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Horror für Halloween (I): The Hitcher (2007) – Sean Bean in Rutger Hauers Fußstapfen

23 Sept

The Hitcher

Auch 2019 steht der Oktober – auch als Horroctober oder Horrorctober bekannt – wieder ganz im Zeichen des Horrorgenres. Als sei es bei „Die Nacht der lebenden Texte“ unterrepräsentiert, hüstel. Bis Halloween werden einige meiner Autoren und ich euch mit Rezensionen ausgesuchter Filme heimsuchen. Und weil es recht viele geworden sind, starte ich bereits im September zum heutigen Herbstbeginn. Wir hoffen, für jede Leserin und jeden Leser mit Horror-Affinität ein paar Neu- oder Wiederentdeckungen beizusteuern. In dem Zuge habe ich mich der Aufgabe verschrieben, ein paar Regisseurs-Werkschauen fortzusetzen. Eine Gurke ist diesmal auch dabei – die 2001er-Arbeit eines von mir und vielen Horrorfans sehr geschätzten Regisseurs, der ich nach meinem damaligen Kinobesuch heuer eine zweite Chance geben wollte, was leider missglückt ist. Freut euch auf große und kleine Klassiker und Geheimtipps! Vielleicht ist ja die eine oder andere Perle dabei, die ihr nicht im Blick hattet. Ein paar Gewinnspiele werde ich ebenfalls einstreuen, eines davon wird etwas üppiger ausfallen und „Horror für Halloween“ 2019 im ersten Novemberdrittel beenden.

Von Volker Schönenberger

Horrorthriller // Lange habe ich mich gegen die Sichtung von „The Hitcher“ (2007) gewehrt. Das Remake eines Klassikers durch einen Regisseur von Musikvideos – was soll das? Zumal ich „Hitcher – Der Highway Killer“ 1986 im Kino gesehen habe und seitdem ebenso in Ehren halte wie dessen Darsteller der Titelfigur: Rutger Hauer ist einfach klasse! Aber ich mag auch Sean Bean, und angesichts der User-Wertung von 5,6 in der IMDb (Stand September 2019) lässt sich festhalten, dass die Neuverfilmung nicht von allen Filmfans abgelehnt und abgewertet wird. Geben wir dem Remake also eine Chance, als Einstieg der diesjährigen „Horror für Halloween“-Strecke eignet es sich allemal. Der Fairness halber sichte ich das Original erst im Anschluss mal wieder, eine Rezension davon folgt im Lauf der kommenden Wochen.

Das geht gerade noch mal gut

Eine Einblendung zu Beginn verrät uns, dass nach Zahlen des US-Verkehrsministeriums etwa 42.000 Menschen pro Jahr auf Highways getötet werden. Das soll wohl auf das tödliche Szenario einstimmen, was da folgen wird, aber es handelt sich ja in erster Linie um Verkehrstote und keine Mordopfer. Der nächste Highway-Tote folgt aber auf dem Fuße, auch wenn es sich nur um einen Hasen handelt – leider einen mies animierten CGI-Hasen.

Auf nach Arizona!

Die beiden Studierenden Jim Halsey (Zachary Knighton) and Grace Andrews (Sophia Bush) brechen während des Spring Break mit dem Auto von Texas nach Arizona auf. Grace will ihren Freund ihren dort lebenden Freundinnen vorstellen. Der Trip durch New Mexico lässt sich ruhig an, doch spätabends im Regen überfährt Jim beinahe einen Mann (Sean Bean), der neben einem Auto auf der Fahrbahn steht.

Bald darauf legen die beiden einen Tankstopp ein, und während Grace auf der Toilette ist, trifft auch der Mann ein – ein Truck hatte ihn mitgenommen. Der Fremde stellt sich als John Ryder vor, und Jim willigt ein, ihn zum nächsten Motel zu fahren. Ein Fehler, denn bald schon will John Ryder ihn zwingen, vier Wörter auszusprechen: Ich möchte tot sein.

Diesmal gerät ein Pärchen in John Ryders Fänge

Das Zitat kennen wir auch aus dem Original, aber immerhin wandelt das Remake die Prämisse insofern ab, als John Ryder nicht nur zu einem einsamen Fahrer einsteigt, sondern zu einem Pärchen. In der Folge entwickelt sich ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem Jim und Grace bald auch von der Polizei gejagt werden. Mal ist das eigenständig genug geraten, um Spannung zu erzeugen, mal so nah am Original, dass die einzig interessante Frage die ist, ob die Szene so endet, wie wir sie kennen.

John Ryder (l.) spielt ein tödliches Spiel

Sean Bean ist ein zu guter Schauspieler, als dass er der Titelfigur nicht seinen eigenen Stempel aufdrücken würde. Das tut er auf überzeugende Weise – John Ryder ist wirklich Furcht einflößend. Aber Bean muss damit leben, dass er sich eine Rolle ausgesucht hat, die mit Rutger Hauer bereits formidabel besetzt war. Und das Original hatte nun mal mehr als 30 Jahre Zeit, Hauers Hitcher als Ikone im kollektiven Gedächtnis der Horrorgemeinde zu etablieren, da kann Beans Neuinterpretation nicht gegen anstinken.

Cops als Schießbudenfiguren

Ein paar Mal erscheinen mir im Kontext von Polizeiarbeit einige Szenen nicht ganz schlüssig, was ich minimal spoilern muss, um es zu erläutern: Während einer wilden Highway-Hatz, bei der Polizeiautos und ein Polizei-Helikopter ein Auto verfolgen, gelingt es John Ryder, von hinten heranrasend alle Polizisten inklusive Hubschrauber mit einer Handfeuerwaffe auszuschalten. Etwas später ist er dennoch gefangen, und obwohl er sich als immens gefährlicher Psychopath entpuppt hat, wird er während eines Transports doch nur mit zu lose sitzenden Handschellen gefesselt und von nur einem Cop bewacht. All das dient natürlich dazu, weitere brenzlige Szenen heraufzubeschwören, aber das hätte man besser hinbekommen können.

Kein Kritikerliebling

Ein Blick auf Metacritic und Rotten Tomatoes offenbart, dass das Remake beim Publikum deutlich besser ankommt als bei den Kritikern. Womöglich sind viele junge Zuschauerinnen und Zuschauer nicht mit dem Original vertraut oder können Modernisierungen generell mehr abgewinnen. Beim Kauf des Films ist Vorsicht geboten – es kursiert auch eine FSK-16-Fassung, die um 18,5 Sekunden zensiert wurde. Tatsächlich handelt es sich dabei um die Kinofassung, denn schon auf der großen Leinwand war „The Hitcher“ entschärft. Die Schnitte betreffen einzig ein paar Gewaltspitzen und verfälschen die Handlung nicht, aber einen gewalthaltigen Film will ich natürlich ungekürzt schauen, auch wenn es sich nur um weniger als 20 Sekunden handelt.

Dave Meyers hat Videos für P!nk, Missy Elliott, Jennifer Lopez, Janet Jackson und andere Topstars gedreht. Es ist schon in Ordnung, seine Neuauflage spannend zu finden und mit Genuss zu schauen. Ich halte sie aber für entbehrlich. Als Produzent war Michael Bay an Bord, der vier Jahre zuvor mit „Michael Bay’s Texas Chainsaw Massacre“ immerhin eine anständige Modernisierung eines Klassikers hinbekommen hatte, den ich mir gern mal wieder anschauen werde. Bei „The Hitcher“ reicht mir die einmalige Sichtung. Und sie hat Lust gemacht, endlich das Original mal wieder zu schauen, was ich ja ohnehin auf der Agenda habe.

Alle bei „Die Nacht der lebenden Texte“ berücksichtigten Filme mit Sean Bean und Neal McDonough haben wir in unserer Rubrik Schauspieler aufgeführt.

Wurde der Spieß umgedreht?

Veröffentlichung: 8. Oktober 2010 als Blu-ray 23. Juli 2007 als Doppel-DVD im Steelbook und DVD

Länge: 84 Min. (Blu-ray), 80 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 18 (zensierte Fassung: FSK 16)
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Originaltitel: The Hitcher
USA 2007
Regie: Dave Meyers
Drehbuch: Eric Red, Jake Wade Wall, Eric Bernt
Besetzung: Sean Bean, Sophia Bush, Zachary Knighton, Neal McDonough, Kyle Davis, Skip O’Brien, Travis Schuldt, Danny Bolero, Jeffrey Hutchinson, Yara Martinez, Lauren Cohn
Zusatzmaterial: Making-of (10:53), Featurette „A Good Day to Die“ (13:09), Featurette „Road Kill – Crashing Cars“ (10:01), entfernte Szenen, „Breaking News“ (4:36), deutscher und US-Trailer, Trailer „Hitcher – The Highway Killer“, Trailershow, Wendecover
Label/Vertrieb: Universum Film

Copyright 2019 by Volker Schönenberger

Szenenfotos & Packshot Blu-ray: © Universum Film

 

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