Chai dan zhuan jia
Von Andreas Eckenfels
Actionthriller // Der rote oder der gelbe Draht? Wenn es mal wieder besonders brenzlig zugeht, bestellt die Hongkonger Polizei ihren erfahrenen Bombenentschärfungsexperten Choi-san Cheung (Andy Lau) ein. Bevor der Countdown abgelaufen ist, muss er in Sekundenschnelle eine Wahl treffen, die zwischen Leben und Tod entscheidet. Ein heikler Job, für den man ein ruhiges Händchen und einen kühlen Kopf benötigt.
Bald bekommt Cheung mehr Arbeit als ihm lieb ist: Eine Gruppe von Terroristen hat den stark befahrenen Cross-Harbour Tunnel mit Hunderten von Geiseln in ihre Gewalt gebracht. Deren Anführer ist Kai-pang Hung (Jiang Wu), der sich aufgrund seiner Vorliebe für Sprengstoff selbst den Namen „Blast“ gegeben hat und ein alter Bekannter von Cheung ist: Vor einigen Jahren hatte der Polizist bei einem Undercover-Einsatz dessen jüngeren Bruder Kai-piu (Leo Wang) festgenommen. Nun droht Blast damit, den Tunnel in die Luft zu sprengen, wenn sein Bruder nicht freigelassen wird.
Zwei Hongkong-Veteranen wieder vereint
Als Produzent und Hauptdarsteller ließ sich Hongkong-Legende Andy Lau („The Great Wall“) die Rolle des Helden auf den nicht mehr ganz so jungen Leib schreiben, die er gewohnt ruhig und charismatisch ausfüllt. Der Superstar lockt in seiner Heimat noch immer die Massen ins Kino. Mit einem Einspielergebnis von mehr als 25 Millionen Hongkong-Dollar war „Shock Wave“ die zweiterfolgreichste einheimische Produktion im Kinojahr 2017. Natürlich steuerte Andy Lau auch den Titelsong „Getting Used To“ bei.
Mit Regisseur und Drehbuchautor Herman Yau („The Second Coming – Die Wiederkehr“) drehte Andy Lau bereits die Actionkomödie „Don’t Fool Me“ (1991) und die Romanze „Fascination Amour“ (1999). Beide sind alte Hasen im Filmgeschäft, die genau wissen, was das Publikum sehen will. So ist „Shock Wave“ ein klassischer Hongkong-Actionthriller geworden – mit all seinen Stärken und Schwächen.
Für uns westliche Zuschauer wirkt besonders der ordentliche Schuss an Pathos mal wieder ein wenig zu viel des Guten. Doch über die offenkundige Huldigung an die aufopferungsvolle Arbeit der Polizei Hongkongs sowie die unnötig eingestreute Liebesgeschichte kann man getrost hinwegsehen, denn die aufwendigen Actionsequenzen in den Straßen der in höchstem Glanz erstrahlenden Metropole sind – wie nicht anders zu erwarten – mitreißend inszeniert. Die Schießereien fordern eine überraschend hohe Opferanzahl. Darunter sind auch viele Geiseln, die vom eiskalten Gangster Blast, gespielt von Jiang Wu („A Touch of Sin“), oder seinen Schergen niedergeschossen werden. Für die Dreharbeiten wurde ein Teil des Cross-Harbour Tunnels nachgebaut. Im Making-of bekommt man einen näheren Eindruck davon, wie präzise Kameramänner und Stuntfahrer in der engen Röhre zu Werke gehen mussten.
Explosive Spannung
Doch wie es der Filmtitel bereits verrät, zählen besonders die Bombenentschärfungsszenen zu den Höhepunkten. Die eingangs eingestreute Frage, welcher Draht denn der richtige sei, ist auch für den Experten Cheung bei den immer raffinierter zusammengebauten Sprengsätzen nicht mehr so leicht zu beantworten. Dazu sorgt mit dem Ablaufen des Countdowns der Zeitfaktor für zusätzlichen Nervenkitzel. Diese Spannungsschraube funktioniert im Kino so gut wie immer, sei es in zahlreichen „James Bond“-Filmen, „Lethal Weapon“ oder eben aktuell in „Shock Wave“.
Andy Lau glaubt sogar fest daran, dass die explosive Bomben-Formel ein weiteres Mal die Zuschauer ins Kino lockt: Ein zweiter Teil ist bereits für 2019 in Planung. Doch zuvor dürfen sich Andy Lau und Herman Yau Hoffnung auf ein paar Trophäen machen: Am 15. April wird zum 37. Mal der Hongkong Film Award vergeben, bei dem „Shock Wave“ in sieben Kategorien nominiert ist. Welche fernöstlichen Actionthriller könnt Ihr uns oder den Leserinnen und Lesern von „Die Nacht der lebenden Texte“ wärmstens ans Herz legen?
Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme von Herman Yau haben wir in unserer Rubrik Regisseure aufgelistet.
Veröffentlichung: 22. März 2018 als Blu-ray und DVD
Länge: 119 Min. (Blu-ray), 115 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Kantonesisch
Untertitel: Deutsch
Originaltitel: Chai dan zhuan jia
CHN/HK 2017
Regie: Herman Yau
Drehbuch: Herman Yau, Erica Lee
Besetzung: Andy Lau, Jiang Wu, Jia Song, Philip Keung, Ron Ng, Felix Wong, Sau Sek, Kai Chi Liu, Kai-Chung Cheung
Zusatzmaterial: Trailer, Making-of, Behind the Scenes
Vertrieb: Koch Films
Copyright 2018 by Andreas Eckenfels
Packshot, Fotos & Trailer: © 2018 Koch Films
Sascha Grunert
2018/04/16 at 14:45
Auf jeden Fall die 2 RAID Teile.
V. Beautifulmountain
2018/04/16 at 14:53
Jou. Bahnbrechende Action, kaum zu toppen.
Heidi Weber
2018/04/15 at 16:46
OLDBOY
Tomasz Kordula
2018/04/13 at 17:14
„Veteran – Above the Law“ war eine kurzweilig unterhaltsame Action-Thriller-Komödie.
Maik Drossel
2018/04/12 at 05:51
Sehr sehenswert aus Fernost fand ich zum einen „Invisible Target“ von Ryoo-Seung-Wan, dann „The Man from Nowhere“ von Lee Jeong Beom, „Shiri“ von Kang je Gyu und Johnnie To’s „Fulltime Killer“ – ebenfalls mit Andy Lau. Klasse Schauspieler! Tolles Gewinnspiel! Liebe Grüße!!
Robin M
2018/04/11 at 10:35
Der Koreaner THE VILLAINESS kann ich jedem ans Herz legen.
Knallharte Action mit atemberaubenden Stunts, aber auch viel Story, Tiefgang und auch lange ruhige Passagen, die vlt. bei so einem Film/in dem Genre nicht jedermanns Sache ist.
Der südkoreanische NIKITA.
Gönnt euch ! 🙂
Claudia benz
2018/04/11 at 10:06
Oldboy ist mega😘
Mike Hennig
2018/04/10 at 14:09
Takashi Miike’s Wara no Tate fand ich ganz gut, obwohl der japanische Vielfilmer durchaus auch interessantere Titel in seiner Vita hat.
Frank Hillemann
2018/04/09 at 17:19
“ Hard boiled“ ist für mich immer noch einer DER Action Kracher.
Samara
2018/04/09 at 10:42
Hier muss ich passen… Da es nicht so in meine Film Richtung geht, was ich überwiegend anschaue. Sollte es mal in diese Richtung gehen, seh ich gerne die Schauspieler Jet Lee oder Jackie Chan… Auf Anhieb fällt mir Rumble in the Bronx ein was ich damals mir mal gerne angeschaut habe.
Der Kinogänger (@Der_Kinogaenger)
2018/04/07 at 15:53
Da fällt mir natürlich als erstes die grandiose „Infernal Affairs“-Trilogie ein, aber um auch etwas anzuführen, das noch keiner genannt hat: „Nightfall“ (2012). Ein Hongkong-Thriller mit Nick Cheung und dem unverwüstlichen Simon Yam – der Film erzählt zwar eine reichlich vorhersehbare Story, punktet aber mit stimmiger Atmosphäre, interessanten Figuren und guten Schauspielern.
Hendrik
2018/04/06 at 20:07
PTU ist definitiv eine Empfehlung wert.
Rico Lemberger
2018/04/06 at 18:56
Ich finde „2009 Lost Memories“ richtig gelungen.
Thomas
2018/04/06 at 13:25
Ist nicht so mein Gebiet. Ti Lung (z.B. Die tödliche Kobra), die Bruce Lee Klassiker und Azumi (2003) fallen mir da ein
Darth Oedel
2018/04/06 at 12:04
OLDBOY wäre auch meiner Meinung nach das Non-Plus-Ultra!
Sascha Nolte
2018/04/06 at 11:13
Zuletzt gesehen: „The Villainess“, für den ich eine unbedingte Sehempfehlung geben kann. Wesentlich obskurer, aber nicht weniger sehenswert: Tsui Harks früher „Söldner kennen keine Gnade“, der endlich eine vernünftige Veröffentlichung verdient hätte (was der zusammengeklaute Soundtrack leider allerdings wohl unmöglich macht).
Sven Plog
2018/04/06 at 10:51
Shiri ist immer noch fast ungeschlagen. Dann natürlich die alten Woo Filme. Aus neuerer Sicht ist Reset, ebenfalls von Koch empfehlenswert.
Schönes Wochenende
V. Beautifulmountain
2018/04/06 at 10:55
SHIRI ist klasse. Den habe ich sogar gerade mal wieder zum Sichten bereitgelegt (wobei der Sichtungsstapel ohnehin zu hoch ist). Dir auch ein schönes Wochenende!
A key to my World
2018/04/06 at 07:01
Sympathy for mr. vengeance und Old Boy gefielen mir noch ziemlich gut.
TomHorn
2018/04/06 at 06:04
Andy Lau ist eh super. Versucht’s mal mit den Johnnie-To-Filmen „Running out of Time“, „Fulltime Killer“ und „Running on Karma“. Mein Favorit ist und bleibt „Infernal Affairs“.
V. Beautifulmountain
2018/04/06 at 06:13
„Fulltime Killer“ war sowas wie mein Einstieg ins asiatische Actionkino. Müsste ich mal wieder schauen. Ganz großartig. Und „Infernal Affairs“ sowieso. Andy Lau rulez!