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Duell mit dem Teufel – Jack Arnolds erster Western

23 Nov

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The Man from Bitter Ridge

Von Volker Schönenberger

Western // Eine Postkutsche fährt übers Land – plötzlich Banditen. Nach kurzer Jagd stoppt ein durch eine Sprengladung umstürzender Baum die Flucht. Einem der in Schach gehaltenen Männer fällt ein Symbol auf dem Stiefel eines der maskierten Ganoven auf – das kostet ihn das Leben. Der Raubzug ist Teil einer Serie, die seit einiger Zeit die Gegend um die Kleinstadt Tomahawk heimsucht. Obendrein sorgt ein Kleinkrieg zwischen Rinder- und den ungeliebten Schafzüchtern für Unruhe. Der skrupellose Ranse Jackman (John Dehner) nutzt das für seine Zwecke. Er hofft, zum Sheriff gewählt zu werden, strebt auch nach höheren politischen Weihen. Der Neuankömmling Jeff Carr (Lex Barker) gerät bei seiner Ankunft umgehend zwischen die Fronten, entgeht nur knapp dem Gehängtwerden.

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Aufrechter Held: Jeff Carr

„Duell mit dem Teufel“ markierte 1955 das Westerndebüt von Jack Arnold, der sich in erster Linie für seine Regiearbeiten im Science-Fiction- und Horror-Bereich einen Namen gemacht hat. Filme wie „Der Schrecken vom Amazonas“ (1954), „Tarantula“ (1955) und „Die unglaubliche Geschichte des Mr. C“ (1957) sind auch heute noch gern geschaute Klassiker. Für „Duell mit dem Teufel“ gilt das mitnichten. Zwar lässt sich dem Western ein gewisser Unterhaltungswert nicht absprechen, Arnold fügt aber doch nur bekannte Versatzstücke des Genres zu einem durchschnittlichen Ganzen zusammen. Da ein Konflikt zweier unterschiedlicher Interessengemeinschaften, dort ein Schurke, der mit seinen Spießgesellen in einem Kaff die Fäden zieht, dann ein tapferer Recke, der auszieht, die Ordnung herzustellen, von Lex Barker gewohnt aufrecht verkörpert. Seine statische Rolle macht auch deutlich, weshalb er es in Hollywood nie ganz nach oben geschafft hat – zu limitiert ist seine Ausdruckskraft (zugegeben: Das war in Hollywood an sich nie Ausschlusskriterium).

Auch die Liebe gehört eben zu einem Western

Die Postkutsche auf der Landstraße, der Saloon im Stadtzentrum, das Büro des Sheriffs, vor dem ein Lynchmob im Zaum gehalten werden muss – ja, all das gehört zu den gern gesehenen Zutaten des Westerns. Aber geht’s nicht etwas einfallsreicher und weniger vorhersehbar? Am deutlichsten wird Jack Arnolds Ideenlosigkeit bei der obligatorischen Love Interest: Holly Kenton (Mara Corday) trägt zwar eine Waffe und erscheint auf den ersten Blick als starke und selbstbewusste Frau; letztlich hat sie aber nur die Aufgaben, zwischen Lex Barkers Jeff Carr und dem Schafzüchter Alec Black (Stephen McNally) zu stehen und sich in einen der beiden zu verlieben. Eine arg eindimensionale Rolle, der Story willkürlich und ohne echten Zusammenhang aufgesetzt, weil es eben auch eine Romanze geben muss. Hinzu kommt die erwartbare Keilerei unter den Rivalen der Liebe, auch wenn sie stattfindet, bevor sich die beiden Kerle ihres Daseins als Konkurrenten um Hollys Gunst bewusst sind. Aber Hauptsache, die zuschauenden Schafzüchter haben etwas zu lachen.

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Finsterer Schurke: Ranse Jackman

Ab Beginn der 60er-Jahre verlegte sich Jack Arnold zusehends auf Fernsehproduktionen. Zuvor hatte er drei weitere Western für die große Leinwand inszeniert: „Auf der Spur des Todes“ (1956) mit Rory Calhoun, „Des Teufels Lohn“ (1957) mit Jeff Chandler und Orson Welles sowie „Auf der Kugel stand kein Name“ (1959) mit Audie Murphy. „Duell mit dem Teufel“ kommt aber nicht über den Status generischer Dutzendware hinaus, fügt dem Genre keinerlei neue Impulse hinzu und macht wenig Lust, sich auch die drei weiteren Western Jack Arnolds zu Gemüte zu führen. In anderen Sujets hat er glücklicherweise größere Verdienste erworben.

Warum als Blu-ray nicht in der „Edition Western Legenden“?

„Duell mit dem Teufel“ trägt den Originaltitel „The Man from Bitter Ridge“, weil Jeff Carr eben aus Bitter Ridge angeritten kommt. Der Film ist bereits 2012 als DVD im Rahmen der „Edition Western Legenden“ erschienen, nun also auch als Blu-ray. Das Veröffentlichungskonzept von Koch Films erscheint uneinheitlich: Während einige Filme der Reihe auch als Blu-rays in der Mediabook-Aufmachung der „Edition Western Legenden“ zu finden sind, reicht es für andere wie in diesem Fall nur zu einem etwas lieblosen Softcase mit dem Cover-Slogan „Classic Western in HD“. Das wird Sammler womöglich etwas verärgern, zumindest solche, die HD-Upgrades ihrer Kollektion beabsichtigen. Ob man sich „Duell mit dem Teufel“ unbedingt hochauflösend ins Regal packen muss, wenn man ihn schon als DVD hat, sei dahingestellt. Die Qualität der Blu-ray ist in Ordnung, aber sicher kein Quantensprung gegenüber der DVD. Pflichtprogramm für Westernfans stellt „Duell mit dem Teufel“ ohnehin nicht dar, ein filmhistorisches Interesse an Jack Arnold wird für manche der größere Anreiz zur Sichtung sein.

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Bedrängte Schafzüchter: Holly Kenton und Alec Black

Die „Edition Western Legenden“ haben wir in unserer Rubrik Filmreihen aufgeführt. Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Jack Arnold sind in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet, Filme mit Lex Barker und Stephen McNally unter Schauspieler.

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Alec (l.) und Jeff (r.) beschützen einen Zeugen

Veröffentlichung: 24. November 2016 als Blu-ray, 25. Mai 2012 als DVD

Länge: 79 Min. (Blu-ray), 76 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: keine
Originaltitel: The Man from Bitter Ridge
USA 1955
Regie: Jack Arnold
Drehbuch: Lawrence Roman, nach einem Roman von William MacLeod Raine
Besetzung: Lex Barker, Mara Corday, Stephen McNally, John Dehner, Trevor Bardette, Ray Teal, Warren Stevens, Myron Healey, John Harmon, John Cliff
Zusatzmaterial: Bildergalerie mit seltenem Werbematerial
Vertrieb: Koch Films

Copyright 2016 by Volker Schönenberger

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Die Liebe, die Liebe …

Fotos & Packshots: © Koch Films

 

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