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Das Ding aus einer anderen Welt – Tod und Verderben in der Arktis

28 Okt

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Das Ding aus einer anderen Welt

Von Simon Kyprianou

SF-Horror // Den meisten Horrorfans wird wohl am ehesten John Carpenters 1982er-Bearbeitung des Stoffs bekannt sein, vielleicht noch das Prequel „The Thing“. Die 2011 entstandene Vorgeschichte gleicht Carpenters Film inhaltlich in beinahe jeder Hinsicht, wirkt mehr wie ein einfallsloses Remake als wie ein Prequel, das doch Neues erzählen oder die Geschichte aus einer anderen Perspektive beleuchten sollte. Allein in der Tonlage, der Stimmung unterscheidet sich das Prequel, es ist weniger zynisch, in der Inszenierung aber wesentlich weniger gelungen.

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Die Gruppe von der Forschungsstation macht sich auf, das Signal zu erforschen

Schaut man sich das Original von 1951 an, merkt man, wie eigenständig Carpenters Bearbeitung im Vergleich dazu ist. Der Plot der beiden Filme ist dabei natürlich trotzdem ähnlich: In Christian Nybys Erstverfilmung von John W. Campbells Erzählung „Who Goes There?“ registrieren Wissenschaftler einer US-Forschungsstation in der Arktis unter der Leitung von Dr. Arthur Carrington (Robert Cornthwaite) merkwürdige radioaktive Signale mitten in der Eiswüste, relativ nahe ihrer Basis. Sie lokalisieren die Stelle und finden dort ein abgestürztes Raumschiff einer offenbar von einem anderen Planeten stammenden Spezies. Ein Exemplar dieser Alien-Rasse ist im Eis eingefroren und wird von den Männern in die Basis gebracht. Das Wesen kann sich aus dem Eisblock befreien und beginnt sogleich, die Besatzung zu dezimieren.

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Die Männer bringen das in einem Eisblock eingefrorene Alien in die Station

Im Gegensatz zu den beiden Folgefilmen hat das Alien in der 1951er-Version von „Das Ding aus einer anderen Welt“ menschenähnliche Statur und ist nicht in der Lage, das Aussehen anderer zu imitieren, was für das Remake und dessen Prequel ein zentraler Aspekt ist. Personifiziert wird die Kreatur übrigens von James Arness, bei uns in erster Linie bekannt als Marshal Matt Dillon in der Westernserie „Rauchende Colts“.

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Als sich die Kreatur aus dem Eis befreien kann, gibt es erste Verluste zu beklagen

Was Nyby und – als ungenannter Ko-Regisseur – Howard Hawks effektvoll und gekonnt inszenieren, ist der Kampf gegen eine relativ konkrete Bedrohung innerhalb eines begrenzten, klaustrophobischen Ortes. Der Film entwickelt ein Gespür für die Isolation der Forschungsstation, für die engen Räume in denen die Figuren mit der Bedrohung gefangen sind. Weil das Monster in diesem Fall nicht in der Lage ist, die Gestalt anderer anzunehmen, ist die Paranoia, die Unmöglichkeit des gegenseitigen Vertrauens – also sozusagen die Essenz Carpenters Films – hier kein Thema. „Das Ding aus einer anderen Welt“ hat 1951 völlig darauf verzichtet und ist dadurch viel gradliniger in seiner Dynamik. Die Figuren werden scharf umrissen, der Widerstand gegen die unbekannte Lebensform ist gelungen inszeniert, die Geschichte wird sorgfältig erzählt.

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Captain Hendry (r.) und Nikki Nicholson nehmen es mit der Bedrohung auf …

Statt die Bedrohung vage und unkonkret zu lassen, wie Carpenter es drei Jahrzehnte später tat, wird das Monster 1951 in seiner pflanzenartigen Biologie ausgiebig erklärt. Es gibt dahingehend eine bemerkenswert wirkungsvolle Stelle: Die Wissenschaftler versuchen, selbst Außerirdische zu züchten wie Pflanzen. Dabei nähren sie die pochenden Keimlinge mit menschlichem Blut. Das sind effektive Bilder, die beinahe ein wenig an den Horror von David Cronenberg denken lassen.

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… und entwickeln mit dem Rest der Crew eine Verteidigungsstrategie

Inhaltlich entwickelt sich zudem ein Diskurs zwischen den Wissenschaftern, die den Außerirdischen untersuchen wollen, und den Soldaten um Captain Patrick Hendry (Kenneth Tobey), die ihn so schnell wie möglich umbringen wollen. Interessant ist ebenfalls die weibliche Hauptrolle, gespielt von Margaret Sheridan, die mit den männlichen Protagonisten mühelos konkurrieren kann, was Trinkfestigkeit und Schlagfertigkeit angeht. „Das Ding aus einer anderen Welt“ können wir uneingeschränkt und bedenkenlos empfehlen. Das wusste auch Laurie Strode: Das von Jamie Lee Curtis verkörperte Final Girl in „Halloween – Die Nacht des Grauens“ schaut sich den Klassiker darin im Fernsehen an – vier Jahre, bevor John Carpenter das Remake drehte.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit James Arness haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgelistet.

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Die Wissenschaftler erforschen derweil die Beschaffenheit der fremden Spezies

Veröffentlichung: 8. Februar 2005 als DVD

Länge: 84 Min.
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: The Thing from Another World
USA 1951
Regie: Christian Nyby, Howard Hawks (nicht genannt)
Drehbuch: Charles Lederer, Ben Hecht, nach John W. Campbells Erzählung „Who Goes There?“
Besetzung: Kenneth Tobey, Margaret Sheridan, Robert Cornthwaite, Douglas Spencer, James Young, Dewey Martin, Eduard Franz, James Arness
Zusatzmaterial: Pressefotos, Nachrichtenblatt, Trailer, Wendecover
Vertrieb: Studiocanal Home Entertainment

Copyright 2016 by Simon Kyprianou
Szenenfotos & Packshot: © 2016 Studiocanal Home Entertainment

 

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