, Film in „wahnsinniger Geschwindigkeit“ anschauen, Bildergalerie, Trailer, 6 Filmschnitzer, Storyboard- und Filmvergleich
Vertrieb: Twentieth Century Fox Home Entertainment

Copyright 2016 by Volker Schönenberger
Fotos & Packshot: © Twentieth Century Fox Home Entertainment

 

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