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Zielfahnder – Flucht in die Karpaten: Krimi-Glanzstück nicht nur für TV-Zuschauer

22 Nov
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Die beiden Häftlinge wollen über die polnische Grenze fliehen

Zielfahnder – Flucht in die Karpaten

Von Simon Kyprianou

Krimi // Der rumänische Verbrecher Caramitru (Dragos Bucur) sitzt wegen diverser Verbrechen in Deutschland ein, kann aber aus dem Gefängnis ausbrechen und über Polen nach Rumänien flüchten. Die beiden Zielfahnder Landauer (Ulrike C. Tscharre) und Schröder (Ronald Zehrfeld) nehmen die Verfolgung auf, unterstützt werden sie von der rumänischen Polizei.

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Sie hängen ihre Verfolger ab und schaffen den Grenzübertritt

Dominik Grafs Krimi beginnt mit dem Ausbruch und der Flucht nach Polen. Landauer und Schröder sind Caramitru dicht auf den Fersen. Diese nächtliche Verfolgung ist so schön, so ungestüm, so schnell inszeniert, wie man es aus dem deutschen Genrekino kaum kennt. Innerhalb dieses Chaos – der hektischen Montage zwischen den Ermittlern, der Leitstelle, den Flüchtenden – inszeniert Graf diese Szene mit einem wunderbaren Gespür für Rhythmus.

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Kaum in Rumänien angekommen, gibt es bereits Ärger

Nach diesem furiosen Anfang findet der Film Ruhe, wenn die Ermittler in Bukarest ankommen und sich erst einmal in die fremde Stadt einfinden müssen. Sie tauchen ein ins Nachtleben der Stadt, um die Spuren zu finden, die Caramitru hinterlassen hat, und müssen auf die harte Tour lernen, wie gefährlich ihre Ermittlungen sind. Die beiden erhalten einen Tipp, der sie in ein kleines Dorf am Fuße der Karpaten führt. Dort will Caramitru an der Hochzeit seiner Schwester teilnehmen.

Geschichten an der Peripherie des Plots

Die Szenen im Dorf sind die schönsten im Film. Rolf Basedows Drehbuch ist wie immer fantastisch recherchiert und so kann Dominik Graf die Story einfach beiseiteschieben und eintauchen in die Hochzeitsfeierlichkeiten, die Bräuche und die Eigenheiten des Landes. Überhaupt klebt Graf wie für ihn üblich nicht fetischistisch am Plot, sondern lässt ihn oft aus dem Fokus geraten, um das Leid einzufangen, die Geschichten, die an der Peripherie der eigentlichen Geschichte stattfinden: Ein hochrangiger Polizeibeamter, den seine Leidenschaften und seine Sehnsucht zerfressen haben, eine Sekretärin, deren Liebe zu ihrem Bruder sie zur Mittäterin macht, eine alte Rumänin, die von der EU, in die sie so viel Hoffnung gesetzt hatte, bitter enttäuscht wurde. Basedows Drehbuch schaut nicht stur geradeaus, es ist der Blick nach links und rechts der dem Film Tiefe verleiht.

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Die Zielfahnder heften sich in den rumänischen Nachtclubs an Caramitrus Fersen

Die Schauspieler sind herausragend. Zehrfeld ist ja mittlerweile Stammschauspieler bei Graf und Christian Petzold, seine bullige Physis und sein sehr körperliches Spiel passen gut zu dieser Art Genrekino, wie Graf und Petzold es machen. Auch Tscharre ist sehr gut, ihre Rolle als Polizistin, deren Leben vom Schmerz der Vergangenheit entstellt wird, ist ebenfalls hervorragend geschrieben.

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Ein Tipp führt sie zur Hochzeit seiner Schwester

Das Finale auf den Gipfeln der Karpaten ist wirklich furios inszeniert. Wenn dann der Schmerz aller Figuren am größten ist, bricht der Film einfach ab und es wundert einen fast, den ARD-Abspann zu sehen. Man hat in diesem wunderbaren Genrefilm völlig vergessen, dass man öffentlich-rechtliches Fernsehen schaut.
Leider erscheint „Zielfahnder – Flucht in die Karpaten“ vorerst nicht auf DVD, aber man kann den Film eine Woche nach seiner Erstausstrahlung in der Mediathek ansehen. Es lohnt sich.

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Auf den ersten Blick scheint Caramitru gefasst …

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Dominik Graf haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet.

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… aber es kommt zum Showdown in den Karpaten – und der Verbrecher ist gerüstet

Veröffentlichung: 19. November 2016 als TV-Premiere im Ersten, in der Mediathek abzurufen bis 26. November 2016

Länge: 112 Min.
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch
Untertitel: –
Originaltitel: Zielfahnder – Flucht in die Karpaten
D 2016
Regie: Dominik Graf
Drehbuch: Rolf Basedow
Besetzung: Ronald Zehrfeld, Ulrike C. Tscharre, Dragos Bucur, Radu Banzaru, Arved Birnbaum, Hanno Friedrich, Axel Moustache, Victoria Sordo, Leni Speidel, Eugen Pirvu

Copyright 2016 by Simon Kyprianou
Fotos: © 2016 WDR, Thomas Kost

 

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